Norderstedt/Hamburg. Zahra Khalalani Dinzar und Bahman Taghi Zadesh aus dem Iran sind jetzt anerkannte Gesundheits- und Krankenpfleger. Ihre Pläne.
Der Umzug hat zwei Tage gedauert. Fünfmal musste Zahra zwischen der alten und der neuen Wohnung hin- und herfahren. Sie hat die U-Bahn genommen. Ein Auto hat sie nicht. Ihre Sachen hat sie in die beiden Koffer gepackt, mit denen sie vor acht Monaten aus dem Iran nach Deutschland gekommen ist. Es war nicht leicht, die Koffer in Langenhorn zur U-Bahn zu schleppen, die Treppe runter auf den Bahnsteig zu wuchten, zwei Stationen zu fahren und von Fuhlsbüttel aus zu ihrer Wohnung und dort in den ersten Stock zu tragen.
Pflegeausbildung: Zahra hat eine Wohnung gefunden
Besonders der Koffer mit den Büchern ist so schwer, dass sie ihn auf dem Weg immer wieder absetzen muss. Sie liest viel, am liebsten auf Deutsch. Es ist ihre Art, die Sprache noch besser zu lernen. Jedes Mal, wenn sie einen Koffer mit Büchern, Anziehsachen oder Küchenutensilien in der Wohnung ausgepackt hat, geht sie zurück zur U-Bahn, fährt in die alte Wohnung und holt die nächste Ladung. „Es war sehr schwierig“, sagt Zahra. „Am Ende war ich sehr müde.“ Sie hatte gehofft, dass ihre Freundin Sahar ihr helfen kann, doch die muss arbeiten. Als das Asklepios Willkommenzentrum ihr Hilfe anbietet, lehnt sie ab. Sie will es allein schaffen.
Sie stellt hohe Ansprüche an sich, möchte immer 100 Prozent geben. Als Mutter, Ehefrau, Krankenpflegerin. Im Iran ging das, in Deutschland nicht mehr. Das hat ihr zu schaffen gemacht. Es gab Momente, da hätte sie fast aufgegeben. Als sie trotz Sprachzertifikat das Gefühl hatte, in Deutschland kaum etwas zu verstehen. Als ihre Schwiegereltern krank wurden und sich nicht wie geplant um ihre Söhne kümmern konnten. Als die Kinder Karen und Kian zu fremdeln begannen und nicht mehr mit ihr sprechen wollten. Als es einen Corona-Fall in der Familie gab, zwei Tage vor ihrer Abschlussprüfung. Sie hat trotzdem bestanden. Als Beste ihrer Gruppe. Wenn sie daran denkt, kommen ihr immer noch die Tränen. Zu groß war die Anspannung, die Angst, zu versagen und ihre Familie zu enttäuschen.
Zahra denkt vor allem an ihre Familie im Iran
Sie kann an kaum etwas anderes denken, als ihre Kinder. Das Asklepios Willkommenszentrum hat bereits den Familiennachzug in die Wege geleitet. „Wenn sie kommen, soll alles schön sein“, sagt Zahra. Noch ist die Wohnung leer, nur das Schlafzimmer ist eingerichtet. An einem ihrer freien Tage ist sie zu Roller gefahren und hat sich ein Schlafzimmer gekauft. Doppelbett, Kleiderschrank und Kommode für 1980 Euro, inklusive Lieferung und Aufbau. Im Iran hat ihr Mann neue Möbel aufgebaut. „Wenn er kommt, dann...“, sagt sie immer wieder. Sie macht bereits Pläne.
Am 1. Dezember, wenn ihr Gehalt kommt, will sie zu Ikea fahren und Möbel für das Kinderzimmer kaufen. Zwei Betten und einen Schreibtisch für die Jungs. Vielleicht noch ein Regal für die Spielsachen. Viel mitbringen werden sie nicht. Die Jungs teilen sich ein Zimmer.
Sie will nicht alles ausgeben, schließlich braucht sie in den nächsten Monaten noch mehr. Auf jeden Fall einen Küchentisch und ein paar Stühle, wo sie gemeinsam essen können. Im Moment isst sie meistens im Stehen, oder sie hockt sich auf den Boden. Zahra ist das egal. „Schritt bei Schritt“, sagt sie und zieht eine Schublade in der Küche auf. Sie hat sich Besteck von WMF gekauft. Das war ihr wichtiger als ein Tisch und Stühle.
Asklepios unterstützt Pflegekräfte bei der Wohnungssuche
Es war nicht leicht, eine Wohnung zu finden. „Weil viele Makler gegenüber internationalen Pflegekräften Vorurteile haben“, sagt Jhon Magkilat vom Asklepios Willkommenszentrum. Er hilft den Pflegekräften bei der Suche nach einer geeigneten Wohnung und organisiert mit ihnen alle Mietangelegenheiten. „Obwohl Asklepios bei der Wohnungssuche, den Besichtigungsterminen und dem Abschluss eines Mietvertrags unterstützt, blocken viele Anbieter sofort ab, wenn sie die ausländisch klingenden Namen der Mieter hören oder erfahren, aus welchen Ländern die Pflegekräfte kommen“, sagt Magkilat. So sei es auch im Fall von Zahra gewesen. „Ein Maklerin hat immer und immer wieder gefragt, ob Zahra Asylbewerberin sei. Sie konnte einfach nicht glauben, dass Zahra ein Arbeitsvisum hat, weil Pflegekräfte in Deutschland dringend gebraucht werden.“
Im Iran hatte Zahra eine große Wohnung, 125 Quadratmeter, im Norden Teherans. Eine gute Wohngegend sei das gewesen, die Miete lag bei 400 Euro. Etwa 300 Euro hat sie monatlich verdient, ihr Mann 350 Euro. Für ihre Wohnung in Fuhlsbüttel muss sie mehr als doppelt so viel bezahlen. Sie kann sie sich gerade so leisten, mehr dürfte sie monatlich nicht ausgeben. Sonst kann sie ihre Familie nicht nachholten.
Zahra muss für ihre Familie aufkommen können
Denn im Falle eines Familiennachzuges muss sie nachweisen, dass sie alleine für den Lebensunterhalt der Familie aufkommen kann und ihr Partner keinen Anspruch auf Sozialleistungen hat. Das Sozialgesetzbuch hat geregelt, wie hoch der Lebensunterhalt für Alleinstehende, Ehepartner und Familien ist. Demnach benötigt der Haushaltsvorstand 446 Euro, der Partner 357 Euro und ein Kind ab sechs Jahren 309 Euro. Der sogenannte Regelbedarf liegt bei Zahra und ihrer Familie bei 1421 Euro. Hinzu kommen die Miet- und Nebenkosten für die Wohnung.
Seit Zahra fertig ist, verdient sie ein bisschen mehr als während der Anerkennung. Sie kommt auf etwa 2100 netto. Das allein würde als Nachweis nur knapp reichen. Sie muss einige Nacht- und Wochenendschichten machen und das einkalkulieren, damit die Rechnung aufgeht. Es ist knapp, aber es reicht. Hoffentlich! Doch sie werden sich einschränken müssen, das hat sie den Jungs schon gesagt. Jeden Tag fragen sie: „Mama, wie viele Tage noch?“ Zahra weiß es nicht.
Zahras Familie will zu ihr nach Deutschland kommen
Letzte Woche waren ihr Mann und die Kinder bei der Deutschen Botschaft in Teheran, um Antrag auf Familiennachzug zu stellen. Doch ein wichtiges Dokument fehlte. Jetzt müssen sie auf einen neuen Termin warten. Erst danach übermittelt die Botschaft den Antrag an das Amt für Migration, das dann bei Zahra alle erforderlichen Unterlagen wie Einkommensnachweise oder Mietvertrag anfordert. Wie lange die Prüfung dauert, unterscheidet sich von Fall zu Fall. Zahra hofft, dass es noch in diesem Jahr klappt. Sie hat gehört, dass sich die Menschen zu Weihnachten etwas wünschen. Sie hat nur einen Wunsch.
Neulich hat sie ein paar Klamotten für Karen und Kian gekauft. Als sie nach einer passenden Größe gesucht hat, musste sie plötzlich stutzen. Sie wusste sie nicht. Sie hat die Jungs acht Monate nicht gesehen. Sie orientiert sich jetzt an den Altersangaben, die im Etikett angegeben sind, das ist sicherer.
In der Wohnung wird es langsam dunkel. Es gibt keine Lampen, nur eine kleine Nachttischlampe, die sie im Flur auf den Boden gestellt hat. Wenn sie in einem andere Zimmer Licht braucht, zieht sie den Stecker aus und stöpselt die Lampe in einem anderen Raum wieder ein. Sie stört das nicht. Sie ist glücklich.
Bahman sieht seine Frau nach acht Monaten wieder
Acht Monate lang haben sie sich nicht gesehen. Keiner von ihnen wusste, dass es so lange dauern würde. Als Bahman Taghi Zadeh (31) im März diesen Jahres im Iran in ein Flugzeug nach Deutschland stieg und seine Frau in der Heimat zurückließ, dachte er noch, Shahla im Sommer besuchen zu können. Sie ist 29 geworden. Doch es kam anders. Weil er nach einem Urlaub in Iran in Quarantäne gemusst hätte, sagte er die geplante Reise ab.
Sieben Monate lang blieb er in Hamburg, arbeitete im Krankenhaus, belegte einen Sprachkurs und ging einmal wöchentlich zur Schule, um sogenannte Defizite in seiner Ausbildung auszugleichen. Da seine im Iran erworbenen Qualifikationen in Deutschland nicht voll anerkannt wurden, musste er hier eine „Anpassungsqualifizierung“ absolvieren, um als Krankenpfleger arbeiten zu können. Im Oktober hat er die Abschlussprüfung gemacht. Er hat bestanden.
Nur ein paar Tage nach der Prüfung steigt er in eine Maschine der Turkish Airlines Richtung Iran. Früher, in seinen ersten Wochen in Deutschland, hat er den Iran manchmal noch als sein Zuhause bezeichnet. Das tut er nicht mehr. Sein Zuhause ist jetzt hier, in Deutschland, in Langenhorn. Der einzige Grund für die Reise ist Shahla, er kann es kaum erwarten, sie endlich wiederzusehen.
Bahmans Frau will ihre Ausbildung in Deutschland anerkennen lassen
Sie sind erst seit drei Jahren verheiratet. Als er nach Deutschland gegangen ist, haben sie die gemeinsame Wohnung aufgelöst und verkauft, Shahla lebt seitdem wieder bei ihren Eltern. Bahman möchte mit ihr ein paar Tage verreisen, vielleicht in die Türkei. In ein Hotel mit Pool, nur sie beide, allein. Er hat sich im Internet Hotels angeschaut. Er ist kaum im Iran, als er einen Anruf aus Deutschland bekommt, der alles verändert.
Am anderen Ende der Leitung, knapp 5200 Kilometer entfernt, ist Stefanie Ludwig (51). Sie leitet das Asklepios-Willkommenszentrum Hamburg und die Abteilung Integration der Asklepios Klinik Nord, die für die Akquise und Integration internationaler Pflegekräfte wie Bahman zuständig ist. Sie bittet Bahman, nicht in die Türkei zu fliegen, sondern sich bei der deutschen Botschaft im Teheran zu melden. Es geht um seine Frau.
Shahla hat wie Bahman im Iran Krankenpflege studiert und will ihre Ausbildung in Deutschland anerkennen lassen. Einen Arbeitsvertrag von der Asklepios Klinik Nord hat sie bereits. Sie braucht nur noch ein Visum, um in Deutschland den Anerkennungsprozess starten zu können. Im Januar soll es losgehen. Hoffen sie. Als Shahla in ein Büro gebeten wird, darf Bahman nicht mit. Er muss draußen warten, ist nervös. Er hat Angst, dass es Probleme gibt.
Erst verkauften sie ihr Auto, dann die Wohnung
So wie bei ihm, als die Botschaft plötzlich kritische Fragen zu seiner Vermittlungsagentur stellte und von ihm einen Bankauszug verlangte. Man will sicher sein, dass er finanziell abgesichert ist – wenn in Deutschland etwas schiefgeht. Wenn es mit er Arbeit doch nicht klappt und er zurück muss. Bahman muss sein Auto, einen Peugeot, verkaufen, um den Nachweis zu erbringen.
Fast ein Jahr ist das jetzt her, doch von dem Auto erzählt er immer und immer wieder. Für ihn war der Wagen nicht nur ein Transportmittel, sondern ein Stück Freiheit, Unabhängigkeit. „Ich wollte, dass Shahla wenigstens das bleibt, wenn ich weg bin“, sagt Bahman. Es war schlimm für ihn, seine Frau allein im Iran zurückzulassen. Er ist dazu erzogen worden, dass Männer für ihre Frauen sorgen. In den vergangenen Monaten musste er lernen loszulassen. Zu vertrauen, dass Shahla es alleine schafft.
In der ersten Zeit in Deutschland hat er viel mit Zahra gemacht, die zur gleichen Zeit wie er in der Asklepios Klinik Nord angefangen hat. Sie kommen beide aus dem Iran. Irgendwie hat er sich ein bisschen verantwortlich für sie gefühlt. Sie haben im selben Wohnheim gelebt, gemeinsam gekocht und gelernt. Sie waren füreinander da, als sie niemanden hatten. Ein Familienersatz. Jetzt haben sich ihre Wege getrennt. Jeder von ihnen hat sich ein eigenes Leben aufgebaut.
Bahman und Shahla reisten gemeinsam nach Deutschland
Es ist, als ob sich Bahmans Geschichte in diesen Tagen wiederholt. Er durchlebt jede Station noch einmal – an der Seite von Shahla. Er konnte sie am Ende seines Urlaubs mit nach Deutschland nehmen, total überraschend. Sie hat nach nur fünf Tagen ein Visum bekommen. Bahman musste darauf zwei Monate warten.
Vor ein paar Tagen sind sie aus dem Zimmer, das Bahman seit März bewohnt hat, in eine kleine Wohnung gezogen. 50 Quadratmeter, zwei Zimmer, Kochnische. Die Asklepios Klinik Nord hat für die internationalen Pflegekräfte in einer Seniorenresidenz in Langenhorn leerstehende Zimmer und Appartements angemietet und eingerichtet. Dort können die Mitarbeiter während des Anerkennungsprozesses übergangsweise wohnen. Shahla hat eine Lichterkette aufgehängt und Fotos von ihrer Hochzeit auf die Fensterbank gestellt. Ihr gefällt es hier. „Hauptsache Mann ist da“, sagt sie. Es ist ihr schwer gefallen, von ihren Eltern Abschied zu nehmen. Sie ist ihre einzige Tochter. Niemand weiß, wann sie ihre Eltern wiedersieht. „Aber wenn Bahman da ist, alles gut.“
Shahla hat im Iran schon Deutsch gelernt
Sie hat im Iran das Sprachzertifikat B2 gemacht, es ist Voraussetzung für eine Anerkennung in Deutschland. „Doch ich noch viel lernen muss“, sagt sie. Bahman bemüht sich, viel deutsch mit ihr zu sprechen. Ab und zu macht er selbst noch Fehler, doch meistens bemerkt er sie selbst und korrigiert sich dann. Er ist stolz darauf, Shahla überall herumzuführen, ihr alles zu zeigen, sie den Kollegen vorzustellen. So hat er sich das immer vorgestellt.
Er ist ein anderer, als der er vor acht Monaten nach Deutschland gekommen ist. Eine andere Person. „Wegen der Anerkennung“, meint Bahmann. Er ist stolz, dass er es geschafft hat. Stolz, dass er jetzt eine weiße Hose bei der Arbeit tragen darf, wie die examinierten Pflegekräfte. Während der Ausbildung musste er eine graue Hose tragen, jeder konnte sehen, dass er anders ist. „Jetzt gehöre ich dazu“, sagt er. Als er nach der Prüfung in der weißen Hose zur Arbeit gekommen ist, haben ihn einige der Kollegen nicht erkannt, sagt er und grinst.
Bahman und Shahla wollen gemeinsam Weihnachten feiern
Er ist angekommen, voll und ganz. Hier gehört er hin, das spürt er. In diesem Jahr wollen sie das erste Mal Weihnachten feiern. „Mit einem Baum und diesen Lampen drinnen“, sagt Bahman. Im Iran haben sie immer am 21. Dezember die längste und dunkelste Nacht des Jahres gefeiert, Nüsse und Wassermelone gegessen. „Da bleibt man lange wach und guckt in den Himmel“, sagt Bahman. Shahla und er haben sich in diesen Nächte immer Gedichte vorgelesen. Er überlegt, ob sie das dieses Jahr vielleicht Weihnachten machen. Dann fällt ihm ein, dass er da Spätdienst hat.
Shahla hat den Tisch gedeckt. Eine Decke mit Spitze aufgelegt, Tee gekocht und Kekse gebacken. In die Tassen hat sie Kinderschokolade gesteckt. Auf dem Tisch steht eine Rolle Klopapier, statt Servietten. Sie fühlt sich wohl hier.
Bahman hat 6000 Euro an die Vermittlungsagentur gezahlt
„War richtige Entscheidung“, sagt Bahman. Er hat nie daran gezweifelt, jahrelang auf seinen Traum von einem besseren Leben in Deutschland für ihn und seine Frau hingearbeitet. Drei Jahre lang hat er gespart, um das Geld für die Vermittlungsagentur zusammenzukratzen. 6000 Euro hat die Anwerberorganisation von ihm verlangt. Er weiß damals nicht, dass seriöse Firmen keine Gebühren von den Pflegekräften verlangen.
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Stefanie Ludwig ist immer noch empört über das Verhalten der privaten Vermittlungsagentur. „Unverantwortlich“, nennt sie das, was passiert ist. Sie hat erst bei Bahmans Ankunft in Deutschland davon erfahren, sonst hätte sie eingegriffen. „Das ist Menschenhandel“, sagt Ludwig. Normalerweise werden die Kosten für die Vermittlung von internationalen Pflegekräften von den Krankenhäusern übernommen – mehrere Tausend Euro.
Bahmann und Shahla sind gemeinsam wieder in Deutschland
Für das Geld vermitteln die Agenturen den Kliniken geeignete Kandidaten und kümmern sich um die Beschaffung und Übersetzung von Dokumenten sowie die Flugtickets. Auch im Fall von Bahman zahlte die Asklepios Klinik der Agentur die Vermittlungsgebühr – ohne zu wissen, dass auch Bahman für die Dienstleistungen zahlen musste. „Das verstößt gegen unseren Ehrencodex. Bei uns soll keine Pflegekraft selbst für die Kosten aufkommen müssen und sich dadurch verschulden müssen“, stellt Ludwig klar. Das Krankenhaus arbeitet inzwischen nicht mehr mit der Agentur zusammen.
Es ist eine von vielen unseriösen Firmen in der Branche. Bisher ist der Markt nicht reguliert. Doch das soll sich ändern. Das Bundesministerium für Gesundheit hat ein Gütesiegel für Personalvermittlungsunternehmen entwickelt, das ethisch hohe Standards bei der Akquise von Pflegefachkräften im Ausland bescheinigen soll. Die Anforderungen sind hoch, das Siegel ist für die Firmen jedoch freiwillig.
Bahman und Shahla sind mit vier Koffern nach Deutschland gekommen, 64 Kilo Gepäck für ein neues Leben. Zwei befreundete Paare haben ihnen zum Abschied Kaffeebecher mit Fotomotiv geschenkt. Die Bilder zeigen die sechs Freunde in ihrem letzten gemeinsamen Urlaub. Bahman und Shahla hoffen, dass sie ihre Freunde irgendwann wiedersehen. In Deutschland. Sie sind ebenfalls Pflegekräfte und wollen sich hier nachqualifizieren lassen. Die ersten Gespräche laufen bereits.