Norderstedt. Norderstedter Stadtwerke erhöhen Tarife. Preistreiber sind der Netzausbau für die Windkraft und höhere Einkaufskosten.

Strom wird in Norderstedt zum neuen Jahr teurer: Die Preise steigen um gut zehn Prozent. In der Grundversorgung, die für die meisten Haushalte in der Stadt zutrifft, wird die Kilowattstunde von Januar an 32,89 Cent brutto kosten, 3,29 Cent mehr als bisher. Das haben die Stadtwerke ihren Kunden schriftlich mitgeteilt.

Bei einem für Norderstedt von den Stadtwerken errechneten Durchschnittsverbrauch von 2100 Kilowattstunden pro Jahr schlagen die höheren Tarife mit jährlich 69,22 Euro zu Buche. Auch die Kaltenkirchener und die Bramstedter müssen vom kommenden Jahr an mehr zahlen, damit Waschmaschinen, Kühlschränke und PCs laufen. Freuen hingegen können sich die Henstedt-Ulzburger: Dort bleiben die Preise zunächst stabil, verspricht Grundversorger E.ON.

Die Tariferhöhung fällt in der Region im Vergleich zum übrigen Bundesgebiet, wo die Preise durchschnittlich um vier bis fünf Prozent steigen werden, deutlich kräftiger aus. Dafür geben die Stadtwerke im Wesentlichen zwei Ursachen an: Zum einen haben sich die Netzentgelte erhöht, zum anderen sind die Einkaufspreise für die Elektrizität gestiegen. „Auf die Netzentgelte haben wir als Stadtwerke keinen Einfluss, die werden von der Bundesnetzagentur festgelegt“, sagt Oliver Weiß, Sprecher der Stadtwerke. Dass die Entgelte für die Nutzung des Stromnetzes im Norden stärker angehoben wurden als beispielsweise in Süddeutschland, liegt am Ausbau der erneuerbaren Energien. Der Strom, den die Windkraftanlagen erzeugen, muss ins restliche Bundesgebiet verteilt werden. Für den Umstieg auf die umweltschonenden Stromquellen muss deshalb das Leitungsnetz erweitert werden. Die Kosten dafür zahlen die Stromkunden. Für die Haushalte in Norderstedt bedeutet das, dass sie von Januar an 2,157 Cent mehr an Netzentgelt zahlen müssen.

Nicht ganz so drastisch wie dieser primäre Preistreiber wirkt sich aus, dass die Stadtwerke mehr Geld ausgeben müssen, um den Strom an den Handelsplätzen einzukaufen. „Da wir die Elektrizität in Teilmengen über einen Zeitraum von zwei Jahren beschaffen, ist es uns gelungen, die Preiserhöhung, die seit Jahresbeginn weit mehr als 50 Prozent beträgt, abzuschwächen“, sagt der Stadtwerke-Sprecher. Dennoch müssten diese Mehrausgaben mit 0,62 Cent pro Kilowattstunde an die Kunden weitergegeben werden.

Die gestiegenen Netzentgelte und Einkaufspreise haben auch die Stadtwerke in Kaltenkirchen und Bad Bramstedt veranlasst, die Stromtarife anzuheben, wobei die Erhöhung sich in einem ähnlichen Niveau wie in Norderstedt bewegt. In Kaltenkirchen klettert der Arbeitspreis von 29,40 Cent brutto pro Kilowattstunde auf 32,52 Cent. Bei einem Durchschnittsverbrauch von 2100 Kilowattstunden ergibt sich eine Mehrbelastung von 65,52 Euro im Jahr. Die Stadtwerke in Bad Bramstedt haben den Arbeitspreis von 28,57 Cent auf 30,24 Cent erhöht. Für die Kunden ergeben sich bei dem gleichen Verbrauch Mehrausgaben von 56,49 Euro pro Jahr.

„Energiepreise sind sehr komplex und setzen sich aus zahlreichen und größtenteils nicht beeinflussbaren Kostenbestandteilen zusammen, darunter Steuern, Abgaben und Großhandelspreise. Aber auch regional unterschiedliche Faktoren wie Netzentgelte und Konzessionsabgaben spielen eine große Rolle“, sagt Michael Krautzberger, Sprecher von E.ON. Eine verlässliche Prognose für die Strompreise in Henstedt-Ulzburg sei daher derzeit noch nicht möglich.

„Die Grundversorgung ist am teuersten, da der Grundversorger den Strom liefern muss, wenn der vom Kunden gewählte Anbieter nicht liefern kann. Diese Sicherheit kostet Geld“, sagt Weiß. Daher bieten die Stadtwerke ihren Kunden günstigere Sondertarife. Unter dem Motto „Sparen ohne Fremdgehen“ empfiehlt Weiß den Norderstedtern, von der Grundversorgung zum Sondertarif „Fairwatt“ zu wechseln. Mit diesem Angebot schaffen es die Stadtwerke Norderstedt bei einem Durchschnittsverbrauch von 2100 Kilowattstunden immerhin auf Platz 14 bei Verivox, wird „regionale Anbieter“ angeklickt, sogar auf Platz 2.

Damit der Sondertarif in der Rangliste des bundesweiten Online-Vergleichsportals erscheint, müssen in den Rubriken bestimmte Haken gesetzt beziehungsweise entfernt werden: Vertragslaufzeit drei Monate, bei den anderen Kategorien „egal“ oder nichts anklicken. Ganz wichtig: „Direkte Wechselmöglichkeit“ deaktivieren. „Das kommt daher, dass wir Verivox zwar unsere Preise zur Verfügung stellen, wechseln können die Kunden aber nur bei uns“, sagt Weiß.