Norderstedt. Stadtwerke verlangen gut 1000 Euro für Trennung des Gashausanschlusses. Eigentümer verärgert. Das sagt der Energieversorger.

Sie helfen gegen explodierende Gaspreise und bringen den Klimaschutz voran: Wärmepumpen. Doch wer seine Heizung auf die umweltschonenden Wärmeerzeuger umstellen will, kann mit überraschenden Kosten konfrontiert werden. So wie einige Bürger in Norderstedt, die Post von den Stadtwerken bekommen und sich in unserer Redaktion gemeldet haben.

Der Netzanschluss für Gas müsse getrennt werden, habe es da geheißen. Das koste 1010 Euro, denn: Die Straße müsse an der Grundstücksgrenze von einem Team der Stadtwerke aufgerissen und dann die Hausleitung von der Hauptgasleitung getrennt werden. Zeitlicher Rahmen der Arbeiten: circa drei Tage.

Wärmepumpe eingebaut: Andere Kommunen versiegeln die Gasleitung unentgeltlich

Dieses Vorgehen sei in anderen Kommunen nicht üblich. In Hamburg beispielsweise werde unentgeltlich mittels eines „Blindflansch“ die Gasleitung im Gebäude versiegelt. Das sei auch in vielen anderen Kommunen so. Die Regelung in Norderstedt sei offensichtlich aus der Zeit gefallen.

„Angesichts dieses Aufwands stellt sich die Frage, wie das künftig laufen soll, wenn nicht mehr nur einzelne Haushalte, sondern jedes Jahr mehrere tausend Immobilien vom Gasnetz getrennt werden müssten: Was geschieht, wenn die Stadtwerke diesem absehbaren Ansturm nicht gerecht werden? Und selbst wenn das Personal dafür aufzutreiben wäre – soll Norderstedt in der Folge zur Dauerbaustelle werden?“, schreibt ein Leser.

Gashausanschluss muss getrennt werden, um die Betriebssicherheit zu wahren

Die Stadtwerke begründen ihr Vorgehen mit Sicherheitsaspekten: Eine Trennung des Gashausanschlusses sei nötig, um die Betriebssicherheit zu wahren und auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht erforderlich. Diese Trennung nehme der Netzbetreiber, also die Stadtwerke, direkt am Gashausanschluss vor.

„Die Trennung ist in der Niederdruckanschlussverordnung (NDAV) geregelt und kann vom Versorgungsunternehmen in Rechnung gestellt werden“, sagt Oliver Weiß, Sprecher der Stadtwerke. Eine „Versiegelung mittels Blindflansch“ werde dem nicht gerecht und könne – wenn überhaupt – nur eine temporäre Lösung darstellen.

Was passiert aber, wenn der Gasanschluss getrennt ist, und die Wärmepumpe ausfällt? „Der Gashausanschluss kann auf Wunsch des Haushalts getrennt werden“, sagt Weiß. Fällt der Strom aus, verfügten Haushalte mit einer Luftwärmepumpe über Speichermedien. Die durchschnittliche Unterbrechungsdauer im Netz der Stadtwerke habe in den letzten Jahre bei rund vier Minuten gelegen. Es existierten technische Lösungen, bei denen Wärmepumpen hybrid mit Strom und Gas einsetzbar sind.

Wärmepumpe eingebaut: Nicht jede Immobilie ist dafür geeignet

Ein Ansturm auf Wärmepumpen sei nicht zu erwarten, da nicht jeder, der eine haben will, über eine Immobilie verfüge, die zum Einsatz geeignet sei. Insofern werde Norderstedt durch den Einbau von Wärmepumpen keine Dauerbaustelle.

Die Stadtwerke sehen dem von Politik und Experten forcierten Einbau von Wärmepumpen gelassen entgegen. „Damit wird die Wärmeerzeugung vom fossilen Energieträger Erdgas zum erneuerbaren Energieträger Strom umgestellt. Insofern findet kein wirklicher Verlust statt, sondern eine Verlagerung, die im Sinne der Nachhaltigkeit und der Unabhängigkeit zu begrüßen ist“, sagt Weiß. Darüber hinaus erwirtschafteten die Stadtwerke einen Großteil des Konzernüberschusses nicht in den Energiesparten, sondern in der Telekommunikation.