Hamburg. Verkehrsministerium hat Pläne zur Verbindungskurve Harburg. Bezirksversammlung debattiert Tarifzonen.

Eine Anfrage der Grünen bringt es an den Tag: Das Projekt „Verbindungskurve Harburg“, das im Bundesverkehrswegeplan gerade in die Kategorie „vordringlicher Bedarf“ aufgestiegen ist, wird nicht, wie in Harburg weithin angenommen, hauptsächlich die Güterzüge auf der Unterelbebahn zwischen Harburg und Cuxhaven betreffen, sondern die Regionalzüge.

Das geht aus der Antwort des Bahn-Beauftragten im Bundesverkehrsministerium, Staatssekretär Enak Ferlemann (CDU), auf eine Anfrage des Bundestagsabgeordneten Manuel Sarrazin (Grüne) hervor. Die Regionalzüge aus und nach Westen sollen einen neuen, unterirdischen Bahnsteig erhalten.

Dieser soll sich, so Ferlemann, „nordwestlich der heutigen Bahnsteige“ befinden. Wo genau, lässt die Antwort im Unklaren, ebenfalls, wann die Kurve gebaut und wie teuer sie wird. Zunächst werden die Voruntersuchungen für das Gesamtprojekt „Knoten Hamburg“ abgeschlossen, dann wird die konkrete Planung des Unterprojekts „Verbindungskurve Harburg“ begonnen. Es könnte darauf hinauslaufen, dass sich der unterirdische Bahnsteig zwischen Buxtehuder Straße und den alten Harburg-Freudenberger-Hallen befindet.

An der Verbindung der Unterelbebahn zur Bahnstrecke Hamburg–Hannover stauen sich die Züge. Seit sich der Güterumschlag im Hamburger Hafen vor allem im Westen des Hafengebiets abspielt, hat sich die Situation weiter verschärft. Der Bahn ist das bewusst und sie arbeitet schon lange an Lösungen.

Britta Hermann, Fraktionsvorsitzende der Grünen in der Bezirksversammlung Harburg, hält es für Gutsherrenart des Verkehrsministeriums, zu planen, ohne die Bezirkspolitik einzubeziehen.
Britta Hermann, Fraktionsvorsitzende der Grünen in der Bezirksversammlung Harburg, hält es für Gutsherrenart des Verkehrsministeriums, zu planen, ohne die Bezirkspolitik einzubeziehen. © xl | Lars Hansen

Alle Ideen, die bislang bekannt geworden sind, sahen den Güterverkehr im Zentrum. Dass jetzt der Personenverkehr ins Visier genommen wird, hängt mit dem „Deutschland-Takt“ zusammen, den Ferlemann und sein Chef, Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU), anstreben: Bis 2030 sollen alle wichtigen Bahnverbindungen in Deutschland so vernetzt sein, dass keine Umsteigezeiten von mehr als 60 Minuten entstehen.

In Ballungsräumen sollen die Takte noch kürzer sein. So soll die Regionalbahn zumindest zwischen Stade und Hamburg im 30-Minuten-Takt fahren. Das ist mit der aktuellen Gleiskreuzung nicht umzusetzen. Darüber hinaus geht Zeit verloren, weil der Regionalzug in Harburg wenden muss.

Die Vorsitzende der Grünen-Bezirksfraktion, Britta Herrmann, begrüßt Ferlemanns Antwort auf die Anfrage ihres Parteifreundes Sarrazin, hat aber auch Kritik am Vorgehen des Bundesministeriums: „Es ist gut, dass weiterhin ein Halt in Harburg geplant ist und die Pendler hier nicht links liegen gelassen werden“, sagt sie. „Andererseits ist es Gutsherrenart des Verkehrsministeriums, zu planen, ohne die Bezirkspolitik einzuweihen!“

Die Bezirksversammlung beschäftigte sich am Dienstag mit dem Thema Regionalbahnen noch aus ganz anderen Gründen. Von den Plänen zur „Verbindungskurve Harburg“ hatte zu diesem Zeitpunkt offenbar vor allem Britta Herrmann Kenntnis. Die CDU-Fraktion hatte beantragt, dass sich die Bundesländer Hamburg und Niedersachsen gemeinsam mit der Verbesserung des Schienen-Nahverkehrs in der südlichen Metropolregion Hamburg auseinandersetzen sollen. „In Niedersachsen hat sich der Landtag bereits intensiv mit der Bahnversorgung in der Region auseinandergesetzt“, sagte Ralf-Dieter Fischer. „Von Hamburg aus passiert hier nichts!“

In der Tat hatte der Landtag in Hannover mit den Stimmen der großen Koalition eine Entschließung verabschiedet, die kürzere Takte und bessere Verbindungen fordert. Unter anderem soll die Heidebahn öfter bis Harburg durchfahren und das Schienennetz so ertüchtigt werden, dass auf anderen Strecken in Zukunft kürzere Takte möglich werden.

Fischer forderte auch, die Tarifzonen des HVV in der Region so anzupassen, dass die Fahrten günstiger werden. „Die Mehrkosten würden die betroffenen Landkreise tragen“, behauptete er. Das sehen Fischers Parteifreunde im Harburger Kreistag anders: Zwar soll der HVV billiger werden, die Kosten soll aber Hannover tragen und nicht etwa Winsen, fordern sie.

Torsten Fuß, SPD-Verkehrspolitiker, verwahrte sich auch gegen die Unterstellung, der HVV würde die Versorgung der südlichen Metropolregion vernachlässigen: „In den letzten Jahren wurde die S-Bahn nach Stade gebaut und drei Landkreise in den HVV-aufgenommen. Das ist nicht nichts!“

Knoten Hamburg

Im Bundesverkehrswegeplan sind zahlreiche Bahn-Einzelprojekte im Gesamtprojekt „Knoten Hamburg“ zusammengefasst. Dazu gehören unter anderem der Ausbau des Hauptbahnhofs mit dem Ziel größerer Leistungsfähigkeit oder der Bau der S-Bahn-Linie S 4 bis tief nach Schleswig-Holstein hinein. Südlich der Elbe gehört unter anderem der Umbau der Bahnkreuzung Meckelfeld mit einem vergrößerten Überwerfungsbauwerk dazu, die Optimierung der Gütergleisführung in Wilhelmsburg sowie ein weiteres Umfahrungsgleis für den stark belasteten Maschener Rangierbahnhof.