Norderstedt. Strom und Gas sind drastisch teurer geworden, Kohlensäure wird knapp. Wie Inhaber und Küchenchef Detlef Berg durch die Krise navigiert.

Die hohen Energiepreise machen vielen Branchen schwer zu schaffen – darunter die Gastronomie. Das Traditionslokal „Hof Immenhorst“ in Norderstedt gehört zu den Betrieben in der Region, die mit drastisch erhöhten Strom- und Gasrechnungen umgehen müssen. Mit einem Bündel an Maßnahmen versucht Inhaber Detlef Berg, seinen Betrieb durch die Krise zu manövrieren.

Was die hohen Energiepreise für ihn bedeuten, beschreibt der 56-Jährige so: „Die Steigerungen sind enorm. Für Strom und Gas zahle ich jetzt insgesamt zwischen 75.000 und 100.000 Euro mehr pro Jahr. Eine leichte Existenzgefahr schwebt da schon im Hintergrund.“

Restaurant Norderstedt: „Eine leichte Existenzgefahr schwebt im Hintergrund“

Auch in anderen Bereichen schlagen Preissteigerungen zu Buche. „Kohlensäure wird knapp. Das ist vielen gar nicht bewusst“, sagt der Restaurantinhaber, der auch Küchenchef ist. „Wenn ich eine große Kohlensäure-Patrone für die Zapfanlage kaufe, hat die früher 70 bis 80 Euro gekostet. Heute muss ich 230 Euro bezahlen.“

Ein weiteres Beispiel: „Speiseöl ist viel teurer geworden. Früher haben wir 80 Cent für die Literflasche bezahlt. Jetzt sind es mehr als drei Euro.“ Die Folge: Pommes Frites, eine gerne gewählte Beilage, sind deutlich teurer in der Herstellung geworden.

„Vor Corona kostete ein Schnitzel 23,50 Euro. Heute nehmen wir 28,50“

Berg überlegte, eine Art Energiekostenpauschale bei den Restaurantbesuchern zu erheben. „Das haben wir dann auch mit einigen Kunden diskutiert, sie gefragt, ob sie so etwas akzeptieren würden. Aber die meisten sagten, dass sie Preiserhöhungen dann transparenter fänden.“

Den Weg ging der Betrieb dann auch. „Seit dem 1. Oktober haben wir die Getränkepreise erhöht, und zum Teil auch die Preise für das Essen.“ Berg nennt ein Beispiel: „Vor Corona kostete ein Schnitzel mit Beilagen bei uns 23,50 Euro. Heute nehmen wir 28,50 Euro. Aber eigentlich reicht das auch nicht.“

Mit der Anhebung der Preise ist der Restaurantbesitzer sehr vorsichtig

Berg möchte aber nicht weiter die Preise anheben. Zwar hat er viele eher wohlhabende Gäste, die Preiserhöhungen wohl eher abfedern könnten als andere. Viele haben auch Verständnis für die Lage der Gastronomen. Aber Berg sagt auch: „Wir wollen bei den Hauptgerichten eigentlich immer unter 30 Euro bleiben. Denn das ist für viele schon eine Schmerzgrenze.“

Bleibt der Ausweg, im Betrieb Kosten zu sparen – „ohne dass das zu Lasten der Kunden geht“, wie Berg betont. Der Betrieb setzt beim Energieverbrauch an und hat verschiedene Maßnahmen umgesetzt. Ein Beispiel: „Wir hatten früher weiße Tischdecken, ganz traditionell. Die haben wir zur Reinigung immer an eine externe Wäscherei gegeben. Aber das waren auch knapp 14.000 Euro Kosten im Jahr.“

Um Wäschekosten zu sparen, verzichtet das Restaurant jetzt auf Tischdecken

Um die zu sparen, hat das Restaurant neue Tische gekauft, die gut ohne Tischdecken auskommen. Was jetzt noch an Wäsche anfällt – Sets und Geschirrtücher – erledigt das Restaurant selbst.

Energie sparen, wo es geht – das ist jetzt auch das Motto in der Küche. „Wir schauen immer, dass wir die Öfen nicht unnötig laufen lassen. Deswegen koordinieren wir jetzt anders, bündeln mehr. Das bedeutet dann zum Beispiel, dass die Lasagne zusammen mit den Enten gebacken wird.“

Styroporkartons im Kühlhaus senken Energieverbrauch

Berg führt seinen Gast zum Kühlhaus, das sich im Bereich der Küche befindet. Er öffnet die schwere Metalltür, im Inneren stehen, neben den Lebensmitteln, viele Styroporkartons. „Die sind leer. Aber sie stehen da drin, weil es Energie spart. Denn dann muss die Kühlanlage keine leeren Flächen im Kühlhaus kühlen“, sagt Berg. Ein Elektriker habe ihm zu diesem Trick geraten.

Energie wird auch in vielen anderen Bereichen eingespart. „Wir heizen zum Beispiel den Wintergarten jetzt erst eine Stunde, bevor der erste Gast kommt.“ Für ihn und sein Team bedeutet das, in den Vorbereitungsstunden dann einen Pullover mehr anzuziehen.

Die große Kaffeemaschine wird später angemacht, für die Mitarbeiter gibt’s Filterkaffee

Läuft jetzt erst dann, wenn die Gäste kommen: Die Kaffeemaschine hinter dem Tresen.
Läuft jetzt erst dann, wenn die Gäste kommen: Die Kaffeemaschine hinter dem Tresen. © FMG | Claas Greite

Ein weiteres Beispiel ist die Kaffeemaschine: „Die wird mit Starkstrom betrieben. Früher hat der erste Mitarbeiter, der morgens kam, die immer ganz automatisch angemacht und sich dann erstmal einen Kaffee gemacht. Jetzt trinkt unser Team erstmal Filterkaffee und die große Maschine wird erst angemacht, wenn die Gäste nahen.“

Überall im Restaurant wurden auch die Glühbirnen gegen LED-Lampen ausgetauscht, „das war der Rat eines technisch kundigen Mitarbeiters“, sagt Detlef Berg. Auf dessen Rat wurde auch die Einstellung der Bewegungsmelder in den Toiletten geändert. „Früher ging das Licht immer automatisch für acht, neun Minuten an. Jetzt sind es fünf.“

Was Detlef Berg über den „Doppelwumms“ denkt

Wie viel diese Maßnahmen – von denen es noch einige mehr gibt – bringen? „Man wird es am Ende sehen“, sagt der Restaurantbesitzer. Und dann sind da natürlich noch die angekündigten, viel diskutierten staatlichen Maßnahmen gegen die hohen Energiepreise – Stichwort „Doppelwumms“. Dazu Detlef Berg: „Es ist mir noch ein bisschen zu durcheinander, im Moment. Keiner hat ja zum Beispiel so richtig den Durchblick, wie genau der Staat uns im Dezember mit den Energierechnungen hilft.“

Während der Corona-Krise, das betont er auch, sei es sehr gut gelaufen. „Die staatlichen Corona-Hilfen plus Kurzarbeitergeld plus Außer-Haus-Verkauf bei uns im Restaurant, so konnten wir durch die Krise kommen.“ Diesmal habe er gehofft, „dass es wieder so läuft wie in der Corona-Zeit“, dass Unternehmer also ihre tatsächlichen Verluste gelten machen können.

Restaurant Norderstedt: Steuerentlastungen könnten den Gastronomen helfen

Bei der Bewältigung der Krise setzt Berg darauf, selbst das zu tun, was möglich ist – wie etwa mit den Energieeinsparungen. Er betont auch, dass er ja eigentlich „kein Freund von allzu viel staatlicher Hilfe“ sei. Auf die Frage, ob er sich zusätzliche Hilfen für Gastronomen wünscht, zögert er. Und antwortet: „Na ja, ein bisschen Entlastung, zum Beispiel bei den Steuern, wäre schon ganz gut im Moment...“