Norderstedt. Fahrgäste kritisieren wiederholte Störungen. Nun will das Kaltenkirchener Bahnunternehmen den Nahverkehr verbessern.

Mittwochmorgen, 7.18 Uhr: Mitten im Berufsverkehr ging nichts mehr in Norderstedt-Mitte. Pendler, die mit der AKN in Richtung Ulzburg-Süd und weiter nach Norden oder in den Hamburger Westen wollten, standen vor einem defekten Triebwagen. „Die Leute sprangen rein. Der Lokführer sagte: Es geht nicht weiter, der Zug ist defekt“, sagt Sören Jacobsen. Der Norderstedter, der täglich von Haslohfurth aus zur Arbeit nach Hamburg fährt, hatte noch rechtzeitig von seiner Frau erfahren, dass die Linie A 2 an der Moorbekhalle enden würde. Er nahm lieber den Bus.

Was ihn richtig sauer machte, war folgende Ansage, die es offenbar gab: „Sie müssen irgendwie zur Moorbekhalle kommen“. Ob nun zu Fuß oder mit dem Bus. Denn solange der defekte Triebwagen das Bahngleis blockierte, endete die A 2 mit ihrer morgendlichen Zehn-Minuten-Taktung eine Station vorher. Schon am Dienstag habe es eine Verspätung gegeben, so Jacobsen, „aufgrund technischer Störungen“. Und „kleinere Verspätungen sind eher die Regel als die Ausnahme“. Damit würden Anschlussverbindungen platzen und das System ÖPNV unzuverlässig.

AKN informierte seine Fahrgäste nicht

AKN-Sprecherin Christiane Lage-Kress räumte die Probleme ein. „Es gab am 29. Januar in Ulzburg-Süd eine Signalstörung, die sich auf alle Linien ausgewirkt hat. Deswegen gab es Verspätungen von bis zu 15 Minuten.“ Am Mittwoch habe ein Zug eine Störung im Bahnhof gehabt. Diese konnte nicht vor Ort repariert werden, der Zug musste mit Hilfe eines anderen Zuges in die Werkstatt nach Kaltenkirchen gebracht werden.

Und das brachte den Fahrplan am frühen Vormittag erheblich durcheinander. Passagiere wie Sören Jacobsen hofften vergeblich auf eine kurzfristige Alternative. Lage-Kress: „Ein Ersatzverkehr hat leider nicht funktioniert. Wir hatten bei Bus- und Taxiunternehmen angefragt, beide hatten aber keine Kapazitäten mehr. Das ist extrem unbefriedigend und auch nicht unser Anspruch.“

Auf Facebook oder Twitter gibt es keine Echtzeit-Updates über Störungen. Die AKN rät Fahrgästen, sich über bahn.de oder über die HVV-App zu informieren. Dort würden Störungen und Ausfälle gemeldet. Sören Jacobsen berichtet allerdings, dass er in besagter App nichts gefunden habe.

Expresszug nach Neumünster geplant

Viele Pendler sind unzufrieden, sehen Optimierungsbedarf. Daher wollen die Stadt und die AKN den Bahnverkehr zwischen Norderstedt-Mitte und Ulzburg-Süd verbessern. Im Spiel sind zwei Modelle: Die AKN baut ihr Angebot aus, oder die U-Bahn fährt künftig bis Ulzburg-Süd – dort können die Fahrgäste in die S 21 umsteigen und weiterfahren bis Kaltenkirchen, wenn die S-Bahn wie geplant 2025 vom Hamburger Hauptbahnhof bis Kaltenkirchen durchfährt.

Nun hat die AKN ihr Konzept im Ausschuss für Stadtentwicklung und Verkehr präsentiert. Folgende zusätzliche Angebote sind geplant: eine umsteigefreie Direktverbindung von Norderstedt-Mitte nach Kaltenkirchen alle 20 Minuten mit stündlicher Weiterfahrt nach Neumünster und Halt an allen Stationen ganztags an allen Wochentagen. Der Zehn-Minuten-Takt zwischen Norderstedt-Mitte und Ulzburg-Süd, der bisher nur für die Hauptverkehrszeiten gilt, soll künftig von montags bis sonnabends zwischen 6 und 20 Uhr gelten. In den Tagesrandzeiten und an Sonntagen sollen die Züge alle 20 Minuten fahren, doppelt so häufig wie jetzt.

Die neue Expresslinie soll die Fahrzeit zwischen Norderstedt und Neumünster verkürzen. Die Züge, die montags bis freitags zwischen 6 und 20 Uhr verkehren und jede Stunde starten sollen, halten nur noch an den Haltestellen Quickborner Straße, Ulzburg-Süd, Henstedt-Ulzburg, Kaltenkirchen, Bad Bramstedt und Neumünster.

Fährt die U-Bahn bald bis Ulzburg-Süd?

„Mit dem erweiterten Angebot reagieren wir auf die Kritik von Fahrgästen, die über langsame Verbindungen klagen, und wir können die wachsenden Pendlerzahlen im Bereich Norderstedt und im Hamburger Norden bewältigen“, sagte AKN-Vorstand Wolfgang Seyb. Um mehr Fahrgäste befördern zu können, will die AKN die modernen Lint-Triebwagen einsetzen, die bisher noch auf der künftigen S-Bahnstrecke zwischen Eidelstedt und Kaltenkirchen unterwegs sind. Daher sei, so Seyb, das Ausbau-Projekt an den S-Bahn-Ausbau gekoppelt. Können die Fahrzeuge zwischen Norderstedt-Mitte und Ulzburg-Süd eingesetzt werden, müsse die AKN nur sechs weitere Züge anschaffen. Geplant sei, alle Fahrzeuge mit WLAN, WC und 1.-Klasse-Bereich nachzurüsten.

Die Triebwagen sollen auf dem bisherigen Gleis fahren, allerdings müssten die Bahnsteige zwischen Norderstedt-Mitte und Ulzburg-Süd um rund 30 Meter verlängert werden. Dafür kalkuliert Seyb zwei bis drei Millionen Euro. „Unser Erweiterungskonzept ist relativ kurzfristig und kostengünstig zu realisieren“, sagte Seyb. Aufwendige und langwierige Planfeststellungsverfahren entfielen, es entstehe eine schnelle Verbindung Richtung Neumünster und Kiel.

Die Hamburger Hochbahn wird ihr U-Bahn-Konzept am 21. Februar oder Anfang März im Fachausschuss vorstellen. Anschließend wird die Verwaltung Kosten sowie Vor- und Nachteile gegenüberstellen. Entscheiden müssen die Kommunalpolitiker, wobei das Land, das für den öffentlichen Nahverkehr zuständig ist, ein gewichtiges Wort mitredet.