Norderstedt. Nur wenige Brautpaare in Norderstedt verschieben den Termin beim Standesamt – doch sie müssen sich auf Änderungen einstellen.
Freitagvormittag, kurz nach 11 Uhr. Leicht fröstelnd und ziemlich verloren stehen Oljana (42) und Valerij Serdjuk (43) auf dem Rathausmarkt an ihrem Auto. Bis auf Oljanas Sohn Michael (9) ist weit und breit niemand zu sehen. „Das haben wir uns eigentlich ganz anders vorgestellt“, sagt Serdjuk.
Beide haben gerade einen ganz besonderen Moment erlebt: Sie haben standesamtlich geheiratet und freuen sich auf eine gemeinsame Zukunft in Norderstedt. Aber niemand kommt auf das frischgetraute Paar zu, um zu gratulieren. Niemand reicht ihnen ein Glas Sekt, um gemeinsam auf die Zukunft anzustoßen. Nichts. Der Sozialpädagoge und die industrielle Aushilfsmitarbeiterin besteigen zusammen mit Michael das glänzend polierte Auto und fahren heim.
Eheschließungen in Zeiten der Coronakrise sind eine trostlose Angelegenheit. Das haben am vergangenen Freitag einige Brautpaare erleben müssen. Das Trauzimmer bietet Platz für etliche Gäste, meistens warten vor der Tür, unter den aufgespannten Schirmen an der Hochzeitsstele vor dem Eingang viele Freunde und Verwandte, um das frisch getraute Paar hoch leben zu lassen.
Heiraten in der Coronakrise: Sogar ohne Trauzeugen
Nicht selten muss das Paar einen aufgebauten Parcours bewältigen, und meistens geht es anschließend unter lautem Hupen zum Hochzeitsrestaurant. Aber in diesen Zeiten ist alles anders.
„In das Standesamt und in das Trauzimmer dürfen nur Braut und Bräutigam“, sagt Bernd Olaf Struppek, Sprecher der Stadt Norderstedt. Die Vorschriften sind streng. Die Coronapandemie hat weltweit Auswirkungen auf den Alltag, aber auch auf außergewöhnliche Lebensereignisse.
So müssen wegen der strengen Kontaktbeschränkungen in Deutschland und anderswo Geburten, große Feiern wie Hochzeiten und Taufen, aber auch Beerdigungen anders begangen werden als geplant. Es dürfen noch nicht einmal die Trauzeugen mit in das Trauzimmer.
Viele Brautpaare halten trotz Corona am Hochzeitstermin fest
Einige Brautpaare verschieben den Termin vor dem Standesamt. Aber das sind in Norderstedt die wenigsten. Die meisten halten an ihrem Termin fest, hat die Stadt Norderstedt festgestellt. Das hat natürlich Konsequenzen für die Paare: Keine Gäste im und vor dem Standesamt, keine kirchliche Trauung und keine Hochzeitsfeier. Auf alles müssen sie verzichten.
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„Wir holen das später nach“, sagt das Hochzeitspaar, bei dem eine abgespeckte Feier angesagt ist. Eine sehr, sehr abgespeckte Feier: „Wir sind vier Leute und haben Essen bestellt.“ So geht es auch. So muss es gehen. „Etwas anderes bleibt uns ja gar nicht übrig.“ Von einer Hochzeitsreise will das Paar lieber gar nicht erst sprechen … „Aber besser so, als gar nicht“, sagen die beiden.
Die große Hochzeitsfeier wurde verschoben
So sehen es auch Patrick Gerdau (30) und seine Braut Nina (31), die direkt nach dem Ehepaar Serdjuk an der Reihe sind. „Wir sind traurig, dass unsere Eltern nicht dabei sein dürfen.“ Der Rettungsassistent und die Dozentin mussten ihre Hochzeitsfeier ebenfalls verschieben, den mit dem Standesamt vereinbarten Hochzeitstermin aber wollten sie wahrnehmen.
Für Paare, die ihren Trautermin absagen und lieber später mit Trauzeugen und Gästen heiraten wollen, wird vom Standesamt ein neuer Termin gesucht. Aber auch dabei sind die Standesbeamten vorsichtig. „Für die nächsten Wochen und Monate machen wir erst mal keine neuen Termine“, sagt Bernd Olaf Struppek. Eine Videoübertragung der Trauzeremonie, wie sie zum Beispiel in Osnabrück möglich ist, gehört in Norderstedt derzeit noch nicht zum Angebot für Brautpaare.
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