Norderstedt. Investor hat die Pläne auf Wunsch der Politik verändert: Wo der goldene Schriftzug des Traditionsgeschäftes erhalten werden soll.

Da, wo jahrzehntelang „Meyer’s Mühle“ mit Gartenartikeln, Gartenmöbeln, Grillbedarf und vor allem jede Menge schneeweißen Stelen, Putten und Brunnenfiguren am Straßenrand die Ecke Ohechaussee und Ochsenzoller Straße prägte, da möchte ein Investor mittelfristig einen Gebäudekomplex mit 139 Wohnungen, Büros, Arztpraxen und gastronomischen Flächen hochziehen (wir berichteten).

Der erste Entwurf dafür war bei der Norderstedter Politik durchgefallen. Vor allem der prägende, auf der Ecke geplante Solitär mit sechs Vollgeschossen erregte Kritik. Zu dunkel (graue Fassade), zu quadratisch (sechsstöckiger Block) und – vor allem – zu wenig Bezug nehmend zum für Norderstedt historischen Ort. Der Backsteinbau von „Meyer’s Mühle“ aus den 30er-Jahren ist in der an historischen Gebäuden armen, weil sehr jungen Stadt Norderstedt schon ein gefühltes Denkmal – wenn auch kein amtliches.

Investor musste beim Entwurf seines Projekts nachbessern

Der Investor hatte nun nachgebessert und einen neuen Entwurf vorgelegt. Und nun lebt die Tradition weiter, wenn auch reduziert und in moderner Form: Der goldene Schriftzug „Meyer’s Mühle“ wird als Erinnerung auf der Fassade des Eckgebäudes prangen. Der Solitär verlor in den neuen Plänen seine graue Fassade und wird nun mit einem gemusterten Rotklinker gestaltet, außerdem bekommt der Block abgesetzte Balkons und ein sechstes Staffel- statt Vollgeschoss.

Der Ausschuss für Stadtentwicklung und Verkehr, der das Projekt im Oktober 2020 schon grundsätzlich beschlossen hatte, fasste jetzt den Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan und hat damit die planerischen Grundlagen für die Realisierung des Projektes geschaffen. „Wir haben das Vorhaben ohne weitere Diskussion beschlossen, der Investor hat unsere Vorschläge zur Gestaltung aus früheren Sitzungen in die Pläne eingearbeitet“, sagte der Ausschussvorsitzende Nicolai Steinhau-Kühl.

50 Prozent der Wohnungen sind öffentlich gefördert

Der Standort an der Ecke Ohechaussee und Ochsenzoller Straße, wo das Gartencenter einem Wohnkomplex weichen soll, ist einer der prägnantesten Bereiche in Norderstedt – die herausgehobene Lage will das Hamburger Architekturbüro Hohaus, Hinz & Seifert mit einem markanten sechsgeschossigen Kopfbau direkt an der Kreuzung unterstreichen. An der Ohechaussee soll sich die Bebauung Richtung des dahinter liegenden Discounters Aldi fortsetzen. In diesem Bereich sind vier Gebäude mit Vollgeschossen plus Staffelgeschoss vorgesehen. An der Ochsenzoller Straße ist ein Wohnhaus mit drei Vollgeschossen plus Staffelgeschoss vorgesehen. Abgerundet wird das Ensemble durch einen viergeschossigen Bau plus Staffelgeschoss im Innenhof, der sich durch die Anordnung der Gebäuderiegel ergibt.

An der Ochsenzoller Straße ist ausschließlich Wohnen geplant, für die Ohechaussee und den Eckbau können sich die Planer im Erd- und zum Teil auch im Obergeschoss Arztpraxen, Immobilienentwickler, Anwaltskanzleien, möglicherweise auch Gastronomie vorstellen, insgesamt sechs bis acht Gewerbeeinheiten. Die oberen Etagen sind auch hier dem Wohnen vorbehalten. Angedacht sind 59 Wohnungen kleiner als 50 Quadratmeter, 52 Wohnungen bis 75 Quadratmeter und 28 Wohnungen mit mehr als 75 Quadratmetern. „Einzelhandelsflächen stehen nicht im Plan, um eine Konkurrenz zum nahe gelegenen Schmuggelstieg zu vermeiden“, heißt es in der Vorlage der Verwaltung für den Ausschuss.

De Architekten wollen das „Bild eines langen, ungegliederten Riegels“ vermeiden. Die Treppenhäuser, die Balkons und Loggien, gegen den Lärm von der Straße verglast, sollen die Fassaden auflockern. 50 Prozent der Wohnungen sollen öffentlich gefördert werden. Auf dem insgesamt gut 6800 Quadratmeter großen Bereich ist zudem eine Tiefgarage mit 126 Plätzen und 242 Parkplätzen für Räder vorgesehen, dazu Stellflächen für Carsharing und Leihfahrradanbieter. Alle Gebäude bekommen Flachdächer, die begrünt werden und damit angesichts zunehmender Starkregenfälle als Wasserspeicher dienen. Im Innenhof soll eine Spielfläche für Kinder entstehen. Es wird Zufahrten von der Ohechaussee und Ochsenzoller Straße geben.

Die nächste Generation übernimmt Meyer’s Mühle

Senior Hans Harald Meyer, der die Geschäftsleitung von „Meyer’s Mühle“ inzwischen an die nächste Generation übergeben hat, steht den Neubauplänen grundsätzlich positiv gegenüber. Die Familie wolle sich der Stadtentwicklung nicht verschließen – die hat sie mitgeprägt. Max Meyer begründete die Tradition mit seiner Mühle im Jahr 1887, zunächst am Möhlenbarg. Seit 1924 ist das Familienunternehmen am jetzigen Standort, seit 1966 führten Hans Harald Meyer und sein Bruder Rainer Lorenz Meyer die Geschäfte, des Betriebs, der über Norderstedts Grenzen hinaus bekannt ist.

Klar sei aber auch, so Hans Harald Meyer, dass es Meyer’s Mühle trotz des Neubaus weiter geben werde, das Unternehmen sei kerngesund und wolle wachsen. Das müsse aber nicht am jetzigen Standort sein. Es gebe attraktive andere Standorte, zum Beispiel am Rugenbarg. Dort hat „Meyer’s Mühle Gartentechnik“ seinen Sitz. Die Mitarbeiter verkaufen und reparieren Rasenmäher, Kettensägen und alles andere was, Hobby- und Profi-Gärtner brauchen.

Wie sich Meyer’s Mühle bis zum Umzug verändern will

Bis es zu einem Umzug kommt und der erste Spatenstich für das Neubauvorhaben erfolgt, werden noch einige Jahre vergehen. Und so geht es im alten Meyer’s-Mühle-Gebäude an der Ohechaussee zunächst einfach weiter – wenn auch nicht mehr ganz so wie bisher.

Die bisherige Meyer’s Mühle Grillabteilung wird als eigenständiges Unternehmen weiterentwickelt und ausgebaut vom Juniorchef Niklas Meyer. Aus dem Meyer’s Mühle Gartenmarkt ist seit Montag der Norderstedter Wohngarten der Kasseler Grün-erleben-Gruppe geworden. Geführt wird das neue Gartencenter am traditionsreichen Ort von Geschäftsführerin Anni Joseph. Die Abteilungen der Meyer’s Mühle Gartenmöbel GmbH an der Ohechaussee und am Rugenbarg bleiben wie bisher bestehen und werden von Klaus Meyer geleitet.

Unweit von Meyer’s Mühle haben die Politiker übrigens einem zweiten Wohnprojekt bereits zugestimmt: Projektentwickler Christian Laue will an der Ecke Ochsenzollkreisel und Langenhorner Chaussee 86 Wohnungen bauen, die Hälfte davon öffentlich gefördert, und damit dem Schandfleck am Eingang zu Norderstedt beseitigen.