Norderstedt. Neubau des FTZ an der Stormarnstraße würde mehr als 25 Millionen Euro kosten. Die Norderstedter Tafel und ein Wohnhaus müssten weichen.

Seine Lieblingsgeschichte, um die Enge im Feuerwehrtechnischen Zentrum Norderstedts (FTZ) an der Stormarnstraße zu beschreiben, sei die von den drei Fahrzeugführern, sagt Fabian Wachtel, Stadtwehrführer in Norderstedt. „Die Kameraden sitzen dort in einer 13 Quadratmeter großen, ehemaligen Umkleidekabine – das ist ihr gemeinsames Büro. “

Dass die Harksheider Feuerwehr und das FTZ dringend mehr Platz brauchen, um für die Zukunft gerüstet zu sein – dieses Problem wurde von Politik und Stadtverwaltung längst akzeptiert. Zu wenige Büros und Aufenthaltsräume, kein Platz für den gesamten Fuhrpark – auch ohne Wachtels Geschichten weiß jeder im Rathaus: Der Standort auf dem Gelände der ehemaligen Stonsdorferei (siehe Text unten) platzt aus allen Nähten.

Nachdem weit gediehene Pläne für den Ausbau und die Aufstockung der Bestandsgebäude 2019 an der technischen Machbarkeit scheiterten und auch Grundstücksankäufe für mögliche Erweiterungen unrealisierbar blieben, zeichnet sich nun die ganz große Lösung ab. Die Stadt will das komplette FTZ abreißen und auf dem Gelände neu bauen. Das neue FTZ wäre neben dem Neubau des Schulzentrums Süd in Glashütte und dem Bildungshaus in Garstedt das dritte Großprojekt der Stadt. Die Kosten, so ist aus der Politik zu hören, sollen deutlich über denen des Bildungshauses liegen, also mehr als 25 Millionen Euro.

„Aus meiner Sicht müssten diese Pläne natürlich lieber gestern als heute umgesetzt werden“, sagt Fabian Wachtel. Sie wurden im jüngsten Hauptausschuss der Politik und Öffentlichkeit präsentiert. Ein externes Büro hat sich mit der Standortsuche für ein neues FTZ befasst und kam zu dem Schluss: Auf anderen Grundstücken – etwa östlich der Schleswig-Holstein-Straße – könne das Projekt nur unter hohen Kosten und großen planerischen Mühen realisiert werden. Ein Neubau auf dem Stonsdorferei-Gelände hingegen sei am kostenextensivsten und könnte nach einem Jahr Planung bereits in die Bauphase gehen.

Die Sache hat nur zwei Haken: Für den Neubau müssten sowohl die Norderstedter Tafel als auch ein altes Wohnhaus weichen, in dem einige Feuerwehrleute ihre Zuhause haben – dazu später mehr. In der Sitzung verschaffte sich Oberbürgermeisterin Elke Christina Roeder zunächst ein politisches Meinungsbild, ob der Plan grundsätzlich zustimmungsfähig ist. Tatsächlich spricht sich der Ausschuss mehrheitlich für die Pläne aus. Nun will Roeder in der nächsten Sitzung des Hauptausschusses einen genauen Zeitplan für den Bau vorlegen.

„Das neue FTZ muss das Entwicklungspotenzial der Norderstedter Wehr aufnehmen können und so gebaut werden, dass wir in Zukunft nicht wieder aufstocken müssen“, sagt Fabian Wachtel. Und in dieser Zukunft müsse die Wehr eine deutlich aufgestockte hauptamtliche Wachabteilung neben den freiwilligen Wehren der Stadt haben, betont Wachtel. „Die Stadt Norderstedt bekommt immer mehr Neubürger. Man steuert langfristig auf die 90.000 Einwohner zu. Wir müssen das Sicherheitsniveau anpassen.“

Eigentlich müsste Norderstedt längst eine Berufsfeuerwehr haben, wie sie ab 80.000 Einwohnern eigentlich vorgeschrieben ist. Doch Norderstedt hat die Landesregierung bislang mit seiner Mischung aus hauptamtlichen und freiwilligen Kameradinnen und Kameraden überzeugt, dass es eine Berufswehr nicht brauche. „Aber wir müssen uns auf die Reise machen, um in fünf bis acht Jahren eine hauptamtliche Wachabteilung zu haben, die eine 24/7-Bereitschaft an 365 Tagen im Jahr garantieren kann“, sagt der Stadtwehrführer. Derzeit bestehe die Abteilung nur aus acht Personen, die zwischen 6 und 18 Uhr Dienst schieben. Langfristig müssten es 35 Einsatzkräfte sein, sagt Wachtel. Innerhalb der Wehr sei das schwer zu moderieren, da es dabei auch um die Abgabe von Kompetenzen gehe und Führungsstrukturen, räumt Wachtel ein.

Geschäftsführerin der Tafel kennt die Pläne bisher nicht

Nun zu den beiden Haken des Projektes. „Die Kameraden, die in dem Haus wohnen, das für das FTZ weichen muss, haben natürlich nicht gerade in die Hände geklatscht, als sie es erfuhren“, sagt Fabian Wachtel. „Aber es gab da auch die Stimmung, dass man gewusst habe, das so etwas kommen könne und man dem Zukunftsprojekt nicht im Weg stehen wolle.“

Angeblich soll auch mit der Norderstedter Tafel bereits über die Pläne gesprochen worden sein. Doch als sich das Abendblatt bei Tafel-Geschäftsführerin Dörte Brauer-Claassen meldet, sagt diese: „Ich weiß von nichts – und das hätte bei uns bestimmt einen Aufschrei gegeben.“ Gleichwohl behält sie angesichts der neuen Lage die Ruhe: „Die Stadt Norderstedt ist uns sehr zugetan, und wir versorgen mit unserem Angebot so viele Bedürftige, die von der Stadt zu uns geschickt werden. Ich bin mir sicher, dass wir eine gute Lösung für einen neuen Standort finden.“

Für diesen gebe es natürlich wichtige Bedingungen, die an der Stormarnstraße derzeit alle erfüllt seien, sagt Brauer-Claassen. „Hier ist die Anbindung mit Bussen und über die Schleswig-Holstein-Straße hervorragend. Außerdem sind wir hier nicht von Wohnbebauung umgeben, sondern von Gewerbegebäuden. Das ist gut – denn Anwohner mögen Tafeln in der Regel nicht besonders gern in der Nachbarschaft.“