Norderstedt. Arriba investiert 10 Millionen Euro in Sauna-Oase mit Teich und Ruhe-Haus. Warum das bei so manchem gar nicht gut ankommt.
Die Pläne sind spektakulär und 10 Millionen Euro teuer: Das Arriba Erlebnisbad in Norderstedt baut bis Ende 2024 eine große neue Sauna-Landschaft. Zweidrittel der ehemaligen Sommerliegewiese im Freibad werden dazu genutzt, um zwei Saunen mitsamt einem idyllischen Naturteich zum Abkühlen, einer Gastronomie und einem Ruhe-Haus entstehen zu lassen.
Doch schon bei der Präsentation der Pläne hatten Teile der Kommunalpolitik ihr „Befremden“ (FDP) ausgedrückt. Die Pläne kämen „zur falschen Zeit“ (Freie Wähler). Denn schließlich befinde sich Norderstedt und ganz Deutschland in einer Energiekrise ungeahnten Ausmaßes. Energiesparen und der Verzicht auf alle nicht nötigen Stromfresser ist angesagt.
Arriba Norderstedt: „Geht’s noch?“ – neue Sauna-Landschaft sorgt für Kritik
Und während manche Kommunen diskutieren, öffentliche Einrichtungen abzuschalten – und Saunen stehen da ganz vorne im Programm – planen die Stadtwerke Norderstedt, unter dessen Dach das Arriba wirtschaftet, den Ausbau der energieintensiven Sauna-Bereiches.
Die Leser des Abendblattes beschäftigt das Thema nachhaltig. Etliche Zuschriften erreichten die Redaktion. Und obwohl zu mutmaßen ist, dass sich trotz allem viele Bürgerinnen und Bürger in der Stadt auf die neue Sauna-Landschaft auch freuen, so steht derzeit ausnahmslos die Kritik an der Entscheidung im Vordergrund.
„Entscheidung ohne Fingerspitzengefühl“
Leser Manfred Kophal aus Norderstedt: „Es ist mehr als verwunderlich, dass die Stadtwerke Norderstedt die Umlage wie angekündigt zum 1. Oktober generell erheben und gleichzeitig einen Gewinn ausweisen, mit dem dann auch noch im Arriba eine Saunalandschaft errichtet werden soll. Geht’s noch? Sieht so Solidarität aus? Ein bisschen mehr Verantwortung und Fingerspitzengefühl der Führungsebene und der Kontrollorgane mit den Finanzen der Bürger wären hier angebracht.“
„Die Bürger in Norderstedt müssen die enormen Kosten für Strom und besonders Gas bezahlen, viele greifen dabei auf ihre Ersparnisse zurück“, schreibt Barbara Meyer-Stapelfeldt aus Norderstedt. „Und was machen die Stadtwerke? Sie investieren den Gewinn, den sie auf Kosten der Verbraucher erwirtschaftet haben, nicht in eine Deckelung der Preise, nein, sie investieren in eine Saunalandschaft!“
Arriba: Lieber Eintrittspreise senken als Saunen bauen
Die Stadtwerke haben im letzten Geschäftsjahr einen Rekordgewinn von über 25 Millionen Euro eingefahren. 9,8 Millionen Euro davon fließen in den allgemeinen Norderstedter Haushalt ab. Das Arriba Erlebnisbad ist hingegen seit Jahren defizitär.
„Die Stadtwerke sind Unternehmen der öffentlichen Daseinsvorsorge. Sie sollen Güter und Leistungen zur Verfügung stellen, die für ein menschliches Dasein notwendig sind. Ob Saunen dazugehören ist fraglich. Saunen gibt es in Norderstedt bereits ausreichend. Viel besser wäre es doch die Eintrittspreise zu senken um das Arriba-Bad attraktiver zu machen“, sagt deswegen Leser Jörg Belter aus Norderstedt.
Rekordgewinne laufen ins Spaßbad – Gas-Umlage wird voll erhoben
Mit Sarkasmus reagiert Leser Alfred Möller aus Norderstedt: „Da freue ich mich doch, dass ein großer Teil der Erträge unserer Stadtwerke ins Spaßbad fließen statt in alternative Energiekonzepte für die Einwohner Norderstedts. Und bei dem kleinen Gewinn sollte selbstverständlich die Energie-Umlage an die Kunden weitergegeben werden! Die permanenten Preiserhöhungen für Strom und Fernwärme sind so wichtig, um weiterhin Rekordgewinne zu generieren und damit Projekte wie das Spaßbad zu fördern! Sollte das Gas im Winter ausgehen, können wir uns ja wenigstens in der Saunalandschaft aufwärmen!“
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Die Leitung des Arriba und der Stadtwerke hatten betont, dass der Ausbau alternativlos sei, um mitzuhalten in der Konkurrenz der Bäder in der Region und um das Arriba weiterhin attraktiv zu halten. Sauna-Bereiche brächten das meiste Geld.
Arriba Norderstedt: Saunen werden energetisch nachhaltig betrieben
Werkleiter Nico Schellmann hatte allerdings betont, dass die Sauna-Landschaft nur Sinn mache, wenn sie energetisch nachhaltig betrieben werden könne. Dazu solle Erdwärme genutzt werden oder eine Solarthermie-Anlage mit Luft-Wärme-Pumpe.
Das gesamte Erlebnisbad soll künftig so heizen, um die benötigte Energie von derzeit zwölf Gigawatt zu halbieren. „Das ist der Weg hin zu einem nachhaltigen Badebetrieb – der nachhaltige Badespaß ist möglich“, sagte Werkleiter Schellmann.