Norderstedt. Nur wenige Apotheker im Kreis Segeberg bereiten sich derzeit auf den Piks gegen das Virus vor. Woran das Impfangebot oft scheitert.
Wer auf der Suche nach einer Corona-Impfung beziehungsweise nach einem Booster-Termin ist, sollte künftig auch Apotheken in den Blick nehmen. Denn bald werden auch Pharmazeuten im Kreis Segeberg und anderswo Termine anbieten. Die rechtlichen Voraussetzungen dafür, dass Apotheker gegen Corona impfen dürfen, hat der Bundestag Anfang Januar geschaffen. Sie müssen allerdings dafür geschult sein und geeignete Räume anbieten können. Im Kreis Segeberg treffen nun einige Apotheken entsprechende Vorbereitungen.
„Wir haben vor, bei den Impfungen mitzuwirken“, sagt Christoph Steinhart, Inhaber der Apotheke „Vitalhus“ in Norderstedt. Seine Apotheke, die im selben Gebäudekomplex wie der Famila-Markt liegt, hat 14 Mitarbeiter. Sechs von ihnen werden derzeit für das Impfen geschult. Vorgeschrieben sind zwölf Stunden Unterricht – sechs davon Theorie, sechs Praxis. Der Lehrgang, den die Sechs bei einem privaten Anbieter absolvieren, ist nur für ausgebildete Apothekerinnen und Apotheker – sie dürfen später laut Gesetz Personen ab zwölf Jahren impfen. Andere Apothekenmitarbeiter, wie Medizinisch-Technische Assistenten (MTA), sind von dieser Aufgabe ausgeschlossen. Wann es genau losgehen wird, kann Christoph Steinhart noch nicht sagen. „Wir prüfen noch, ob wir die Impfungen in der Apotheke machen, oder ob wir gegebenenfalls auf externe Räumlichkeiten ausweichen“, sagt er.
Es fehlt den Apotheken auch an technischen Voraussetzungen
Zudem laufen auch an anderer Stelle noch die Vorbereitungen: „Es wird noch an den technischen Voraussetzungen gearbeitet, die es möglich machen, dass Apotheken Impfstoff bestellen, diesen und die Impfleistung abrechnen und die Impfung ans Robert-Koch-Institut melden können“, sagt Kai Christiansen, Präsident der Apothekerkammer Schleswig-Holstein. Immerhin erwarte man aber, dass „bis Anfang/Mitte Februar“ alles bereit ist.
„Spätestens Mitte Februar“ will dann auch Frank Intert mit dem Impfen loslegen. Er ist der Inhaber der Wald-Apotheke in Wahlstedt. Neun der 35 Personen, die in der Apotheke arbeiten, werden in diesen Tagen geschult. Den Unterricht erhalten sie an drei Wochenenden im pharmazeutischen Institut in Kiel. Parallel dazu laufen in Wahlstedt die Vorbereitungen: „Ein Messebauer baut bei uns gerade eine Impfstraße auf“, sagt Frank Intert. Dafür werde „ein Teil der Apotheke umgewidmet“. Termine sollen dann über die App oder die Webseite der Wald-Apotheke gebucht werden können.
„Wir sind neugierig, wie unser Angebot angenommen wird“, sagt Frank Intert, der auch betont, dass man „großen Respekt vor der Tätigkeit“ habe. Deshalb wolle man sich zunächst auf Booster-Impfungen konzentrieren, „da kommen dann ja Personen, die schon zwei Impfungen gut vertragen haben.“ Wenn man mehr Routine habe, wolle man das Angebot dann auch „auf Grundimmunisierungen“ ausweiten.
Manche Apotheker möchten in ihrem Kompetenzbereich bleiben
Offenbar gibt es auch andere Apotheker, die diesen Respekt vor dem Impfen empfinden – und mehr als das. „In den Reihen unserer Mitglieder gibt es welche, die nach dem Motto ‘Schuster, bleib bei deinen Leisten’ gegen das Impfen in Apotheken sind“, sagt Kai Christiansen. Und auch bei vielen Ärzten treffe die neue Regelung auf Unverständnis. Christiansen hält dem entgegen: „Erfahrungen aus anderen Ländern, in denen Apotheken schon seit vielen Jahren impfen, etwa gegen Grippe, zeigen durchweg positive Ergebnisse.“ Christiansen schätzt, dass längerfristig ein Drittel der 613 Apotheken in Schleswig-Holstein Impfungen gegen Corona anbieten werden.
Dass sich demnach wohl nur eine Minderheit der Apotheker beteiligen wird, liegt nicht nur an fachlichen Vorbehalten. Aus mehreren Apotheken im Kreis Segeberg heißt es, das Impfen sei zu personalintensiv, die Aufgabe könne man nicht zusätzlich zum Tagesgeschäft bewältigen. „Wir können das aus Kapazitätsgründen leider nicht leisten. Ich kann dafür niemanden abstellen“ sagt Nicolas Ahlers, Inhaber der Moorbek-Apotheke in Norderstedt. Ähnlich klingt Michaela Hebekus, Filialleiterin in der Süd-Apotheke in Henstedt-Ulzburg: „Wir würden wirklich gerne impfen. Aber wir haben wir personell nicht die Möglichkeiten.“ In der Apotheke arbeiten vier Personen, zwei davon in Teilzeit. Hebekus: „Damit schaffen wir gerade so unseren normalen Alltag.“ Kurzfristig das Personal aufzustocken, sei angesichts des Fachkräftemangels in dem Sektor nicht möglich: „Bei uns sind seit über einem Jahr zwei Stellen offen, die wir bisher nicht besetzen konnten“, sagt Michaela Hebekus.
Impfen in Apotheken als Unterstützung der Ärzte
Dass es einen großen Fachkräftemangel gibt, betont auch Christoph Steinhart: „Auf dem Apothekermarkt gibt es einfach kein Personal.“ Seine Stammbelegschaft müsse die neue Aufgabe zusätzlich bewältigen. Deshalb werde man „maximal an einem Tag in der Woche“ Impfungen anbieten, mit Termin. Auch in der Wald-Apotheke will man „nicht jeden Tag mit maximaler Auslastung impfen“, wie Frank Intert sagt. Man müsse sehen, wie sich die neue Aufgabe in den Apotheken-Alltag integrieren lasse, „schließlich dürfen wir unser Kerngeschäft nicht aus dem Blick verlieren.“ Sollte es Probleme geben, werde er die Impftermine „im Zweifelsfall wieder reduzieren.“
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Trotz mancher Hindernisse ist Frank Intert überzeugt davon, mit seiner Apotheke an der Impfkampagne teilzunehmen: „Wir wollen etwas dazu beitragen, dass diese Pandemie endlich irgendwann endet!“ Auch sein Kollege Christoph Steinhart betont: „Ich sehe das als einen Dienst an der Allgemeinheit und als Unterstützung der Ärzteschaft. Wenn jede Apotheke in Deutschland einmal in der Woche impfen würde, dann könnten wir richtig viel schaffen.“