Norderstedt/Hamburg. Christa Heise-Batt erhält Quickborn-Preis für ihr Lebenswerk. Was ein Krankenhaus-Erlebnis in Südamerika damit zu tun hat.

Ihre Brille nahm sie zwar mit auf die Bühne. Doch Christa Heise-Batt braucht sie kaum bei ihren Lesungen. Sie braucht auch kein Manuskript. Christa Heise-Batt rezitiert ihre Geschichten buddenkopps – auswendig. Jetzt zeichnete die Quickborn-Vereinigung für niederdeutsche Sprache die 85-Jahre alte Autorin aus Norderstedt mit dem Quickborn-Preis für ihr Lebenswerk aus. Der Festakt im Lichtwarksaal im Hamburger Komponistenviertel geriet zum Treffen der niederdeutschen Szene von Schleswig-Holstein und Hamburg.

Viele ihrer Kolleginnen und Kollegen wollten Christa Heise-Batt zu diesem renommierten Preis gratulieren, darunter Norderstedts Stadtpräsidentin Kathrin Oehme, Schleswig-Holsteins Ex-Innenminister und Norderstedts Alt-Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote mit Ehefrau Doris Grote, Vorsitzende der CDU-Kreistagsfraktion Segeberg, Christian Seeler, ehemals Intendant des Ohnsorg-Theaters mit Ehefrau Bärbel Seeler, Herma Koehn, freie Schauspielerin, die Autoren Gerd Spiekermann, Jochen Wiegandt, Bolko Bullerdiek und Dirk Römmer, Litha Freifrau zu Knyphausen-Klooß, Förderin der Quickborn-Vereinigung, Bernd C. Toepfer von der Toepfer-Stiftung bis zu Marina Mello vom Norderstedter Amateur-Theater. Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne) schickte ein Grußwort.

Christa Heise-Batt: Sie ist der niederdeutschen Sprache verschrieben

„Christa Heise-Batt steht sehr engagiert für die niederdeutsche Sprache ein“, sagte Sylvia Pein-Dethloff, Vorsitzende der Quickborn-Vereinigung. Der Name des 1904 gegründeten Vereins bedeutet „erfrischende Quelle“ und wurde von Klaus Groth geprägt.

„Ihr geht und ging es vornehmlich um das Fortbestehen der niederdeutschen Sprache, zudem war sie 14 Jahre Vorstandsmitglied der Quickborn-Vereinigung“, sagte Pein-Dethloff. Das allein schon würde die Norderstedter Plattdeutsch-Autorin und -Lehrerin, Schauspielerin und Rezitatorin für den Preis prädestinieren. „Und als Vortragende ist Christa Heise-Batt einfach ein Erlebnis.“

Sylvia Pein-Dethloff (v. l.), Christa Heise-Batt und Benita Brunnert freuten sich über die vielen bekannten Gäste bei der Verleihung des Quickborn-Preises.
Sylvia Pein-Dethloff (v. l.), Christa Heise-Batt und Benita Brunnert freuten sich über die vielen bekannten Gäste bei der Verleihung des Quickborn-Preises. © Heike Linde-Lembke | Heike Linde-Lembke

„Das Kuratorium der Quickborn-Vereinigung würdigt Christa Heise-Batt, weil sie sich seit Jahrzehnten wie kaum eine andere auf dem niederdeutschen Parkett bewegt“, heißt es in der Jury-Begründung. Der mit 2000 Euro dotierte Preis wird seit 1962 jedes zweite Jahr verliehen, darunter an Rudolf Kinau (1962).

Sie pflegt die Kultur mit Beiträgen in zahlreichen Medien

Christa Heise-Batt würde mit Rezensionen von Literatur, Hörbüchern, Musik und Theaterstücken für den NDR und mehrere Zeitungen, darunter für den Quickborn-Verlag und die Kieler Nachrichten, die niederdeutsche Sprache ebenso pflegen wie mit Berichten über niederdeutsche Ereignisse, darunter ihre Porträts von „Theaterlüüd“, in denen sie das „Who is Who“ der niederdeutschen Theaterlandschaft versammelt und damit auch ein Stück Zeitgeschichte geschrieben hat.

Neben der Quickborn-Vereinigung ist Christa Heise-Batt bis heute aktiv im Vorstand des Stadt-Kabaretts „Die Wendeltreppe“ am Hamburger Rathaus. Ein Höhepunkt in der niederdeutschen Szene sind aber immer wieder ihre Lese-Matinees im Ohnsorg-Theater.

Die Stadt Norderstedt initiierte ihr zu Ehren einen Kulturpreis

1997 gründete die Stadt Norderstedt ihr zu Ehren den Kulturpreis der Stadt, deren erste Preisträgerin sie wurde. Sie setzt sich stets für Norderstedts Kultur ein, ist beispielsweise Gründungsmitglied und Förderin des Kulturvereins Chaverim – Freundschaft mit Israel, gestaltet für die Stadt viele Lesungen und hat auch in vielen Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche der Musikschule Norderstedt als Vorleserin mitgewirkt – alles ehrenamtlich.

Die Laudatio auf die Preisträgerin hielt Benita Brunnert, Schauspielerin und Hörfunk-Moderatorin aus Norderstedt. Sie würdigte – op Platt – vor allem Christa Heise-Batts Lebensweg ab 1962 als erste Im- und Export-Kauffrau und Auslandskorrespondentin in Südamerika, während der sie ihren Kollegen mit Charme die Aufträge wegschnappte.

Eine Blinddarm-OP in Südamerika wurde zu einem Schlüsselerlebnis für Heise-Batt

Plattdeutsch war damals verpönt, und auch Christa Heise-Batt hütete sich vor der „Provinz-Sprache“. Dafür sprach sie fließend Englisch, Französisch und Spanisch. Bis sie auf dem OP-Tisch lag. Der Blinddarm. Und unter Narkose immer etwas erzählte, was die Ärzte nicht verstanden. Es war Plattdeutsch. Für Christa Heise-Batt das Schlüsselerlebnis, sich wieder ihrer Herkunftssprache zu widmen.

„In Christa ehr Geschichten geiht dat jümmer üm den Minschen. Se sleiht dorbi en liesen, sinnigen Toon an. Dorbi kann een dat Smüstern, wat se bi ehr Vertellens hett, förmlich vör sien egen Oog sehn. To’n Bispeel, wenn se vun den norddüütschen Winterspoort, dat Koken-Eten vertellt“, zitierte Benita Brunnert aus Heise-Batts Werk.

„Minschen“ hieß denn auch die Geschichte, die Christa Heise-Batt buddenkopps rezitierte, gefolgt vom ihrem Gedicht „Harfsttied“ als Einstimmung auf den Herbst.

Literaturliste: „Dörch de Johrstieden“ (1989, Verlagshaus Meincke), „Vun Metta, Lina un José“ (1998, Verlagshaus Meincke), „Sünn achter Wulken“ (2003, Quickborn-Verlag), „En goot Woort kost nix“ (2005, Quickborn-Verlag)„Wiehnachtsgedichten“ (Beteiligung, 2021, Quickborn-Verlag).