Norderstedt. Politik stimmt Vorlage der Stadtwerke Norderstedt zu. Die Tarifanpassung wurde kurzfristig noch verändert.

Strom und Gas in Norderstedt werden teurer. Der Stadtwerkeausschuss hat einer Vorlage der Stadtwerke Norderstedt zugestimmt, wonach die Tarife in der Grundversorgung zum 1. Januar 2023 angehoben werden. Das kommunale Versorgungsunternehmen reagiert hiermit auf die Marktsituation. Allerdings gibt es auch eine gute Nachricht: Die Erhöhungen für Energie fallen geringer aus als vor wenigen Tagen noch erwartet - der Politik wurde vor der Sitzung eine aktualisierte Fassung gereicht.

Der erste Entwurf für Gas hatte folgende Anpassung vorgesehen: Die Kilowattstunde sollte im Arbeitspreis 21,70 Cent statt wie bisher 17,90 Cent brutto kosten. Jetzt sind es 20,95 Cent, also immer noch 2,05 Cent mehr. Dafür sinkt der jährliche Grundpreis von 117,64 auf 110,35 Euro. Zum Vergleich: Am 1. Januar 2022 lag der Arbeitspreis noch bei 12,07 Cent.

Stadtwerke Norderstedt: 511,21 Euro mehr Belastung im Jahr für Durchschnittshaushalt

Die Stadtwerke stellen eine Beispielrechnung auf: Ein Haushalt mit einem jährlichen Verbrauch von 17.000 Kilowattstunden müsste im Jahr 511,21 Euro zusätzlich zahlen. Bei der ursprünglich vorgesehenen Erhöhung wären es 646 Euro gewesen. Es gilt aber weiterhin die Einschränkung: „Sofern keine weitere Preisanpassung im Jahr 2023 erfolgt.“ Monatlich wird sich der Stadtwerkeausschuss im Herbst und Winter mit den Preisen befassen, weitere Anpassungen sind also nicht ausgeschlossen.

Ursprünglich wäre schon das Quartal ab 1. Oktober teurer gewesen. Doch die zunächst vollzogene Erhöhung auf 20,90 Cent ist rückwirkend einkassiert worden. Grund ist der „Abwehrschirm“ der Bundesregierung. Die Gasumlage kommt nicht, dazu gilt bis 31. März 2024 eine geringere Mehrwertsteuer von 7 statt 19 Prozent auf Gas. Somit beträgt der Gaspreis in der Grundversorgung für Norderstedt seit Oktober 17,90 Cent.

Auch FairWatt und TuWatt werden teurer – die Höhe ist noch nicht bekannt

Die höheren Beschaffungskosten werden sich nicht nur auf den Tarif der Grundversorgung auswirken. Auch die FairWatt- beziehungsweise TuWatt-Tarife steigen. Diese sind allerdings nicht zustimmungspflichtig, werden also über die Internetseite sowie per direktem Anschreiben an die Haushalte bekanntgegeben.

Die meisten Kunden bei den Stadtwerken haben einen FairWatt-Tarif. Dennoch ist die Grundversorgung elementar. Denn sie steht allen Haushalten im Netzgebiet – also Norderstedt – zur Verfügung. Also auch, wenn ein anderer Versorger ausfällt oder vom Markt geht, was in den letzten Monaten nicht selten vorgekommen ist.

Dezember-Abschlag beim Gas soll erlassen werden

Der Dezember-Abschlag beim Gas soll nach Plan der Bundesregierung den Verbrauchern erlassen werden. Das Gesetz hierzu könnte in der kommenden Woche im Kabinett beschlossen werden, dann müsste noch der Bundestag zustimmen. Wie das genau ablaufen soll? Die Stadtwerke verweisen hier noch auf die fehlende gesetzliche Grundlage. Geplant ist, dass Endverbraucher, ob nun Haushalte oder Firmen, eine Gutschrift erhalten. Die Versorger wären dann auf den Bund angewiesen, um die entgangenen Zahlungen zu bekommen - nicht zuletzt aus Gründen der Liquiditätssicherung.

Für Mieter wird das Vorgehen anders sein. Hier soll die Entlastung über die nächste jährliche Heizkostenabrechnung weitergegeben werden. Indes soll schon im Dezember seitens der Vermieter über die Gutschrift informiert werden.

Dass die Deutschen Gas sparen, ist amtlich. Es waren zuletzt immer 20 bis 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Wie viel es in Norderstedt ist, können die Stadtwerke auf Nachfrage nicht genau sagen. Aber Fachleute raten generell zur Vorsicht, denn: Die Temperaturen sind im Schnitt wärmer. Nachtfrost gab es so auch in Norderstedt noch keinen. „Die Kalenderwoche 41 hatte von 2015 bis 2021 im Schnitt 11,1 Grad“, so Stadtwerkesprecher Oliver Weiß. „Im Jahr 2022 sind es 12,1 Grad.“

Norderstedt: Schon zum Dezember ein Preissprung beim Strom

Beim Strom steht bereits zum 1. Dezember eine enorme Preissteigerung an – in der Grundversorgung von 33,07 auf 55,60 Cent pro Kilowattstunde (brutto). Ab 1. Januar erhöht sich der Tarif dann ein weiteres Mal, aber wie auch beim Gas geringer als zunächst kommuniziert: Es sind nicht mehr 58,04 Cent, sondern 57,63 Cent. Die Steigerung beim Grundpreis von 60 auf 74,28 Euro bleibt jedoch.

Auch hier der Vergleich: Am 1. Januar 2022 kostete eine Kilowattstunde 32,77 Cent (Grundversorgung). Beim FairWatt-Tarif ist es ähnlich. Wer beispielsweise im Verbrauch zwischen 1500 und 2999 Kilowattstunden liegt, zahlte am 1. Januar 2022 noch 30,26 Cent – am 1. Dezember werden es 53,09 Cent sein. Die Höhe ab 1. Januar 2023 ist noch nicht bekannt.

Effekt durch Wegfall der EEG-Umlage nur von kurzer Dauer

Dass der Tarif im Sommer niedriger war (Grundversorgung zum 1. Juli: 28,35 Cent), hatte einen besonderen Grund. Oliver Weiß: „Von Mai auf Juli hatten wir die Preise sogar gesenkt, weil die EEG-Umlage auf Null gesenkt wurde. Aber das war leider nur von kurzer Dauer. Wir mussten wieder anheben. Und im Dezember kommt der große Sprung.“