Norderstedt. In Norderstedt lagern illegal 15.000 Kubikmeter Müll. Vater und Tochter angeklagt. Doch der Skandal-Prozess verzögert sich.

Über Jahre konnten die Betreiber der Gieschen Containerdienst GmbH ungehindert einen 15.000 Kubikmeter umfassenden Müllberg in Norderstedt ansammeln. Auf einem Grundstück am Umspannwerk nahmen sie illegal immer mehr Abfall an, ohne ihn wieder abzutragen. Sie schufen ein teils sechs Meter hohes Müll-Ungetüm, bestehend aus Bauschutt und gefährlichen Stoffen.

Dann verschwanden sie 2018. Das Wohnhaus der Familie Gieschen in Nahe steht bis heute leer. Zurückließ sie der Stadt einen Haufen Abfall und die Frage: Wer ist nun für den Müll verantwortlich?

Müllberg Norderstedt: Untergetauchte Familie muss vor Gericht erscheinen

Lange Zeit sah es danach aus, als könnten die Besitzer des vermüllten Grundstücks in Friedrichsgabe nicht zur Verantwortung gezogen werden. Die Familie Gieschen galt als nicht auffindbar. Doch vor einigen Monaten – nach mehreren Jahren Funkstille – meldete sich plötzlich ein Anwalt bei der Staatsanwaltschaft in Kiel. Im November 2021 erhob sie daraufhin Anklage gegen die mutmaßlichen Umweltsünder.

Beschuldigt werden der 61 Jahre alte Geschäftsführer sowie seine 29 Jahre alte Tochter, die zwischenseitlich die Geschäfte übernommen hatte. Ihnen wird der unerlaubte Umgang mit Abfällen und das unerlaubte Betreiben von Anlagen jeweils in einem besonders schweren Fall vorgeworfen.

Strafverfahren im Müllberg-Skandal wurde um drei Monate verschoben

Am Mittwoch, 6. Juli, sollte das Verfahren gegen die vermeintlichen Verursacher des illegalen Müllbergs vor dem Amtsgericht Norderstedt beginnen – doch nun wurde bekannt, dass der Prozessauftakt um drei Monate verschoben wurde.

Die Gründe für den Aufschub teilte das verantwortliche Landgericht Kiel nicht mit. Der Beginn des Strafverfahrens wurde nun auf den 26. Oktober datiert. Sechs Termine wurden insgesamt angesetzt.

Müllberg: Räumungskosten werden auf 3,8 Millionen Euro geschätzt

Die Angeklagten müssen persönlich vor Gericht erscheinen. Das wäre das erste Mal nach seinem Verschwinden, dass sich der ehemalige Geschäftsführer des Containerdienstes in der Öffentlichkeit zeigen müsste. Seine Tochter wurde zuletzt im leeren Haus in Nahe von Nachbarn gesichtet.

Die Kosten für die Räumung des Mülls werden auf knapp 3,8 Millionen Euro geschätzt. Dass die mutmaßlichen Verursacher für den Schaden aufkommen können, gilt als unwahrscheinlich.