Itzstedt. Gruppe Halbstarker sprang ungestüm vom Drei-Meter-Brett. Kurze Zeit später landete der Rettungshubschrauber am Badesee.
Das Drei-Meter-Brett am Itzstedter See – für Testosteron-gesteuerte Halbstarke ist der Sprungturm auf der Steganlage des beliebten Badesees jedes Jahr der Hotspot. Nirgendwo kann man so schön „Arschbombe“ machen, Salti ins kühle Nass drehen oder elegante Hechtsprünge zelebrieren. Und nirgendwo kann man sich vor kichernden Mädchen und mackernden Kumpels besser als krasser Kerl beweisen.
Am Mittwoch trieben die Temperaturen von mehr als 30 Grad die Menschen in Schaaren ins Itzstedter Freibad. Und rund ums Drei-Meter-Brett war fast kein Zutreten mehr. Ganze Gruppen von halbstarken Jungs sprangen um die Wette. Und das ging gegen Abend dramatisch schief.
Itzstedter See: Jugendlicher bei Badeunfall schwer verletzt
„Wir hatten eine Gruppe von Jungs im Bad, die waren sehr wild“, sagt Johannes Schmidt, Leiter des Freibads Itzstedter See und technischer Leiter des DLRG-Ortsvereins Itzstedt. „Wir hatten die jungen Leute schon zweimal vorgewarnt und in der Folge sogar ein 30 minütiges Badeverbot ausgesprochen.“ Unter anderem, weil die jungen Kerle die „Bombenkette“ praktizierten.
Ein beliebtes „Arschbomben“-Spektakel unter den Jugendlichen. Einer nach dem anderen springt in kurzen Abständen ins Wasser – damit möglichst viele Einschläge im Wasser, dicht nebeneinander, für richtig viel Spritzwasser sorgen.
Springer landete auf dem Jungen unter Wasser und verletzte ihn schwer
Der Unfall hingegen geschah dabei nicht. „Ein Junge ist einfach 20 Zentimeter zu weit in die Richtung eines anderen gesprungen“, sagt Schmidt. Und dabei hat er diesen voll erwischt unter Wasser. Laut Schmidt wurde der Junge schwer verletzt dabei. „Die Freunde zogen ihren Kumpel dann sofort an den Armen aus dem Wasser auf die Steganlage“, sagt Schmidt. Aufgrund der berechtigten Befürchtung, dass der Junge Wirbelsäulenverletzungen haben könnte, keine gute Idee. „Wir hätten ihn lieber im Wasser geborgen.“
Zum Glück für den Verletzten: Das DLRG-Team war in beträchtlicher Stärke an diesem Tag vor Ort. „Neun unserer Leute machten an diesem Tag gerade Rettungsschwimmtraining im See. Ich war zum Zeitpunkt des Unfalls zu Hause, bin dann aber sofort ins Bad gefahren“, sagt Schmidt. So bekam der Junge die beste Soforthilfe, ehe dann kurze Zeit später der Rettungswagen mitten auf die Liegewiese fuhr und der Rettungshubschrauber mit einem Notarzt an Bord vor dem Bad landete.
Wie schwer die Verletzungen des Jungen waren, ist nicht bekannt. „Ich würde sagen, er war schon schwer verletzt. Atmung und Kreislauf waren aber in Ordnung“, sagt Schmidt. Ob die Wirbelsäule in Mitleidenschaft gezogen wurde, kann Schmidt nicht sagen. „Da bekommen wir keine Rückmeldung. Aber ich hoffe, dass er bald wieder gesund wird und demnächst hier wieder herumspringt – und vielleicht mal vorbeikommt bei uns und Danke sagt.“
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Und wie geht es nun am Sprungturm weiter. Grundsätzlich sichere die DLRG den Turm immer mit einem Team-Mitglied, wenn es richtig voll wird. „Es darf nur immer ein Springer zurzeit aufs Brett“, sagt Schmidt. „Doch unsere Leute müssen nicht nur ein Auge auf den Sprungturm haben, sondern auch noch die vielen Leute auf der Steganlage bändigen.“
DLRG: Vorbildliche Jugendarbeit schafft viel Nachwuchs
100 Prozent der brenzligen Situationen kann die DLRG nicht entschärfen. Obwohl sie in Itzstedt mit beispielhaft vielen Leuten immer vor Ort ist. „Sieben Männer und Frauen waren wir am Mittwoch“, sagt Schmidt. „Und ich kann problemlos täglich 15 Leute dazu holen.“
Die Itzstedter DLRG macht vorbildliche Nachwuchsarbeit, schafft ein gutes Vereinsklima, bietet jungen Nachwuchs-Retterinnen und -rettern Gemeinschaftsgefühl und gute Ausbildung. „Und sie können sich im Bad ein Taschengeld dazu verdienen“, sagt Schmidt.
Doch wenn der jugendliche Leichtsinn am Werk ist, sind Unfälle wie der am Mittwoch leider kaum zu vermeiden. „80 Prozent der Badeunfälle geschehen aus Selbstüberschätzung und/oder unter Einfluss von Alkohol“, sagt Schmidt. „Und die Hauptaltersgruppe für schwere oder sogar tödliche Unfälle sind junge Männer im Alter zwischen 15 und 28 Jahren.“