Bad Segeberg. Das Fledermauszentrum Noctalis hat ein Naturschutzprojekt für die Artenvielfalt umgesetzt. Geschäftsführerin geht am 31. Juli.

Die großen Holzkästen an der Fassade des Noctalis sehen aus, als gehörten sie schon immer an die blauen Wände. Dabei hängen die maßgeschneiderten Fledermausquartiere erst ein paar Tage. Gleiches gilt für die Insektenhotels, Vogelkästen und Höhlen für Siebenschläfer und andere Tiere. Auch gegenüber in zwei großen Bäumen. Ein Jahr hat es gebraucht, um das jüngste Naturschutz-Projekt am Kalkberg zu realisieren. „Eine Herzensangelegenheit, die wir schon lange anpacken wollten“, sagt Dr. Anne Ipsen vom Fledermauszentrum.

Mit Unterstützung der Stiftung der Sparkasse Südholstein, die mehr als die Hälfte der Kosten von 8000 Euro übernommen hat, habe man ein Vorhaben umsetzen können, in dessen Rahmen der Fledermaus-, Vogel- und Insektenschutz im Fokus steht.

Letzter offizieller Termin der Geschäftsführerin

Mitarbeiter bei der Montage der Fledermauskästen und Insektenhotels.
Mitarbeiter bei der Montage der Fledermauskästen und Insektenhotels. © Hiltrop | Heike Hiltrop

„Das Projekt ist ganz wunderbar, weil es einen Rundumschlag ermöglicht“, sagt Biologin Ipsen erfreut bei ihrem letzten offiziellen Termin als Geschäftsführerin des Noctalis (siehe Text unten). Es sei längst fällig gewesen, das Thema zu bespielen. 17 große Fledermauskästen wurden in die Fensteröffnungen der Fassade eingelassen. Winterfeste Prototypen, die mit dem Fachwissen von Experte Florian Glozer-Rausch vom Noctalis konzipiert wurden. „Wir brauchen sowieso kein Licht. Die Erlebnisausstellung liegt größtenteils im Dunkeln, und es gibt ein Verdunkelungsgebot am Kalkberg. Dreiviertel des Jahres ist Lichtemission vom Gebäude ausgehend in die Umgebung verboten.“

Vorteil: Einer der winterfesten Kästen kann demnächst von hinten mit einer Webcam ausgestattet werden, um dessen Bewohner beobachten zu können. Mit den Fledermausunterkünften allein ist es jedoch nicht getan. Und auch nicht mit den Nisthilfen für Rauchschwalben, Siebenschläfer und Hummeln. Drei Infotafeln sollen das Insektensterben und den damit unter Umständen in Zusammenhang stehenden oder drohenden Fledermaus- und Vogelrückgang zum Thema machen. Denn Insektenschutz sei auch Fledermausschutz, unterstreicht Ipsen: „Das Ziel ist es, auf die Problematik hinzuweisen und Wege aufzuzeigen. Jeder kann etwas tun, niedrigschwellig und ohne dass es viel kostet.“

Mithilfe von QR-Codes auf den Tafeln gibt es umfassende Infos und Hilfestellungen. Bauanleitungen etwa und Filme. In einem letzten Schritt soll zudem ein Unterrichtsmodul für Kinder erarbeitet werden, denn das Noctalis ist auch außerschulischer Lernort. Diese Nachhaltigkeit habe den Ausschlag für die Unterstützung gegeben, betont Doris Grote von der Stiftung der Sparkasse Südholstein. „Was Kinder intensiv erfahren und lernen, das vergessen sie als Erwachsene nicht.“ Neben einem Faltblatt, das in einer Auflage von 5000 Stück gedruckt vorliegt und laut Ipsen „schon jetzt weggeht wie warme Semmeln“, gibt es auch auf der Homepage des Noctalis (www.noctalis.de) viel Wissenswertes, Filme, Audiodateien und Tipps.

Mit einem Sommerticket geht es für Besucher ins Noctalis und auf eine Führung durch die Kalkberghöhle. Es kostet für Kinder sechs Euro, Erwachsene zahlen zwölf Euro. Geöffnet ist das Fledermaus-Zentrum montags bis freitags von 9 Uhr an bis 18 Uhr, an Wochenenden und Feiertagen von 10 Uhr bis 18 Uhr, an Tagen mit Karl-May-Spätvorstellung bis 19.30 Uhr.

Weitere Infos: Dr. Anne Ipsen verlässt Noctalis

Am 1. Juni 2006 hatte die heute 51-Jährige ihren ersten Arbeitstag im Fledermauszentrum Noctalis. Am 31. Juli 2019 ist Schluss für Dr. Anne Ipsen. Die Naturwissenschaftlerin geht. „Ich liebe diesen Ort, und es wird mir unglaublich schwerfallen, aber auf mich wartet eine neue Herausforderung“, sagt die Biologin. „Ich suche noch ein bisschen Horizont.“ Ein Semester Jura hat sie mal studiert, Gasthörer in Geschichte war sie, und zum Biologiestudium kam die Politik. Sie sei schon in der Naturwissenschaft zu Hause, „aber ich bin auch Gesellschaftswissenschaftlerin“, beschreibt sich die Frau, die im Kreis Rendsburg-Eckernförde für die Grünen politisch aktiv ist. Bevor sie zum Fledermauszentrum kam, habe sie im gutachterlichen Bereich für umweltfreundliche Produkte gearbeitet. „Da kam das Noctalis. Ein Heimspiel, denn ich habe 1997 über die Kalkberghöhlen, das Ökosystem und den Höhlenkäfer promoviert.“Mit dem neuen Job in der Projektleitung der Gesellschaft für Freilandökologie und Naturschutzplanung gehe sie den Schritt zurück zu den Wurzeln, „aber mit einem Rucksack voller Erfahrungen. Eine Nachfolgerin gibt es auch schon. Da die Verträge noch nicht unterzeichnet sind, will die Stadtverwaltung erst in ein bis zwei Wochen den Namen bekanntgeben. Nur so viel: Florian Gloza-Rausch bleibt Geschäftsführer mit dem Schwerpunkt Fledermäuse, Ausstellung und Gutachten. Seine neue Kollegin bekommt einen Posten mit allen handelsrechtlichen Vollmachten (Prokura). Sie soll ab September im Noctalis den kaufmännischen Part, das Marketing und Organisatorische übernehmen. hil.

Mit einem Sommerticket geht es für Besucher ins Noctalis und auf eine Führung durch die Kalkberghöhle. Es kostet für Kinder sechs Euro, Erwachsene zahlen zwölf Euro. Geöffnet ist das Fledermaus-Zentrum montags bis freitags von 9 Uhr an bis 18 Uhr, an Wochenenden und Feiertagen von 10 Uhr bis 18 Uhr, an Tagen mit Karl-May-Spätvorstellung bis 19.30 Uhr.