Norderstedt. Die Rotarier in Norderstedt feiern ihren 50. Geburtstag. Welche einflussreichen Personen aus der Stadt sich hier engagieren.
Neun Männer standen zur Auswahl. Männer mittleren Alters, mit unterschiedlichen Berufen, in denen sie für ihren „ehrbaren Erfolg“ anerkannt sein sollten. Männer, die auf dem Zenit ihres beruflichen und privaten Lebens standen und trotzdem noch ehrenamtlich in einem Charity-Club mitarbeiten konnten. Männer wie Tiermediziner Eberhard Magunna, wie Studiendirektor Horst-Günter Kolbe, Leiter des Gymnasiums Harksheide, und Hermann Thies, der auch der erste Präsident des neuen Clubs wurde, des Rotary Clubs Norderstedt.
„Nach zwei Jahren Vorbereitungszeit und mit Unterstützung der Rotarier aus Bad Segeberg und Pinneberg gründeten wir am 20. April 1942 den Rotary Club Norderstedt“, erinnerte sich Gründungsmitglied Eberhard Magunna an den Anfang. Mit ihm gehörten Heinrich Lönnies, der Mann, der Norderstedt erdacht hat und deshalb als „Löwe von Norderstedt“ bekannt ist, Heinz Manke, Jörn Peter Stielow, Leo Ernst, Jürgen Schiller und Guntram Peiser zur „Urzelle“ der Neun. Am 5. Juni 1972 überreichte der Kieler Rotary-Governor Oskar Protz den Norderstedtern die Charterurkunde. Aus den neun waren es inzwischen 21 Gründungsmitglieder geworden.
Rotary Club Norderstedt: Ein halbes Jahrhundert voller Wohltaten für die Gesellschaft
Jetzt feierten Norderstedts Rotarier mit 40 von 59 Mitgliedern, darunter sieben Frauen, und vielen Gästen, beispielsweise Petra Niemann-Hessler, Lady Governor für den hiesigen Rotary-District, und Oberbürgermeisterin Elke Christina Roeder, das Jubiläum des 50. Bestehens.
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Der Charity-Club kann auf eine stattliche Reihe von erfolgreichen Aktionen und Veranstaltungen verweisen. Am 17. Juli 2017 brachte ein Benefiz-Golfturnier 54.000 Euro für die Hilfsaktion „Herzbrücke“ ein, die herzkranken afghanischen Kindern mit einer Operation, unter anderem im Herz-und Gefäßzentrum des Hamburger Albertinen-Krankenhauses, das Leben rettet.
Das „Herzbrücke-Golfturnier“ auf dem Golfplatz von Gut Waldhof wird seit 2008 auf Initiative von Erika Magunna ausgetragen, Ehefrau von Eberhard Magunna. Die „Herzbrücke“ organisiert Rotarier Professor Dr. Friedrich-Christian Rieß mit Kollegen seit Jahren mit gutem Erfolg.
Norderstedt: Rotary Club zeichnet Abiturientinnen und Abiturienten aus
Weitere in der Region bekannte Rotarier-Aktionen sind die Gründung des Norderstedter Aboretums in den 1980er-Jahren am Stadtpark, das die Rotarier am 23. Juni 1987 der Stadt Norderstedt schenkten. „Wir haben die Bäume zum Teil selbst gepflanzt“, sagte Rotarier Wolfhard Tietgen in seiner Festansprache.
Rechtsanwalt Tietgen wurde kurz nach der Gründung Rotarier. Auch die Kulturstiftung Norderstedt hat der Charity-Club initiiert und veranstaltet seit dem Jahr 2000 mit der Musikschule Norderstedt die Neujahrskonzerte, die mittlerweile mehr als 300.000 Euro für die Förderung musisch begabter Kinder und Jugendliche einbrachten.
Alle Mitwirkenden verzichten auf ihr Honorar, und auch das gesamte Eintrittsgeld geht an die Kulturstiftung. Seit 1997 zeichnet der Club die besten Norderstedter Abiturientinnen und Abiturienten für ihre Spitzenleistungen aus und fördert sie jeweils mit 250 Euro.
Rotary Club: Seit zehn Jahren sind auch Frauen als Mitglieder willkommen
Mit dem 50. Bestehen feiern die Mitglieder auch, dass sie vor genau zehn Jahren Frauen nicht nur als Begleiterinnen ihrer Partner, sondern als Mitglieder begrüßten. „Die Aufnahme weiblicher Mitglieder hat uns gut getan“, lobte Wolfhard Tietgen, der seine Tochter, Rechtsanwältin Annkatrin Tietgen, in den Club holte.
Besonderes Lob gab es für Anette Reinders, ehemalige Stadträtin, Sozial- und Kulturdezernentin. Sie hat sich stark für den Bau des Norderstedter Frauenhauses engagiert, für Flüchtlinge aus der Ukraine und für die Norderstedter Tafel. Dafür zeichneten die Rotarier sie jetzt mit einer Ehrennadel aus. Ihre Amts-Nachfolgerin Katrin Schmieder zählt ebenfalls zu den sieben Rotarier-Frauen.
Die Kraft für ihre Charity-Aktionen schöpfen die Rotarier durch das stete Pflegen ihrer Freundschaft untereinander. Einmal in der Woche treffen sie sich in einem Lokal oder privat. Sie laden Referenten zu Vorträgen ein, unternehmen gemeinsame Bildungsreisen, beispielsweise nach Rom und Wien, nach Israel und Südafrika, und halten regen Kontakt zueinander und das nicht nur digital, sondern vor allem in persönlichen Begegnungen. Das jüngste Mitglied ist 36 Jahre alt, das älteste 99 Jahre. Der Vorstand wird jedes Jahr neu gewählt.
In der Corona-Zeit entdeckte der Club das Briefeschreiben wieder
„Die Pandemie und ihre Auswirkungen haben uns gezeigt, was geschieht, wenn dieses wöchentliche Treffen nicht möglich ist“, sagte Wolfhard Tietgen in seiner Jubiläumsrede. Man habe einander nicht nur vermisst, sondern die Gemeinschaft drohte, auseinander zu gehen. Virtuelle Treffen seien nur ein kläglicher Ersatz für persönliche Gespräche gewesen.
Bis der damalige Präsident Christoph Helwig an ein altes schönes Mittel des Gedankenaustausches erinnerte – und das Briefeschreiben empfahl. „Das hat uns in dieser Zeit zusammengehalten“, freute sich Tietgen. Auch Freundschaften zu anderen Rotary-Clubs werden geknüpft, die jüngste zum Rotary Club Kowloon in Hongkong.
Rotary Club Norderstedt: In einem Wettbewerb werden fünfmal 5000 Euro ausgelobt
„Wir haben uns bemüht, in unserer Stadt, aber auch über unsere Stadt hinaus dem Ziel von Rotary zu folgen, uns anderen Menschen nützlich zu erweisen und die Welt durch unser Verhalten und unsere Tätigkeit ein bisschen besser zu machen“, sagte Wolfhard Tietgen.
Keine Feier ohne Benefiz. „Wir wollen einen Wettbewerb veranstalten, für den wir fünfmal 5000 Euro ausloben“, sagt der derzeitige Präsident Philip Leuchtenberger. Bewerben könnten sich Kultur- und andere Vereine, Institutionen und auch Einzelpersonen, die sich für andere Menschen engagieren und für ein Projekt noch Unterstützung suchen. Das Prozedere werde demnächst bekannt gegeben.