Norderstedt. Warum ein gemütlicher Spaziergang mit Eseln durch die Feldmark eine tolle Beschäftigung für Kinder ist – und für Erwachsene ebenso.
Ein schöner Ausflug in die Natur, mit den Kindern. Das ist das, was Eltern gutfinden. Und klar, da gibt es viele Möglichkeiten. Ein wirklich besonderes Erlebnis aber, das einem auf eine neue Art die Sinne für die Umwelt öffnet, ist ein Spaziergang mit einem Esel. Die Kinder lieben es, und die Eltern können wie nebenher den Alltagsstress hinter sich lassen. Klingt das nach einem guten Konzept für Sie? Dann lesen Sie jetzt weiter.
Spaziergänge dieser Art bietet der Hof Rehders in Norderstedt an. Einen der begehrten Termine haben wir schon vor längerer Zeit reserviert, nun stehen wir vor dem Hof in der Glashütter Feldmark. Kathrin Rehders – sie ist Landwirtin, und auch Bauernhofpädagogin – empfängt uns fröhlich am Gatter des Hofes. Vorbei an Pferden und durch den Stall geht es zu den beiden Eseln, die sehr entspannt auf ihrer Weide warten. Unsere Söhne Max und Leo, beide 7 Jahre alt, steuern zielstrebig jeder ein Tier an. Bei Leo ist das Esel Paul und bei Max – natürlich Esel Max. Beide Tiere sind 16 Jahre alt, das ist noch relativ jung, „Esel können 50 Jahre alt werden“, sagt Kathrin Rehders.
Ausflug mit Kindern: Eselwanderung durch Norderstedt
Schnell lernen wir mehr über die Tiere. Wie die Halfter anzulegen sind, was die Esel gerne mögen („Kraulen in den Ohren. So richtig tief drin“) und wie sie richtig gebürstet werden. Das ist eine Art vertrauensbildende Maßnahme, ein Kennenlern-Ritual zwischen Mensch und Esel. Dann werden noch die Hufe gesäubert und ein paar Regeln erklärt: „Geht am besten hintereinander. Und ihr müsst den Eseln auch mal zeigen, wer der Chef ist.“ Die Kinder nicken.
Lässig traben die beiden Tiere, die den Weg gut kennen, los – zuerst auf einer kleinen Straße, dann auf einem Feldweg. Jedes Kind führt ein Tier am Halfter – oder das Tier führt das Kind durch seine Heimat, wie man’s nimmt. Jedenfalls gibt es viele Gelegenheiten, einmal anzuhalten. Da ist Gras, das auf dem Blühstreifen neben dem Maisfeld wächst. Eine willkommene Zwischenmahlzeit für Esel Max. Max, das Kind, gewährt ihm die Pause, zieht ihn dann sanft weiter. Der lässt es sich gefallen, die Kommunikation klappt.
Doch schon bald ist es Zeit für den nächsten Stopp. Denn Esel Paul möchte „Zeitung lesen“. Was das genau bedeutet, erklärt Kathrin Rehders: „An Pferdeäpfeln zu riechen, das ist für Esel total interessant. Da erfahren sie, welches Pferd wann hier war, wie alt es ist, woher es kam, und so weiter. Eben wie Zeitunglesen für Menschen.“ Alle haben Verständnis.
Eselwanderung: Andächtig gehen Kinder mit Tieren durch die Feldmark
Auf einem schönen, schmalen Feldweg geht es weiter, vorbei an Kornblumen. Wir hören: Vogelgezwitscher, summende Hummeln, das Geräusch der Hufe und das gelegentliche Schnauben von Paul und Max. Wir hören nicht: Das sonst übliche, für Außenstehende kaum zu entschlüsselnde Dauerzwiegespräch von Leo und Max, in dem es meistens irgendwie um Star Wars, Fußball oder Superhelden geht. Wir sehen stattdessen: Zwei sehr zufrieden wirkende Jungs, die geradezu andächtig mit ihren Eseln spazieren gehen.
Wir halten an, wenn es etwas zu sehen gibt – genauer, wenn einer der Esel uns darauf hinweist. Jetzt ist das ein Loch im Boden, an dem Paul schnuppert. „Ein Dachsbau“, erklärt Kathrin Rehders uns Stadtmenschen. Ein paar Meter weiter bleibt Esel Max stehen, spitzt die langen Ohren. „Da hat er vielleicht einen Vogel entdeckt“, mutmaßt seine Besitzerin.
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Eselwanderung Norderstedt: Esel sind überhaupt nicht dumm. Nur vorsichtig
Und weiter geht es, im Stop-and-Go nach Esel-Art: Hinschnuppern hier, Hinhören dort. Auch auf die Erwachsenen wirkt das regelrecht ansteckend, man horcht tatsächlich anders in die Feldmark hinein, vernimmt den Ruf des Kuckucks, schaut dem Schmetterling hinterher, riecht den Geruch der Felder. Und wird dabei immer entspannter. Kinder und Esel, das sind mittlerweile eingespielte Zweier-Teams. Kathrin Rehders hat Zeit, ein bisschen was über Esel zu erzählen.
Die sind nämlich, wir ahnten es längst, keineswegs dumm. Die eher zögerliche Art der Tiere sei früher von den Menschen als Dummheit fehlgedeutet worden, oder auch als Sturheit. Dabei überprüfen Esel in manchen Situationen einfach erstmal, ob Gefahr droht, oder nicht. Das Zögern der Esel, ein Ausweis von Klugheit.
Eselwanderung: Was ist ein „Schmuggleresel“?
Anders als andere Artgenossen, haben Paul und Max dunkles Fell – sie sind nämlich „Schmuggleresel“, wie Kathrin Rehders erklärt. „Die wurden früher tatsächlich von Schmugglern eingesetzt, weil sie in der Dunkelheit nicht so gut zu sehen waren.“ Leo ist begeistert. Max möchte wissen, wer von beiden Tieren eigentlich „der Chef“ sei. Die Besitzerin erklärt: „Wenn’s ums Futter geht, ist Paul der Chef. Wenn es darum geht, neue Dinge zu entdecken, Max.“ Max ist zufrieden: „Wie bei uns“, meint er. Leo ist nicht einverstanden. Aber egal, etwas anderes ist ihm wichtiger: Warum Paul und Max eigentlich nicht „I-ah“ rufen, das tun Esel doch?
„Da musst Du mal früh morgens zu uns kommen, dann hörst Du das“, sagt Kathrin Rehders. Mit dem charakteristischen Esel-Laut machen die Tiere nämlich darauf aufmerksam, dass es Zeit für ihr Frühstück ist.
Unser 90-minütiger Spaziergang neigt sich dem Ende zu. Auf Kopfsteinpflaster, unter Bäumen und vorbei an Gemüsegärten, geht es zurück in Richtung des Rehderschen Hofes. Die Tiere scheinen es zu ahnen und nutzen noch mal die Gelegenheit, hier und da zu schnuppern und natürlich „Zeitung zu lesen“. Dann sind wir am Gatter angekommen. Die Kinder nehmen Paul und Max die Halfter ab, dürfen ihnen das Abendbrot reichen: Das sind Hagebutten, Hanfsamen und „Mineral-Bricks“.
Ausflug mit Kindern: Eselwanderung mit Abendbrot
Bei anderen Gelegenheiten bekommen die Tiere noch etwas Stroh, außerdem ist da natürlich noch das Gras auf der Weide. Auf die dürfen Max und Leo ihre neuen Freude jetzt zurückführen. Der Abschied naht, Kathrin Rehders ermuntert die Jungs, noch einmal zum Abschied mit den Eseln zu kuscheln. Und, genau: Kraulen in den Ohren, das mögen sie.
So eine Wanderung, das sollte man mal wieder machen, nehmen wir uns vor. So sieht es auch Leo. „Ich habe Paul zum Abschied geküsst“, verrät er, als wir schon im Auto sitzen und zurück fahren, Richtung Stadt.