Norderstedt. Drei AktivRegionen unterstützen mit den Fördermitteln Projekte im Kreis Segeberg und stärken den ländlichen Bereich.

„Ohne die Fördermittel der EU wäre vieles nicht möglich, was wir Dank der finanziellen Hilfe aus Brüssel realisieren können“, sagt Hans-Jürgen Kütbach. Der Ex-Bürgermeister von Bad Bramstedt ist Vorsitzender im Projektbeirat der AktivRegion Holsteiner Auenland, ein Verein, der das Geld verteilt, das über den Fonds Entwicklung ländlicher Räume (ELER) ausgeschüttet wird. 2,86 Millionen Euro stehen von 2014 bis 2020 zur Verfügung. Die AktivRegion reicht wie die beiden anderen AktivRegionen im Kreis Segeberg, Holsteins Herz und Alsterland, in die Nachbarkreise hinein.

Neben dem ELER gibt es noch einen zweiten Fördertopf, den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE). Dieses Förderinstrument nutzt die Kreisverwaltung. 146.000 Euro wurden eingesetzt, um die interaktive Ausstellung „Noctalis“ am Kalkberg in Bad Segeberg zu erweitern. Zur Erlebnisausstellung gehören eine Schauhöhle mit 20.000 Fledermäusen und ein erdgeschichtlicher Lehrpfad.

Brüssel hat auch den Stadtpark Norderstedt gefördert.
Brüssel hat auch den Stadtpark Norderstedt gefördert. © HA | HA

EFRE-Mittel flossen auch in den Stadtpark Norderstedt, wo zwischen 2008 und 2013 vielfältige Freizeit- und Erholungsangebote entstanden sind. Fördermittelgeber und Stadt teilten sich die Kosten für drei große Spielplätze, den Hundeauslaufplatz, eine Obstwiese, Birkeninseln, Staudenflächen und ein behindertengerechtes Wegenetz. Die EU-Fördersumme belief sich auf insgesamt rund vier Millionen Euro. Die Gemeinde Henstedt-Ulzburg hat mit Geld aus Brüssel Blüh- und Bienennährflächen an 14 Standorten angelegt.

EU fördert Einbau einer barrierefreien Toilette

In Wahlstedt soll nördlich des Stadtzentrums ein Sport- und Bildungscampus entstehen. Für den Bau eines barrierefreien Mehrgenerationen-Spielplatzes kommen 100.000 Euro aus dem ELER. Der TuS Tensfeld erhält für die Erweiterung seines Sportlerheims eine EU-Förderung in Höhe von 25.000 Euro. Die Gemeinde Klein Gladebrügge hat sich auf den Weg zum barrierefreien Dorf gemacht. Das Feuerwehr- und Dorfgemeinschaftshaus ist ein beliebter Treffpunkt. Die EU hat den Einbau einer barrierefreien Toilette mit 9.100 Euro gefördert.

Zusammengeschlossen haben sich die drei Aktivregionen, um ein viel beachtetes Mobilitätsmodell für den ländlichen Raum zu installieren: das digitale Mitnahmenetzwerk. Der eine fährt, der andere fährt mit – über eine Online-Plattform und Smartphone-App können Fahrten wie bei einer Mitfahrzentrale koordiniert werden. Um Gemeinden ohne schnellen Internetanschluss oder Personen ohne Smartphone nicht auszuschließen, wird eine ganztags besetzte Telefonhotline eingerichtet.

EU-Geld gab es auch für die gläserne Bäckerei auf dem Gut Wulksfelde.
EU-Geld gab es auch für die gläserne Bäckerei auf dem Gut Wulksfelde. © Ha/Heike Linde-Lembke

Gut 245.000 Euro hat das Projekt gekostet, 144.000 Euro hat die EU dazugegeben. 80.000 Euro der Gesamtkosten von 430.000 Euro für den Um- und Ausbau der Bäckerei auf dem Gut Wulksfelde in Tangstedt zur gläsernen Backstube kamen ebenfalls von der EU.

Nutzung der Moorbahn genauso gefördert wie die Fischzucht

„Leider bekommen wir immer wieder zu hören, dass die EU Geld gibt, und die Städte und Gemeinden damit machen, was sie wollen, oft Dinge, die niemand braucht“, sagt Kütbach von der AktivRegion Auenland. Dieser Eindruck sei komplett falsch. Der Projektbeirat entscheide, wofür das Geld ausgegeben wird.

Im Beirat sitzen neun Vertreter der Verwaltungen, Amtsvorsteher oder die leitenden Beamten und Bürgermeister auf der einen sowie Vertreter der Wirtschafts- und Sozialpartner auf der anderen Seite. Mit dabei sind unter anderem der Wildpark Eekholt, der Kreissportverband Segeberg, der Kreisjugendring Pinneberg, der Landfrauenverband und der Bauernverband. „Zu Beginn der Förderperiode stimmen wir unsere Strategie ab und legen fest, wofür wir die Fördermittel ausgeben wollen“, sagt Kütbach und nennt Land- und Naturerlebnisse, die Stärkung von Ortskernen, Nachhaltigkeit und Klimaschutz sowie die Förderung der Gemeinschaft als übergeordnete Ziele.

Für die Praxis bedeutet das: Die Nutzung der Moorbahn in Bad Bramstedt wird genauso gefördert wie die Fischzucht, die der Züchter schon in vierter Generation betreibt, ein Jugendcafé als Anbau an das Jugendzentrum in Bad Bramstedt oder die Ortsentwicklung in Hartenholm und Alveslohe.