Hamburg. Der Schwarzwälder Sänger kommt beim Hamburger Stadtpark-Konzert erstaunlich rockig daher – trotz Jazz-Stargast Nils Wülker.
Fast zweieinhalb Jahre ist es her, da hatte Max Mutzke seinen letzten großen Auftritt in Hamburg – knapp vor Ausbruch der Pandemie in der altehrwürdigen Laeiszhalle mit dem WDR-Funkhausorchester. Auch bei seinem Konzert-Debüt im Stadtpark bekommt der Pop- und Soulsänger in mehrfacher Hinsicht Verstärkung.
Jazz-Trompeter und -Komponist Nils Wülker, der 2015 bei seinem Album „Up“ als „Hamburger Musiker des Jahres“ mit Mutzke zusammengearbeitet hatte, darf mit Band für „unseren Freund Max“ den Special Guest geben. Und rollt mit Titeln seiner jüngsten Alben „Go“ und „Continuum“ gut 45 Minuten lang einen auch mal funkigen feinen Klangteppich für Mutzke im weitgehend noch grünen Hamburger Halbrund aus.
Max Mutzke: Tim Mälzer besucht Konzert in Hamburg
In dem geht es nach kurzer Umbaupause in den folgenden eindreiviertel Stunden an diesem Sonnabend deutlich lauter und teilweise erstaunlich rockig zu. Nicht nur weil Mutzke das Publikum gleich zu Beginn mit „Ich kann euch nicht hören“-Rufen über die Bühne wetzend und pfeifend animiert. „Gute Geschichten“ und „Lovers“ gibt es als erste Songs vom 41-Jährigen zu hören. „Mein Gott ist das schön, hier sein zu können, als Schwarzwälder ist das auch für mich etwas Besonderes, im Hamburger Stadtpark zu spielen“, freut er sich.
Und winkt auch dem rechts von der Bühne stehenden Wanderfreund Tim Mälzer zu. Der Hamburger Fernsehkoch hält es an diesem Abend mit drei kleinen Kindern im Schlepptau bis kurz nach neun aus. Er entschwindet nach einem kurzen Abstecher in den Backstage-Bereich just beim Song „Wenn ich mal nicht mehr da bin“.
Mutzke setzt auf Rock und Balladen
Da hat der überaus bühnenpräsente Mutzke für die etwa 2500 weiteren Gäste bereits „Wunschlos süchtig“, das Titellied seines aktuellen Albums, seine frühere ESC-Ballade „Can’t Wait Until Tonight“ (2004) und das wiederum schön rockige „Königreich“ serviert. Diesen Song hat er unter großem Beifall bewusst all jenen gewidmet, „die zum Teil nicht mehr da sind“, kurz gesagt „der Crew“, mit den teils wirtschaftlich arg gebeutelten zahlreichen Helfern vor und hinter der Bühne. Gesellschaftlicher Zusammenhalt und die Bewahrung der Demokratie - Mutzke lässt in seinen Moderationen durchklingen - liegen ihm am Herzen. Schließlich scheint für alle „Dieselbe Sonne““, singt er.
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Mutzkes Erläuterungen, auch zu seinem für Peter Plates Berliner Musical „Ku’damm 56“ geschriebenen Lied „Ich will nicht werden wie mein Vater“, werden erst zum Ende des Konzerts hin kürzer, seine stimmliche Bandbreite hingegen immer größer wie bei „Welt hinter Glas“. Als Ballade gestartet, endet dieser Song ebenso als famose Rock-Nummer. Ungeahnte Höhen erreicht Mutzke auch hier, ehe er nach dem finalen „Immer Sommer“ im dreiliedrigen Zugabenteil mit „Beste Idee“ den Stadtpark in eine Open-Air-Disco verwandelt.
Max Mutzke: Publikum applaudiert begeistert
Nach „Nimmst du mich in den Arm“ zieht Max Mutzke, dessen Markenzeichen einst die schräge Schiefermütze war, mehrmals den Hut, herzt seine vier versierten Musiker und fordert für sie jeweils vom begeisterten Publikum den Applaus ein. Auch der ist berechtigt. Möge Mutzke, dieser überaus musikalische Schwarzwälder Bote, nicht erst in zweieinhalb Jahren wieder in Hamburg singen und spielen.