Norderstedt. Einsatzkräfte im Kreis Segeberg ziehen nach Stürmen Bilanz. Im Durchschnitt jede Minute ein Notruf. Warnung vorm Betreten der Wälder.

Die Männer und Frauen haben Tag und Nacht gearbeitet, ihre Freizeit geopfert und vielen Bürgern im Kreis Segeberg in der Not geholfen. Die Rede ist von Hunderten Feuerwehrleuten, die in den vergangenen Tagen während der schweren Stürme im Einsatz waren, umgestürzte Bäume beseitigt und Keller leergepumpt haben. Fachleute sind sich einig: Die aufeinanderfolgenden Sturmlagen am vergangenen Wochenende waren an Intensität und dichter Abfolge bislang einzigartig.

Orkan im Norden: Einsatzkräfte gut auf Stürme vorbereitet

Die Wetterdienste hatten seit Mitte der vergangenen Woche vor den heranziehenden Stürmen gewarnt. Daher konnten die Leitstellen im Land ihre Personalplanung rechtzeitig anpassen. „Wir haben die Einsatzlage gut vorplanen können“, sagte Börje Wolfskämpf von der Kooperativen Rettungsleitstelle West in Elmshorn, die für den Notruf 112 in den Kreisen Segeberg, Pinneberg, Steinburg und Dithmarschen zuständig ist. Statt wie üblich mit sechs Disponenten in der Nacht wurden 22 Mitarbeiter in die Leitstelle beordert.

Von Freitag, 15 Uhr, bis Sonnabend, 12 Uhr, habe die Leitstelle 1300 sturmbedingte Einsätze, 500 beim Rettungsdienst und sonstige Einsätze abgewickelt. Durchschnittlich sei jede Minute ein Notruf eingegangen, der auch umgehend in eine Alarmierung mündete. „Es hat für die Anrufer keine langen Wartezeiten gegeben“, so Wolfskämpf.

Auch die Feuerwehren stellten sich auf die Vielzahl der Einsätze ein. Einige Kreise haben ihre Abschnittsführungsstellen aktiviert, sodass die Leitstelle von Elmshorn aus nur eine kurze Information über den Notfall weitergeben musste, Priorisierung und Einsatzbegleitung jedoch vor Ort erledigt wurden. Ähnlich verfuhr die Norderstedter Feuerwehr, die eine Fernmeldezentrale in der Wache Garstedt installierte. Dort nahmen Feuerwehrleute die Meldungen aus der Leitstelle West entgegen und gaben sie an die Ortswehren weiter. Dieses Vorgehen habe die Leitstelle entlastet, sagte Wolfskämpf.

Feuerwehr: Ungefähr 3000 Einsätze in Schleswig-Holstein

An vielen Stellen informierten sich Vertreter von Politik und Verwaltungen über die Arbeit der Feuerwehren. So besuchte beispielsweise im Kreis Segeberg Landrat Jan Peter Schröder die Technische Einsatzleitung in der Kreisfeuerwehrzentrale. In Norderstedt war Oberbürgermeisterin Elke Christina Roeder in der Fernmeldezentrale zu Gast und verschaffte sich einen Überblick über die Einsatzlage.

Landesweit zählten die Feuerwehren schätzungsweise 3000 Einsätze. Die Höhe der Schäden lässt sich immer noch nicht beziffern. Schwere Verletzungen waren nach ersten Erkenntnissen weder bei Einsatzkräften noch Bürgerinnen oder Bürgern zu beklagen, sagte ein Feuerwehrsprecher. Weiterhin angespannt ist die Lage in Teilen des Landes wegen des Hochwassers.

So fiel in einigen Regionen bislang die dreifache der normalen Regenmenge. Die Niederschläge lassen Flüsse über die Ufer treten und führen zu Überschwemmungen. Besonders problematisch ist die Lage an Stör und Bramau. In Bad Bramstedt stehen weite Teile des Kurparks unter Wasser. Die Wege sind gesperrt. Auch auf der Osterauinsel steht das Wasser hoch. In Kellinghusen wurden Teile der Innenstadt überflutet.

Feuerwehr: Innenministerin dankt Einsatzkräften

„Auf unsere Einsatzkräfte ist Verlass. Ich danke jeder und jedem Einzelnen von Ihnen. Es ist eine besondere Herausforderung, im Sturm zu arbeiten, wenn allen anderen geraten wird, besser im Haus zu bleiben“, sagte Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack. „Dieser Einsatz für die Gemeinschaft ist unverzichtbar für unsere Gesellschaft. Es ist großartig, dass so viele Menschen bei uns in Schleswig-Holstein diese Aufgabe übernehmen.“

Landesbrandmeister Frank Homrich lobte insbesondere die gute Zusammenarbeit mit anderen Hilfsorganisationen und den Leitstellen. Außerdem zeigte sich Homrich erleichtert, dass anscheinend keine Personen zu Schaden gekommen sind. „Der besondere Dank geht aber auch an die vielen Mitbürgerinnen und Mitbürger, die ihre Feuerwehren im Ort so zahlreich mit Verpflegung und warmen Getränken unterstützt haben.“ Auch den Arbeitgebern, die wegen der Einsätze auf ihre Mitarbeiter verzichten mussten, gelte ein besonderes Dankeschön. Homrich geht davon aus, dass das Ansehen des Ehrenamts gewachsen sei.

Die Lage habe gezeigt, dass mit großflächigen Schadensereignissen jederzeit gerechnet werden muss. Das flächendeckende Netz der Feuerwehren habe dabei wieder einmal seine Unverzichtbarkeit unter Beweis gestellt. Auch wenn sich die Lage wieder beruhigt haben, warnen Feuerwehren und das Umweltministerium immer noch vor dem Betreten der Wälder. Vom Sturm gebrochene Äste könnten aus den Baumkronen herabfallen.