Norderstetdt. Traditionsunternehmen stellt sich neu auf und bleibt am alten Standort in Norderstedt– bis der geplante Neubau kommt.
Meyer’s Mühle bleibt, wo sie seit jeher steht. An der Ohechaussee, Ecke Ochsenzoller Straße. Dass derzeit ein Räumungsverkauf läuft, bedeute nicht die Aufgabe des Betriebs, betont das 1887 von Müllermeister Max Meyer gegründete Familienunternehmen, das so gar nichts mehr mit Mehl, seit Jahrzehnten aber ganz viel mit allen erdenklichen Artikeln rund um den Garten zu tun hat. Meyer’s Mühle ist weit über die Grenzen Norderstedts als Gartencenter ein Begriff.
Familienunternehmen: Starthilfe für die nächste Generation
Geräumt wird jetzt auch nur aus rechtlichen Gründen. Denn die eine Generation übergibt die Geschäfte am Jahresende an die nächste Generation. „Damit unsere Nachfolger keine Altlasten übernehmen müssen, machen wir einen Schnitt, räumen alles aus, richten die Firmenzweige rechtlich neu ein, und die nächste Generation kann ganz neu anfangen“, sagt Noch-Geschäftsführer Hans Harald Meyer.
Seit 1966 führt der 67-Jährige mit seinem Bruder Rainer Lorenz Meyer die Norderstedter Institution Meyer’s Mühle mit weiteren Mitgliedern der großen Meyer-Familie auf dem Immobilien-Filetstück gegenüber dem Einkaufsquartier am Schmuggelstieg. Seit 1924 ist das traditionsreiche Familienunternehmen dort ansässig, und die Strukturen der alten Mühle sind immer noch in der Fassade erhalten.
Die neue Generation wird von Meyers Sohn Niklas Meyer vertreten, der für den großen Grillbereich zuständig ist und ihn ausbauen wird, und aus Anni Joseph, die den Gartenbereich führen und ebenfalls mit frischen Ideen beleben wird. Der bisherige Name „Meyer’s Mühle – Der Gartenmarkt“ bleibt erhalten und erhält mit „Der Norderstedter Wohngarten“ am 1. Januar ein neues Dach. Nur den Bereich Gartenteich wird es nicht mehr geben.
Familienunternehmen: Beratung und konzentriertes Angebot
„Die Kundinnen und Kunden dürfen sich also nicht nur bis Ende Dezember auf stark reduzierte Preise freuen, sondern auch auf ein frisch ausgestattetes Unternehmen, das sich noch intensiver auf die zwei Geschäftsfelder Grillen und Garten konzentriert“, sagt Hans Harald Meyer. Den Bereich Gartenmöbel leitet weiterhin sein Bruder Klaus Meyer. „Diese rechtliche Umstrukturierung hat auf unsere Kundschaft keine Auswirkung, für sie bleibt alles, wie es ist, aber das Angebot wird noch gezielter“, sagt Senior Meyer.
„Die Ära der Warenhäuser mit einem breiten Sortiment ist vorbei, wir setzen jetzt auf die Konzentration des Angebots bis ins Detail und auf gute Fachberatung“, sagt Junior Niklas Meyer. Der 33-Jährige freut sich auf eine klare Geschäftsaufteilung in Grill- und Gartenbereich: „Jeder von uns hat ab 1. Januar seinen Kernbereich und kann sich voll darauf konzentrieren.“
Trotz der Neuordnung der Geschäftsbereiche scheinen die Jahre wohl gezählt, in denen Meyer’s Mühle noch das Grundstück an der Ohechaussee belegt. Denn in der Stadtvertretung wird der Bauantrag eines Investors für das Grundstück diskutiert. Der möchte Meyer’s Mühle durch ein Wohn- und Geschäftsareal ersetzen. Entstehen könnte ein sechsgeschossiger Kopfbau an der Spitze der Kreuzung, dort, wo Meyer’s Mühle mit dem alten Backsteingebäude und dem traditionellen Müller-Gruß „Glück zu!“, geschrieben in dicken, goldenen Lettern, zum Wahrzeichen der Stadt geworden ist.
Familienunternehmen bleibt an Norderstedt Ohechausee
An der Ohechaussee würden vier Vollgeschosse und ein zurückgesetztes Staffelgeschoss entstehen und an der Ochsenzoller Straße drei Vollgeschosse mit Staffelgeschoss und anschließend noch ein viergeschossiges Gebäude mit Staffelgeschoss. Doch eine Entscheidung über das Projekt ist noch nicht gefallen. Ein mögliches Bebauungsplanverfahren würde sicher Jahre dauern, und so lange bleibt Meyer’s Mühle als „Der Wohngarten Norderstedt“ bestehen. „Sollte es eines Tages eine Entscheidung geben, haben wir attraktive neue Standorte für unsere Unternehmen, die auch unserer Kundschaft gefallen werden“, sagt Senior Hans Harald Meyer.
Bis es irgendwann soweit kommt, wollen Niklas Meyer und Anni Joseph der Kundschaft in ihren Geschäftsbereichen fundierte Lösungen anbieten und nicht nur „von allem ein bisschen“. Aus Geschäftsbereichen wollen sie „Erlebnisbereiche“ machen. „Wir wollen uns als Gegenpol zum Internet positionieren. Das bedeutet, dass wir unsere Beratung intensivieren, denn konkrete Antworten auf Problemlösungen bekommt die Kundschaft nur im Gespräch und nicht im Internet“, sagt Anni Joseph.
Die 41-Jährige hat bei Meyer’s Mühle Floristin gelernt, sich einige Jahre in österreichischen Garten-Unternehmen weitergebildet und ist vor fünf Jahren wieder bei Meyer’s Mühle eingestiegen. Sowohl Anni Joseph als auch Niklas Meyer sehen einen großen Bedarf an Grill- und Garten-Seminaren, die sie im nächsten Jahr häufiger und konzentrierter anbieten wollen. „Die Grill-Seminare sind sehr beliebt, und wir werden sie jeweils natürlich mit Fachkräften anbieten“, sagt Niklas Meyer. „Es wird Anzuchtsseminare, Rosen- und Rasen-Seminare bis zu Kräuter- und Hochbeet-Workshops geben“, verspricht Anni Joseph.