Norderstedt. 110 Menschen versammelten sich am Montag auf dem Rathausmarkt in Norderstedt. Auch eine bekannte Gruppe aus Hamburg war dabei.

Unter dem Motto: „Solidarität statt schwurbeln“ versammelten sich am Montagabend etwa 110 Menschen vor dem Norderstedter Rathaus. Mit Transparenten, lauter Musik und kleinen Ansprachen demonstrierten die erklärten Befürworter einer Corona-Impfpflicht friedlich auf dem Rathausmarkt. Angemeldet hatte die Corona-Demo das Soziale Zentrum in Norderstedt, erklärte deren Sprecherin Randi Richter.

Woche für Woche gingen die Gegner einer Impfpflicht bundesweit vorwiegend am Montagabend auf die Straße, um gegen die Einschränkungen der Pandemie zu demonstrieren. „Wir wollen diesen Querdenkern den öffentlichen Raum nicht allein überlassen“, sagte die Leiterin der Kundgebung. „Wir haben die Demonstration spontan angemeldet. Wir halten es für eine gute Idee und rufen dazu auf, sich impfen zu lassen.“ Ob dafür eine Impfpflicht notwendig sein werde, vermöge sie nicht zu sagen, so Randi Richter. „Wir sind für ein wissenschaftlich fundiertes Handeln.“

Auch die „Omas gegen rechts“ waren aus Hamburg gekommen

Hilde Vollmayr mit ihren „Omas gegen rechts“ war aus Hamburg nach Norderstedt zur Demo gekommen. „Wir haben große Sorge, dass sich Rechtsradikale unter den Corona-Leugnern befinden und die Demonstrationen der Gegner der staatlichen Einschränkungen unterwandern“, warnte sie. Diese würden sich gegen die demokratische Gesellschaftsordnung wenden. „Wir sind auch nicht mit jeder Maßnahme einverstanden, die zum Teil nervig und auch unnötig sind“ sagte die Hamburger Aktivistin. „Aber mit Rechtsradikalen und Nazis geht man nicht auf die Straße.“ Eine Sprecherin vom Sozialen Zentrum betonte später, dass die Anti-Impfpflicht-Kundgebungen in Schleswig-Holstein bislang nicht von rechten Gruppierungen fremdbestimmt würden. Das habe die Landespolizei festgestellt.

Vertreter der politischen Parteien in Norderstedt nahmen nicht an der Kundgebung teil. Mit dabei war Regina Baltrusch vom Willkommenteam der Flüchtlingshilfe. „Ich finde es traurig, dass einige Menschen hierzulande so wenig Solidarität und Respekt zeigen“, sagte sie. Die Impfgegner würden auf die Unversehrtheit ihres Körpers pochen. Doch zugleich könnten sie andere Menschen dadurch gefährden, sagte sie.

Das Gesundheitsamt meldet am Dienstag 692 neue Fälle

Dorothee Borchers aus Norderstedt hatte dazu ein passendes Plakat bemalt: „Mein freier Wille, mein heiliger Körper, mein Herz für Tierkinder, mein Grundgesetz, meine Gesellschaft.“ Ihr gingen diese Esoteriker und deren Wehleidigkeit auf die Nerven, die nur anderen die Schuld geben und nicht über den Tellerrand schauen, sagte sie. „Eine Impfung ist nichts Dramatisches oder Negatives. Wir sollten miteinander reden, Vertrauen aufbauen und Solidarität zeigen.“

Ganz ohne Schwurbelei ging es auch hier nicht zu. Die Impfgegner, die sich zu ihren montäglichen „Spaziergängen“ träfen, würden fest daran glauben, dass der US-amerikanische Präsident Donald Trump noch im Amt sei, behauptete eine Sprecherin des Sozialen Zentrums.

Kreisweit wurden dem Infektionsschutz des Kreisgesundheitsamtes von Montag auf Dienstag 692 Corona-Neuinfektionen gemeldet. Die Inzidenz liegt im Kreis laut Landesmeldestelle bei 986,3. Aktuell sind 7419 Personen im Kreis mit Corona infiziert. In den Kliniken der Region zeigt sich ein unverändertes Bild zu den Vortagen: 21 Personen werden stationär versorgt, nur drei davon intensivmedizinisch.