Henstedt-Ulzburg/Kiel. Ranghohe Polizisten, Oberstaatsanwältin und Innenministerin arbeiten den “schwerwiegenden Zwischenfall“ mit drei Verletzten auf.

Bei den Ermittlungen nach den Auseinandersetzungen am Wochenende in Henstedt-Ulzburg verdichten sich offenbar die Hinweise, dass der 19 Jahre alte Fahrer eines VW Amarok mit Absicht auf eine vierköpfige Fußgängergruppe zugefahren ist. „Es spricht vieles dafür, dass das Fahrzeug gezielt eingesetzt wurde“, sagte Landespolizeidirektor Michael Wilksen in einer Sitzung des Innen- und Rechtsausschusses des Kieler Landtages.

Damit rückt die Polizei immer weiter von ihrer ersten Darstellung ab, bei der Kollision habe es sich um einen Unfall gehandelt. Der Fahrer hatte mit dem Fahrzeug auf dem Bürgersteig vier Personen erfasst, drei wurden verletzt. Bei der verletzten Frau, die in einem Krankenhaus behandelt wurde, handelt es sich um eine Schwarze. Die Leitende Oberstaatsanwältin Birgit Heß sprach von einem „schwerwiegenden Zwischenfall“.

Anti-AfD-Demo: Polizei ging von ruhigem Verlauf aus

Im Ausschuss wurde ebenfalls deutlich, dass die Polizei bei ihrem Einsatz rund um die AfD-Veranstaltung im Bürgerhaus zu wenig Personal zur Verfügung hatte. Torsten Holleck, Leiter der Polizeiabteilung im Innenministerium, sprach von „noch ausreichenden Polizeikräften“ und fügte hinzu: „Die Kräfte vor Ort standen erheblich unter Druck.“

Wilksen sagte, dass die Veranstaltungen gegen die AfD in Henstedt-Ulzburg stets friedlich verlaufen seien. Daher sei man auch am Sonnabend bei der Gegen-Demo von einem ruhigen Ablauf ausgegangen. Hinweise, dass eine anreisende Gruppe von 50 Demonstranten aus Hamburg zum gewaltbereiten Spektrum gehörte, hätten nicht vorgelegen.

Innenministerin schildert den Zwischenfall

Wie berichtet, war es bei der Spontandemonstration dieser Gruppe zu Rangeleien und Pöbeleien vor dem Bürgerhaus gekommen, während Mitglieder der AfD-Bundesprominenz drinnen ihre Reden hielten. Eine angemeldete Demo einer bürgerlichen Gruppe mit 200 Teilnehmern blieb friedlich.

Wie es nach der Veranstaltung zu dem Zwischenfall an der Beckersbergstraße kam, berichtete Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack im Ausschuss. Demnach hatten der 19-Jährige und drei weitere Personen zunächst versucht, zur Versammlung der bürgerlichen Demo zu gelangen, waren dort aber von Ordnern zurückgewiesen worden.

„Ich kann Menschenjagden nicht ausschließen“

„Nach jetzigem Kenntnisstand kamen sie nicht aus der AfD-Veranstaltung“, sagte die Ministerin. Kurz darauf sei es zwischen den vier Personen und einer Gruppe zu einer „körperlichen Auseinandersetzung“ gekommen. Unklar blieben im Ausschuss die Details der körperlichen Auseinandersetzung. „Ich kann Menschenjagden nicht ausschließen“, sagte Wilksen. Dem 19-Jährigen und einem weiteren Mann sei es gelungen, zu dem VW Amarok zu gelangen.

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Dann sei es zu der Kollision mit den Fußgängern gekommen. Dass einer der Polizisten bei der Festnahme des Fahrers einen Warnschuss abgegeben habe, bezeichnete Hollek als richtig. Die Polizei sei bedrängt worden, nach dem Schuss habe sich die Lage beruhigt.