Norderstedt. Nach gescheitertem Start der Gebührenpflicht in Norderstedt gibt’s jetzt sogar Geld zurück für die geschädigten Bürger.
Da will die Norderstedter Stadtverwaltung nach Jahrzehnten der Diskussion und Planung am Donnerstag, 1. September, die Kostenpflicht auf über 1000 Parkplätzen in den Tiefgaragen in Norderstedt-Mitte und auf dem P+R-Parkplatz in Friedrichsgabe einführen – und dann versagen zum Start um 8 Uhr die Automaten.
Und auch einen Tag nach der Panne ist die Sache noch nicht ausgestanden. Nach wie vor können die Autofahrerinnen und Autofahrer kostenlos in Norderstedt parken. Denn die Automaten laufen immer noch nicht. „Momentan sind alle Automaten gleichzeitig außer Betrieb gesetzt, und werden dann alle gemeinsam wieder in Betrieb gesetzt“, sagt Stadtsprecher Bernd-Olaf Struppek. Wann die 18 Automaten sauber laufen, ist noch unklar. „Die Stadt wird öffentlich-medial informieren, sobald alle Parkautomaten wieder voll funktionsfähig sind.“
Parken Norderstedt: „Ist doch super!“ – Parkautomaten weiter defekt
Es waren laut Struppek nicht – wie am Donnerstag kommuniziert – Probleme mit der Software ausschlaggebend für die Panne. „Es gab nach jetzigem Kenntnisstand Spannungsprobleme im Stromnetz. Dadurch war die Kommunikation zwischen den Parkautomaten und dem Rathaus teils gestört“, sagt Struppek.
Vor dem Starttag Donnerstag hatte die Stadt nach eigenen Angaben einige Testläufe mit den Automaten gemacht. Die Störung sei dann erst am Donnerstagmorgen aufgetreten und der Stadt bekannt geworden. Die schon vor dem Start an den Automaten angeklebten „Außer Betrieb!“-Schilder hatten keinen Zusammenhang mit den technischen Problemen.
Testläufe funktionierten, Probleme erst am Donnerstag
„Die Schilder hingen deshalb vorab an den Automaten, weil verhindert werden sollte, dass Nutzerinnen und Nutzer, die vom Beginn der Parkraumbewirtschaftung gehört, den genauen Starttermin aber nicht mehr realisiert hatten, die Automaten bereits im Vorwege des 1. September benutzen“, sagt Struppek.
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Die Menschen, die am 1. September pflichtgemäß ihre Parktickets ziehen wollten, erlebten Merkwürdiges. Wer zwei Euro für ein Tagesticket einwarf, erhielt die Anweisung, weitere 1,97 Euro zu zahlen. Wer den Vorgang daraufhin abbrach, bekam sein Geld aber nicht mehr zurück. Auf diese Weise haben wohl etliche Bürgerinnen und Bürger nun einen – wenn auch kleinen – finanziellen Schaden erlitten.
Geld verschwand im Automat? Gibt’s im Rathaus bar zurück!
Die Stadt will dieses Geld den Bürgerinnen und Bürgern wieder zurückgeben. Struppek sagt, Betroffene könnten sich das Geld in bar im Rathaus abholen. Das gelte auch für alle Mitarbeitenden des Rathauses, die mit zu den Hauptnutzern der Parkplätze hinter und unter dem Rathaus gehören. „Dies ist größtenteils bereits erledigt“, sagt Struppek. „Bürgerinnen und Bürger können sich ab Montag unter der Durchwahl 040/53 59 52 19 melden.“ Im Zweifelsfall wolle die Stadt Kulanz zeigen, verspricht Struppek.
Für die meisten Bürgerinnen und Bürger in Norderstedt war die Automaten-Panne eher ein Grund zur Freude. Die Kommentare in den sozialen Medien, unter anderem auf der Facebook-Seite der Stadt Norderstedt, waren belustigt und mitunter voller Spott.
Internet kippt Spott über der Stadt Norderstedt aus
„Ist doch super!! Geschenke einfach mal annehmen“, schreibt eine Norderstedterin. Eine andere ironisch: „Das ist jetzt aber wirklich schade. Dabei hatten sich alle schon sooo auf das Bezahlen gefreut!“ Andere ulken: „Wir sind sehr geduldig und können langeee warten! Es ist überhaupt kein Problem!“. Manche sehen die Situationskomik: „Entschuldigt sich die Stadt gerade dafür, dass man noch etwas länger kostenfrei parken darf?“
Wieder andere bemühen höhere Mächte: „Nannte man früher sowas nicht Gottesurteil?“ Oder schlagen Lösungen vor: „Das wäre nicht passiert, hätte man sie erst gar nicht installiert. Also wieder demontieren – Problem gelöst.“ Und andere finden es „einfach nur peinlich“.
Trotz Panne: Garagen wirken deutlich leerer. Dauerparker vertrieben?
Abgesehen von der Automatenpanne brachte der erste Tag der (nicht wirklich funktionierenden) Parkraumbewirtschaftung in Norderstedt allerdings schon erste Erkenntnisse. Augenscheinlich war es in den Tiefgaragen deutlich leerer als sonst – wie auch schon in den Tagen vor dem Start am 1. September.
Obwohl am Donnerstag Wochenmarkt auf dem Rathausmarkt war – ein in den letzten Jahren immer mit Hochbetrieb in den Garagen verbundener Tag –, fanden Autofahrerinnen und Autofahrer problemlos Stellplätze in der Tiefgarage.
Parken Norderstedt: Ordnungsamt hat Anwohnerstraßen im Fokus
Ein Ziel der Parkraumbewirtschaftung ist es, die Dauerparker aus den städtischen Garagen zu vertreiben. Oder sie zumindest dazu zu nötigen, 40 Euro im Monat und 480 Euro im Jahr dafür zu bezahlen, dass sie öffentlichen Grund für das Abstellen ihres Privatautos nutzen.
Die Stadt möchte diesen Eindruck indes nicht bestätigen. „Um eine Aussage treffen zu können, ist es viel zu früh“, sagt Struppek. Ebenso wenig könne er sagen, ob es in den rund um das Rathaus liegenden Anwohnerstraßen, in denen kostenlos geparkt werden kann, der Parkdruck bereits am ersten Tag zugenommen habe. Allgemein erwartet wird der Effekt. Das Ordnungsamt will ein Auge auf die Situation haben.