Norderstedt. Das sagen Organisatoren und Stadtpark nach dem Match Börner Open Air. Und nennen Gründe, warum es nicht ausverkauft war.
Die letzten Aufräumarbeiten liefen noch einige Tage nach dem Festival. Das Team des Match Börner Open Air ging auf der Wiese im Stadtpark Norderstedt, wo am Wochenende Tausende Besucher unter anderem bei Torfrock, Tim Bendzko, Lotto King Karl, Matze Knop, Extrabreit, Illegal 2001 oder der Münchener Freiheit gefeiert hatten, jeden Quadratmeter ab, sammelte jeden Zigarettenstummel ein, den sie fanden. „Dann ist es so, als wären wir nie hier gewesen“, sagt Co-Organisator Tony Groß, der zusammen mit Patricia Kahl die Veranstaltung realisiert hatte.
Für eine detaillierte Bilanz war noch keine Zeit. „Wir werden eine ehrliche Auswertung machen und gucken, inwiefern alles geklappt hat, was gut war und was negativ.“ Das soll aber erst Mitte bis Ende August geschehen, dann zusammen mit der Stadtpark-Leitung.
Stadtpark Norderstedt: Drei Tage Festival – so stehen die Chancen für 2023
Am auffälligsten, und das ließ sich eben nicht von der Hand weisen: Die Konzerte waren nicht ausverkauft. Eine genaue Zahl an abgesetzten Tickets und Personen, die an den drei Tagen da waren, gibt es noch nicht. Aber die maximal möglichen 2000 Menschen wurden an keinem der Nachmittage oder Abende erreicht. Am vollsten war es vor der Bühne wohl beim Auftritt von Torfrock.
Groß schätzt, dass dies auch damit zusammenhänge, dass es sich um eine Premiere handelte, manche also vielleicht interessiert waren, den zuvor unbekannten Veranstaltern aber nicht ganz trauten. Dazu gab es in der Region große Konkurrenz.
Milow trat am Sonnabend vor 12.000 Menschen umsonst in Volksdorf auf, es gab das Deichbrand-Festival bei Cuxhaven, Max Mutzke im Hamburger Stadtpark und die Broilers im Volkspark. Das kostete Norderstedt mutmaßlich Gäste. Dazu waren die Line-ups der drei Tage unterschiedlich, was, so war öfter zu hören, für einige ein Argument gegen den Kauf von Kombitickets war.
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Match Börner Open Air: Organisatoren hatten keinen Gewinn erwartet
Als Organisatoren waren Tony Groß und Patricia Kahl, die in Langenhorn das Billardcafé Match betreiben, ins Risiko gegangen, hatten einen Verlust einkalkuliert. „Wir hatten nie damit gerechnet, dass wir im ersten Jahr Gewinn machen“, so Groß. Und was sie jetzt schon immer wieder hören: „Leute sind traurig, dass sie nicht dabei waren.“
Von den Künstlern und Gruppen, zum Teil mit jahrzehntelanger Bühnenroutine, haben sie gutes Feedback erhalten. Ein Beispiel war Tim Bendzko: „Der fand es bei uns einfach cool. Wir haben an zwei Abenden mit ihm zusammengesessen, ein Feierabendbier getrunken. Er wird Norderstedt in guter Erinnerung behalten.“
Tim Bendzko campte drei Tage am Stadtparksee
Drei Tage durfte der Sänger mit seinem Campervan am See stehen, berichtete auf seiner Instagram-Seite gut gelaunt über seinen Aufenthalt im Stadtpark, schien den Kurztrip sichtlich zu genießen. Und am Ende seines Konzerts sagte er: „Wir sehen uns wieder.“
Zumindest hoffen Kahl und Groß, dass sich ihr Festival nun in der Branche herumspricht und Booking-Agenturen anderen Künstlern einen Gig in Norderstedt empfehlen.
Stadtpark Norderstedt: Ein, zwei Festivals im Jahr vorstellbar
Seitens des Stadtparks gibt es bereits erste positive Signale. Geschäftsführer Kai Jörg Evers wurde schon am Sonntag auf der Bühne von Moderator Michael Eggert kurz nach seinen Eindrücken befragt. „Wir fanden die Idee von Tony und Patti super, ein Festival zu machen. Wir wollten gucken, ob es im Stadtpark funktioniert.“
Zwar sei der Stadtpark kein Ort, „wo jedes zweite Wochenende so ein Konzert stattfindet“, so Evers. Aber: „Ein schönes Festival im Jahr, vielleicht zwei, können wir uns vorstellen. Wir werden auswerten, aber bisher sieht alles gut aus.“
Mit etwas Abstand lobte er: „Es war erstmalig ein Festival in dieser Größenordnung. Organisatorisch-technisch hat es perfekt geklappt.“ Nur an Details könne man noch arbeiten. Doch das sei nur eine Seite. „Es muss für den Veranstalter wirtschaftlich darstellbar sein. Es gibt generell das Problem, dass sich kleine Festivals etwas schwertun.“