Norderstedt. Wie das Ensemble „Quadro Nuevo“ aus Salzburg den Zuschauern auf der Waldbühne einen perfekten Sommerabend bescherte.

Das dritte Konzert des Schleswig-Holstein Musik Festivals (SHMF) in Norderstedt wurde zum kleinen, feinen Stadtpark-Fest. Stände unter weißen Pagodenzelten boten Kaffee, Wasser, Wein und Würstchen an, der SHMf-Förderverein verkaufte Sitzkissen, Flugzeuge dröhnten, Krähen krächzten, Singvögel zwitscherten.

Vor der Waldbühne standen die Stuhlreihen dicht an dicht, und auch die Sitzbänke auf der Hangwiese waren gut gebucht. Die Stimmung war harmonisch, man prostete sich zu, plauderte über all diejenigen, die gerade nicht anwesend waren.

SHMF: Stadtpark Norderstedt – Lauschige Reise durch die Musikwelt

Gemütliches Ambiente an der Waldbühne im Norderstedter Stadtpark.
Gemütliches Ambiente an der Waldbühne im Norderstedter Stadtpark. © Heike Linde-Lembke

Das Ensemble „Quadro Nuevo“ stellte sein Konzert unter das Motto „Wunder Welt Musik“ und nahm das Publikum, darunter Stadtpräsidentin Kathrin Oehme, die Zweite Stadträtin und Kulturdezernentin Katrin Schmieder und Kulturamtsleiter Dieter Powitz, mit auf eine Reise durch die Musik dieser Welt.

Gestartet wurde in Buenos Aires. Die vier Musiker aus Salzburg boten argentinischem Tango, beste Salonmusik, wobei Kontrabassist Dietmar D. Lowka den Corpus seines glänzenden Instruments auch als Trommel nutzte und mal mit der flachen Hand, mal nur mit einem Finger bespielte.

Das Bandoneon entführte in die Welt des Tango

„Salva di D. D.“ hieß der erste Titel, dem Tangos aus den 1930er-Jahren folgten. „Wer Lust hat, Tango zu tanzen, wir haben hier vor der Bühne eine Fläche vorbereitet“, animierte Saxofonist und Moderator Mulo Francel. Das Ensemble gab seinen Tango-Adaptionen vor allem durch das Bandoneon eine ganz eigene Prägung, gespielt von Andreas Hinterseher.

Er war auch der Star am Akkordeon, als die Ensemble-Reise weiterging nach Sao Paulo, dieser 20-Millionen-Einwohner-Stadt in Brasilien. „An jeder Ecke dieser Stadt wird gesungen, gespielt und getanzt, aber niemals auf einem Bandoneon, sondern immer nur auf dem Akkordeon“, erzählte Mulo Francel.

Italienische und deutsche Volkslieder im Jazz-Stil

Komponist Chris Gall schrieb sich ein Klavier-Solo in das Stück, das er meisterlich und sehr konzentriert spielte, während Lowka auf seinem Kontrabass brummte, mit dem Bogen die Saiten schlug, trillerte und sanft streichelte und Mulo Francel sich mit einem Solo auf dem Tenor-Saxofon Zwischen-Applaus holte. Doch was die Salzburger auch spielten – es klang immer ein Hauch Humor mit an.

Weiter ging es nach Neapel mit dem italienischen Volkslied „Die Rückkehr nach Sorrent“, ein Sehnsuchtslied, eine Schnulze, die das Ensemble aber schnell verjazzte. Nur Mulo Francel durfte mit der Mandoline die Mondschein-Melodien schluchzen. Vom italienischen zum deutschen Volkslied – „Die Gedanken sind frei“ wurde vom Quartett ganz unsentimental und jazzig interpretiert.

Stadtpark Norderstedt: Frenetischer Applaus am Ende des Konzertes

Die Zuschauerreihen an der Waldbühne waren gut besetzt.
Die Zuschauerreihen an der Waldbühne waren gut besetzt. © Heike Linde-Lembke

Eine der dankbarsten Welt-Musiken ist die orientalische, und damit ging die Reise nach Kairo. Bassist Lowka wechselte zu Cajon und Trommeln, Mulo Francel erzeugte auf der Klarinette einen Sehnsuchtsklang, es wurde rhythmusbetont und tänzerisch.

Mit „Tango Nuevo“ von Astor Piazzolla ging es in den zweiten Teil und anschließend nach Brasilien zu „Rabazzo Samba“, frisch und flott gespielt. Wieder ein Sprung zurück über den großen Teich nach Samos, zu Ikarus, den die Vier mit ihren Instrumenten malerisch in die Freiheit fliegen ließen, was wieder in feinsten Jazz mündete, zu Odysseus und zu einem Segeltörn in der Ägäis. Das Publikum dankte für diesen lauschigen Konzert-Sommerabend mit frenetischem Beifall.