Norderstedt. Interessenvertreter von Eigentümern in Norderstedt sehen erhebliche Nachteile durch Pläne der Ampel-Koalition.
Parallel zum „Aktionstag bezahlbarer Wohnraum“, mit dem die Bundesregierung den Neubau von 400.000 Wohnungen angekündigt hat, ist jetzt der Norderstedter Verein Haus & Grund an die Öffentlichkeit gegangen. „Wir fordern warme Wohnungen statt nur heißer Luft“, sagt ihr Vorsitzender Sven Wojtkowiak. „Die bürokratischen Hürden der Bundesregierung lassen dieses Ziel doch gar nicht zu. Das funktioniert so nicht.“
Die vielen Vorgaben und Vorschriften zur energetischen Wärmedämmung, zum Solarstrom oder Heizungserneuerungspflicht würden Investoren abschrecken und den Wohnraum eher noch teurer als billiger machen wie behauptet, kritisiert der Vereinschef, der 1932 Mitglieder vertritt und für etwa 30.000 private Eigentümer von Ein- und Mehrfamilienhäusern und 17.000 vermieteten Wohnungen in Norderstedt spricht.
Immobilien Norderstedt: Abrechnung – Haus & Grund schießt gegen Regierungspläne
Im Jahr 2008 hätten sich Kanzlerin Angela Merkel und Finanzminister Peer Steinbrück hingestellt und den Bürgern versprochen: „Euer Geld ist sicher“, so Wojtkowiak und erinnert an die damalige Banken- und Finanzkrise. Das habe die Menschen im Land beruhigt.
Doch die jetzige Ampel-Koalition verunsichere die Leute, die sich sorgten, dass sie im Winter womöglich frieren müssten und ihre Heizkosten nicht mehr bezahlen könnten. Darum ließ er jetzt direkt vor der neuen Haus-und-Grund-Geschäftsstelle an der Ochsenzoller Straße ein Transparent enthüllen, das den Slogan trägt: „Warme Wohnung statt heißer Luft.“
Plakate zeigen Olaf Scholz und Robert Habeck – aber nicht Christian Lindner
Von der SPD-Grünen-FDP-Koalition sind daneben allerdings nur die Konterfeis von Kanzler Olaf Scholz und Wirtschaftsminister Robert Habeck abgebildet. Finanzminister und FDP-Parteichef Christian Lindner soll offenbar von der Kritik ausgenommen werden. Schließlich gilt der Grundeigentümerverein der FDP nahe zu sein. Wojtkowiak ist ja auch für die FDP in die Norderstedter Stadtvertretung gewählt worden und gehört inzwischen der Fraktion der Freien Wähler an.
Aber das ändert nichts an den Kritikpunkten, die er aus Sicht der Grundeigentümer vorbringt. So kommt die versprochene Gaspreisbremse, die andere Länder wie Frankreich, Holland und England längst eingeführt haben, erst im März nächsten Jahres. „Das ist viel zu spät. Dann ist die Heizperiode vorbei.“ Zumal diejenigen, die mit Öl heizten, demnach keine Entlastungen bekämen. „Aber jede vierte Wohnung in Schleswig-Holstein wird noch mit Öl beheizt“, weiß Wojtkowiak.
Gaspreisbremse im März 2023? „Viel zu spät“
Und die Einmalzahlung im Dezember, bei der die Energieversorger auf die Einziehung der Abschlagszahlungen verzichten sollten, entlaste nur die Eigentümer, die selbst in ihrer Wohnung lebten. Vermieter dagegen durften die Heizkosten trotz der horrend gestiegenen Energiepreise nicht auf die Mieten aufschlagen, kritisiert Wojtkowiak.
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Die würden nun leer ausgehen und stünden im Frühjahr nach der Abrechnung vor der Pleite, weil sie auf einen Schlag Tausende Euro nachzahlen und darauf hoffen müssten, dass ihre Mieter diese Mehrkosten sogleich zurückzahlten. Darum fordere sein Verband, dass Vermieter „immer dann die Heizkosten-Vorauszahlungen angemessen erhöhen können müssen, wenn die Versorger ihrerseits die Vorauszahlungen erhöhen.“
Immobilien: Photovoltaik erfordert zu viele bürokratische Hürden
Auch die Bestimmungen der Solarstromnutzung seien längst nicht mehr zeitgemäß, ärgert sich Wojtkowiak. So dürften Vermieter keineswegs Photovoltaik auf ihren Dächern installieren und den günstigen Strom anschließend an ihre Mieter verkaufen, nicht einmal verschenken. Dafür müssten sie erst ein Gewerbe anmelden und weitere bürokratische Hürden überwinden.
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Stattdessen wolle die Landesregierung jetzt den Häuslebauern vorschreiben, dass sie ihre Dächer mit Solarstrom bestücken sollten. Obwohl sie selbst nicht im Entferntesten mit gutem Beispiel vorangehe, so Wojtkowiak. „Nur vier Prozent der öffentlichen Gebäude in Schleswig-Holstein haben bereits eine Photovoltaikanlage auf dem Dach.“
Und die CO2-Bepreisung sei auch eine Gebühr, die die Eigentümer ungebührend belaste. „Die Vermieter werden bestraft, weil ihre Mieter es gerne warm haben“, sagt Wojtkowiak. „Das ist genauso unsinnig, als wenn die Automobilhersteller für den erhöhten Benzinverbrauch ihrer Autofahrer zahlen müssten.“