Kreis Segeberg. Staatsanwältin steht wegen Rechtsbeugung vor Gericht. Sie verkaufte beschlagnahmte Pferde und Rinder – auch im Kreis Segeberg.

Sie soll mehr als 1000 Tiere beschlagnahmt und notverkauft haben, ohne dass die Halter informiert worden waren. Seit sechs Wochen steht eine 44 Jahre alte Staatsanwältin wegen Rechtsbeugung vor Gericht. Betroffen sind auch Tierhalter aus dem Kreis Segeberg.

Und immer wieder spielen sich im Gerichtssaal die gleichen Szenen aus der Vergangenheit ab: Plötzlich stehen Polizisten sowie Mitarbeiter des Ordnungs- und Veterinäramts mit einem Durchsuchungsbeschluss vor der Tür der Betroffenen. Gefahr im Verzug, heißt es dann nur. Viehtransporter rollen an, laden Pferde und Rinder auf und bringen sie weg. Die Besitzer sehen ihre Tiere nie wieder.

Ob im Fall von Pferdehalterin Anja R. aus Voßhöhlen oder Landwirt Manfred T. aus Todesfelde: Die Schilderungen der Zeugen von dem Tag, an dem sie ihre Tiere abgeben mussten, gleichen sich. Die Betroffenen sagten jetzt im Zeugenstand aus. Detailliert beschreibt Anja R., wie ihr Anfang 2013 sieben Pferde weggenommen wurden, weil der Verdacht bestand, sie habe ihren Tieren Leid angetan. Dem widersprach noch vor Ort ein Tierarzt. Die Veterinärin des Kreises Segeberg sah es anders. Anja R. wurde zu 300 Euro Geldstrafe verurteilt und durfte sich zwei Jahre lang nichts zu Schulden kommen lassen.

Tiere wurden ohne vorherige Kontrolle beschlagnahmt

Obwohl sie bereits direkt nach der Beschlagnahme auf einem Dokument ankreuzte, dass sie Widerspruch gegen eine mögliche Notveräußerung einlegt, wurden ihre Tiere verkauft. Einige Zeugen berichten von gut „gelaunten Einsatzkräften“, während über ihnen selbst alles zusammengebrochen sei.

So wie Landwirt Manfred T. aus Todesfelde, der emotional hoch aufgewühlt von jenem Tag im März 2013 erzählt, an dem seine 142 Rinder „ohne Vorankündigung und ohne, dass vorher eine Kontrolle durch das Veterinäramt stattgefunden hat“, beschlagnahmt wurden. „Das war das schlimmste Erlebnis in meinem Leben.“ Bis heute gab es keine Gerichtsverhandlung gegen ihn.

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Ein Polizist, der in beiden Fällen dabei war, hebt die gute Zusammenarbeit mit der angeklagten Staatsanwältin hervor. Sie habe aus seiner Sicht ein „großes Herz für Tiere“. Auch das Verhältnis zwischen der Amtstierärztin und der Staatsanwältin beschreibt er als ein sehr gutes. „Man merkte, dass da ein Vollzugsdefizit in der Verwaltung angefallen war.“ Die Veterinärin sei froh gewesen, dass da eine Staatsanwaltschaft eingegriffen hat. „Es wurde viel mehr mit Tieren geahndet.“

Am 3. Dezember wird die Kreisveterinärin vor der 7. Strafkammer selbst im Zeugenstand stehen. Zuvor kommt ein Viehhändler zu Wort, bei dem beschlagnahmte Rinder untergebracht waren.