Norderstedt. Nach langen Diskussionen beschließen die Norderstedter Politiker den Neubau des maroden Schulzentrums Süd – einstimmig.

Nach vier Jahren der Planung und einer politischen Auseinandersetzung bis zur letzten Stunde schrieb der Schulausschuss am Mittwoch ein Stück Stadtgeschichte: Die Kommunalpolitik beschloss einstimmig den Bau des „Campus Glashütte“, das mit einem voraussichtlichen Kostenvolumen von mindestens 60 Millionen Euro zu den größten und wichtigsten Investitionen der jungen Stadt Norderstedt zählt.

Das alte und marode Schulzentrum Süd an der Poppenbütteler Straße, das die Gemeinschaftschule Ossenmoorpark und das Lise-Meitner-Gymnasium mit insgesamt etwa 1200 Schülern umfasst, ist endgültig Geschichte und wird abgerissen werden. Die Zukunft ist der „Campus Glashütte“, ein modernes Schulzentrum, das noch dazu über zwei Dreifeldsporthallen mit 5000 Quadratmetern Fläche verfügen wird.

Die konkrete Umsetzung des Projektes startete bereits einen Tag nach dem Beschluss am Mittwoch. Die Entwicklungsgesellschaft Norderstedt wurde von der Stadt beauftragt, einen städtebaulichen Wettbewerb für den Neubau in zwei Phasen in die Wege zu leiten. Zunächst müsse geklärt werden, wo genau der mehr als 10.000 Quadratmeter umfassende Neubau auf dem jetzigen Gelände des Schulzentrums entstehen soll. Er soll entstehen, während gleichzeitig im alten Schulzentrum der Unterricht normal weiterläuft. In der zweiten Phase des Wettbewerbs sollen die teilnehmenden Architekturbüros ihre Gebäudeplanung vorlegen. Parallel zu der Vorbereitung des Wettbewerbs wird die Stadtverwaltung das nötige Bebauungsplanverfahren in die Wege leiten. Dabei werden auch noch die Bürger mit ihren Wünschen und Vorschlägen zum Campus gehört werden. Mehr als zwei Jahre wird dieser Prozess in Anspruch nehmen. Erst dann kann mit der Bauphase begonnen werden, die mindestens zwei weitere Jahre dauern wird. Mit einer Fertigstellung des Gebäudes rechnen die Planer Ende 2023 – unvorhergesehene Verzögerungen sind dabei nicht eingerechnet.

Baukosten könnten auf mehr als 80 Millionen Euro steigen

Die Baukosten werden mit 61.200.000 Euro angegeben – was lediglich eine Grobkostenschätzung ist. Tatsächlich wird der Campus wohl deutlich teurer werden. „Man rechnet eigentlich jährlich mit einer Baukostensteigerung von 8 Prozent“, sagt Sven Wojtkowiak, Stadtvertreter der FDP und Vorsitzender des Verbandes Haus & Grund. Die Kosten könnten am Ende also auf über 80 Millionen Euro steigen.

Wojtkowiak und seine FDP sowie der Freie Wähler Thomas Thedens hatten sich in der letzten Sitzung vor der Entscheidung für den Campus noch für eine generelle Klassenraumgröße von 69 Quadratmetern eingesetzt. Vorgesehen war das nur für 30 Prozent der Räume, die Regel sind 59 Quadratmeter. „Bei 26 Schülern kommen da auf jeden einzelnen nur 1,3 Quadratmeter – kaum mehr als auf jedes europäische Mastschwein im Stall“, sagt Wojtkowiak. Die Verwaltung erhöhte die Zahl der großen Klassenräume schließlich auf 40 Prozent. Und sie strich das aus Sicht von SPD, WiN, FDP und Freie Wähler strittigste Teilprojekt: Ein in den Schulneubau integriertes Stadtteilzentrum. So war der Weg frei für eine einstimmige Mehrheit im Ausschuss.

Das Lise-Meitner-Gymnasium bekommt 36 Klassen (vierzügig), zusätzlich zwei Naturwissenschaftsräume und drei Differenzierungsräume für die Oberstufe. Die Gemeinschaftsschule Ossenmoorpark (dreizügig) wird 18 Klassen und zusätzlich drei Flex-Klassen und zwei Deutsch-als-Zweitsprache-Klassen haben. Auf 300 Quadratmetern soll das neue Jugendzentrum Atrium entstehen. Die neue Bücherei der Schule wird mit einem Lernlabor und Medienzentrum auf 400 Quadratmetern zusammengelegt. Erhalten bleiben die Mensa und die Aula in ihrem gesonderten Gebäude. Die Aula wird aber saniert.

Für Thomas Thedens ist der Beschluss des „Campus Glashütte“ ein besonderes Ereignis. Als Schulelternbeirat des Meitner-Gymnasiums hatte er sich über Jahre für den Neubau eingesetzt. Schließlich politisierte er sich über das Thema und zog als Freier Wähler in die Stadtvertretung ein. „Die Arbeit hat sich gelohnt“, sagt Thedens. „Ich bin froh, dass wir das Stadtteilzentrum aus der Planung entfernt haben und so den Schulneubau nicht länger aufhalten. Mit dem jetzt gefundenen Kompromiss können alle Seiten leben!“