Tangstedt. Rosenhecke, Tulpen, Narzissen: Warum für viele Gewächse der Herbst die beste Pflanzzeit ist und wie Balkone winterfest werden.

Herbstzeit ist Pflanzzeit. Warum ist das so und was gibt es dabei zu beachten? Dazu haben wir uns in der Tangsteder Gärtnerei Jenkel – Wilstedter Gartenbau umgeschaut und mit Tara Schmidt (25), Enkelin des Seniorchefs Martin Jenkel, und ihrer Gärtner-Kollegin Tatjana Sanchez (26) gesprochen.

Hamburger Abendblatt: Warum ist im Herbst die beste Pflanzzeit für winterharte Gartenpflanzen?

Tara Schmidt: Die Sommerhitze ist vorbei und der Boden wird feuchter. Bei dieser Witterung wurzeln die Pflanzen stressfreier an. Und das ist gut für das Wurzelwachstum - die Pflanze treibt so im Frühjahr besser aus.

Wie bereite ich den Boden auf die Herbstbepflanzung vor?

Tatjana Sanchez: Den Boden auflockern und ein wenig humusreiche Erde untermischen - je nachdem, wie alt der Boden ist. Auf jeden Fall Bodenaktivator mit einarbeiten. Das hilft den Mikroorganismen bei der Ansiedlung. Weiterhin sollten die Blumen beim Einpflanzen direkt gedüngt werden. Das kräftigt sie für den Winter.

Welche Pflanzen eignen sich für die Herbstpflanzung?

Tara Schmidt: Ganz klassisch die Winterheide. Sie blüht den gesamten Winter über von weiß bis rosarot. Es sieht sehr hübsch aus, wenn die Blüten durch den Schnee ragen. Stacheldraht und Gräser sind sehr beliebt. Sie lockern den Garten optisch auf. Die Scheinbeere mit ihren roten Früchten ist ein winterharter Bodendecker. Sie sieht nicht nur im Garten, sondern auch in Kübeln und Töpfen auf der Terrasse oder im Balkonkasten wunderschön aus.

Tatjana Sanchez: Ich empfehle ebenfalls das Purpurglöckchen. Das gibt’s in verschiedenen interessanten Blattfarben. Oder die Bartblume, sie hat jetzt ihre Blütezeit und trägt viele intensivblaue Blüten. Sie ist nicht nur hübsch, sondern auch beliebt bei Bienen und Hummeln. Von Lorbeer bis Thuja - auch Hecken sind im Herbst gut zu pflanzen.

Gilt das auch für die bei vielen beliebte Rosenhecke?

Tara Schmidt: Ja. Wir raten, diese im Herbst zu setzen. Dann kann sie, wie eingangs beschrieben, schon jetzt Kräfte sammeln. Die Wurzeln können sich vor den starken Frösten besser ausbreiten, um dann im Frühjahr auszutreiben.

Ob Tulpen, Narzissen, Hyazinthen oder Allium Zierlauch – was ist bei der Pflanzung von Blumenzwiebeln zu beachten?

Tatjana Sanchez: Auf jeden Fall jetzt einpflanzen, denn sie müssen Frost abbekommen, um im Frühjahr richtig schön zu blühen. Für die Pflanzung gilt: Blumenzwiebeln werden doppelt so tief gepflanzt wie die Zwiebel hoch ist. Und in jedes Pflanzloch eine Handvoll Dünger mitgeben, um sie schon jetzt mit Nährstoffen zu versorgen.

Sonne, Schatten, Halbschatten – wie wichtig ist der Standort?

Tatjana Sanchez: Rosen haben es gern sonniger. Stehen sie zu sehr im Schatten, dann wirkt sich das negativ auf das Blütenwachstum aus. Hortensien mögen es nicht so sehr, in der Sonne zu stehen. Blüten und Blätter würden zu schnell verbrennen, außerdem wäre der Wasserverbrauch beim Gießen sehr hoch. Halbschatten ist hier am besten. Das Purpurglöckchen kann man auch gut im Halbschatten oder Schatten setzen.

Sollte man Pflanzen zum Winter runterschneiden oder eher nicht?

Tatjana Sanchez: Eher nicht. Im Herbst ist der Saftfluss in den Pflanzen noch aktiv. Insgesamt ist es jedoch schwierig, einen allgemeingültigen Tipp zu geben. Stauden sollten Sie immer erst im Frühjahr runterschneiden, da das alte Laub die Pflanze noch vor dem Frost schützt und beim Herabfallen zu Humus wird. Frühjahrsblüher sollten erst nach ihrer Blüte geschnitten werden, da bei einem Rückschnitt im Winter die neuen Knospen entfernt werden.

Tara Schmidt, wie sieht Ihr idealer Garten aus?

Tara Schmidt: Tatsächlich ein bisschen wilder und biodivers – schon für die Insekten. Mit Obstgehölzen, Kräutern und Wintergemüsen. Wie Feldsalat und Radieschen, die kann man im Hochbeet jetzt noch ernten.

Und Ihr Garten, Tatjana Sanchez?

Tatjana Sanchez: Viele heimische Pflanzen und unterschiedliche Stauden. Das Ganze ergänzt mit einigen Gehölzen und vielen Gräsern. Hierdurch ist für Farbenpracht im ganzen Jahr gesorgt! Durch eine ergänzende saisonale Bepflanzung wird mein Garten perfekt abgerundet.

Blicken wir vom Garten Richtung Terrasse. Welche Pflanzengefäße eigenen sich für die kalte Jahreszeit?

Tara Schmidt: Terrakottatöpfe, am besten glasiert. Immer darauf achten, dass sie einen Ablauf haben. Dafür entweder ein Stückchen Holz unterlegen oder den Topf auf Füßchen stellen.

Astern sind schöne Herbstblüher in dezenten und knalligen Farben.
Astern sind schöne Herbstblüher in dezenten und knalligen Farben. © Bianca Bödeker | BIANCA BOEDEKER

Und wie mache ich meinen Balkon winterfest?

Tatjana Sanchez: Bei sehr hohen Minustemperaturen sollten die Pflanzen mit Vlies zum Schutz abgedeckt werden. Auch Pflanzkübel müssen geschützt werden. Hier eignet sich Luftpolsterfolie. Ansonsten ist es wichtig, auch im Winter die Pflanzen zu gießen. Das wird oft vergessen. Astern und Chrysanthemen sorgen im Herbst für bunte Farben im grauen Regenwetter. Ergänzend können Heide, Silberblatt und Zierkohl in die Balkonkästen gesetzt werden.

Verraten Sie uns abschließend Ihre Lieblingspflanzen für den Herbst und Winter?

Tatjana Sanchez: Die Fetthenne ist immer sehr hübsch. Sie blüht jetzt wunderschön in rosaroten Tönen. Auch das Purpurglöckchen mag ich sehr. Die Schmuckblätter gibt es in verschiedenen Farben von grün bis zu tiefem Rot.

Tara Schmidt: Ich mag ganz klassisch die Heide. Von der gibt es jetzt eine neue samtige Sorte mit grauen flauschigen Trieben. Sie landet in diesem Herbst auf jeden Fall in meinem Balkonkasten. Weil sie richtig schön ist – und total modern.