Sülfeld. Punkband De Drangdüwls und Prinzen-Sänger Sebastian Krumbiegel treten bei Festival auf. 700 Besucher unterstützen Aufruf für Vielfalt.

Ein ganzes Dorf steht zusammen gegen Rechtsradikalismus, Fremdenhass und rechte Gewalt. Rund 700 Menschen sind am Sonnabend dem Aufruf von Pastor Steffen Paar nach Sülfeld gefolgt, mit einem Musikfestival in seiner Kirche ein Zeichen für Solidarität und bunte Vielfalt in der Gesellschaft zu setzen.

„Ein super-hammergeiles Gefühl“, freute sich ein ausgelassener Pastor am Abend kurz vor dem Gastauftritt des Prinzen-Sängers Sebastian Krumbiegel über den großen Zuspruch aus der Bevölkerung. „Das hat meine Erwartungen bei weitem übertroffen.“ Und Wiebke Bohnsack aus Sülfeld sagte ergriffen: „Ich bin stolz auf unser Dorf.“ Dabei stand sie neben einem großen Plakat, auf dem sich Hunderte Besucher unter der Parole „Sülfeld – Wir halten zusammen gegen Rassismus“ mit ihren Vornamen verewigt haben.

Im Oktober machten sich Neonazis in Sülfeld breit

Im Oktober kochte es plötzlich hoch in der 3000 Einwohner zählenden Gemeinde. Drei bekennende Neonazis machten sich breit im Dorf, warben mit Aufklebern für ihre fremdenfeindliche Ideologie und bedrohten die Bewohner. Eine Welle der Solidarität aus dem ganzen Umland erfasste die Sülfelder, die sich nicht einschüchtern ließen. Tausende Menschen demonstrierten in der Kreisstadt Bad Segeberg gegen die rechten Umtriebe.

Der Sülfelder Rap-Musiker Baldikin drehte spontan mit Gleichgesinnten einen Videoclip mit den Textzeilen: „Ein Dorf. Eine Einheit. Wie ein Hort für unabhängige Freiheit…Wir sind mehr, das ist unsere Weisheit…“ 3700-mal sei der Videoclip im Netz auf YouTube angesehen worden, erzählte Baldikin jetzt am Rande des Festivals. 105 positive und 66 negative Kommentare habe das Stück im Netz ausgelöst. Sogar Bundesaußenminister Heiko Maaß habe darauf auf Twitter reagiert und den Zusammenhalt in Sülfeld als „Vorbild für uns alle“ gewürdigt, sagte Baldikin stolz.

Krumbiegel singt solo am Klavier

Sebastian Krumbiegel von den Prinzen stärkte den Süfeldern den Rücken.
Sebastian Krumbiegel von den Prinzen stärkte den Süfeldern den Rücken. © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Auch wenn es jetzt ruhiger geworden sei im Dorf und nur noch einer der Neonazis hier wohne – „wir dürfen es nicht herunterspielen, sonst geht es wieder los.“ Diese Botschaft vertrat auch Stargast Sebastian Krumbiegel von den Prinzen. Als Sachse aus Leipzig kenne er sich mit rechten Parolen und Ausschreitungen gut aus, sagte er.

„Ich bin hier in Sülfeld, um den Leuten, die hier gerade stehen gegen Rechts, den Rücken zu stärken“, sagte der Musiker, der dieses Mal allein, aber meinungsstark am Klavier seine hochpolitischen Texte in der Kirche vor mehr als 300 begeisterten Besuchern sang: „Lass mal die Moschee im Dorf. Und lass das mit dem Hassen. Es ist doch nicht zu fassen. Ich glaub, ich muss dich rechts liegen lassen.“

„Euer Pastoor is der Beste und Geilste.“

Zuvor hatte die Punkband „De Drangdüwels“ aus Bad Oldesloe mit ihren lustigen, plattdeutschen Texten den Saal eingeheizt. Sänger Burghard Beese, der in Sülfeld aufgewachsen ist, war es eine Herzensangelegenheit, dabei zu sein. Seine Band engagiere sich seit 21 Jahren mit Liedern und Texten gegen Rechtsradikalismus.

Aber was sein kleines Heimatdorf Sülfeld und dessen sympathischer Pastor Steffen Paar hier auf die Beine stellten, mache ihn „ergriffen“, sagte der Platt-Punker. „Euer Pastoor is der Beste und Geilste. Der hat echt Mors in de Büx. Wir sind mehr gegen die paar Krakeeler“, rief er bei seinem ersten Auftritt in einer Kirche von der Bühne, und die ganze Gemeinde johlte und klatschte zustimmend.