Kreis Segeberg. Im Kreis Segeberg gibt es gut 100 Angebote für Wohnungen auf der -Internet-Buchungsplattform Airbnb, die meisten in Norderstedt.

„Wir sind durch Airbnb viel flexibler“, sagen Susanne Striepe-Langer und Christof Langer. Die beiden vermieten eine Wohnung in Norderstedt auf Zeit und nutzen dafür die Internet-Plattform Airbnb. Die Zusammenarbeit mit dem Vermittler von Privatwohnungen für eine begrenzte Dauer klappe prima. Ihre Daten und ihre Privatsphäre seien gut geschützt, die Gäste angenehm. „Wir haben jederzeit die Möglichkeit, die Wohnung zu sperren und für uns zu nutzen, wenn Eltern oder Freunde kommen“, sagen die Vermieter.

Bisher sind die Norderstedter, die eine 90 Quadratmeter große Wohnung im Erdgeschoss mit Wohnzimmer, zwei Schlafzimmern, Küche und Bad für bis zu vier Personen anbieten, allerdings die Ausnahme, verglichen mit Hamburg ist der Kreis Segeberg Airbnb-Entwicklungsland. Wer im Internet die Airbnb-Seite für den Kreis Segeberg aufruft, bekommt gut 300 Angebote. Allerdings entfällt nur gut ein Drittel auf Städte und Gemeinden im Kreisgebiet. Gelistet sind auch Wohnungen, Häuser und Zimmer in Neumünster, Pinneberg und Ahrensburg, ein Großteil liegt in Hamburg.

27 Vermieter stellen Räume in Norderstedt zur Verfügung, auf die größte Stadt im Kreis entfallen die meisten Angebote. Es folgen Bad Segeberg und Pronstorf, Bad Bramstedt und Kaltenkirchen bringen es nicht mal auf eine Hand voll Airbnb-Wohnungen, die sich im Kreis auf viele Dörfer verteilen. Ganz anders stellt sich die Lage in Hamburg dar. Da Wohnraum knapp ist, die Mieten hoch sind und nicht alle Vermieter und Mieter, die ihre Räume an Airbnb-Nutzer untervermieten, ihre Einnahmen versteuern, will die Stadt gegen illegale Nutzung und Zweckentfremdung von Wohnraum vorgehen. Wohnungen dürfen nur noch maximal acht Wochen pro Jahr nach dem Airbnb-Modell vermietet werden. Wer dagegen verstößt, muss mit einem Bußgeld von bis zu 500.000 Euro rechnen.

Auch in Norderstedt wie im gesamten Hamburger Rand ist Wohnraum knapp, vor allem günstige Wohnungen fehlen. Plant die Stadt ähnliche Regelungen wie Hamburg? „Aus Sicht der Stadt Norderstedt ist die Vermietung auf Zeit bis dato kein größeres Thema. Das Angebot von derartigen Wohnungen/Zimmern ist nach unserem Kenntnisstand sehr überschaubar“, sagt Bernd-Olaf Struppek, Sprecher der Norderstedter Stadtverwaltung. Auch Henstedt-Ulzburgs Bürgermeister Stefan Bauer verweist auf das geringe Angebot und sieht, wie seine Kollegen in Kaltenkirchen und Bad Bramstedt, momentan keinen Anlass, die Vermietung auf Zeit einzuschränken. „Wir werden die Entwicklung aber beobachten“, sagt Bramstedts Bürgermeister Hans-Jürgen Kütbach.

Das ist Airbnb

Die Grundidee für Airbnb wurde in San Francisco 2017 geboren. Während einer Designmesse waren die Hotels der Stadt komplett ausgebucht. Studenten fingen an, über das Internet ihre Privaträume für kurze Zeit zu vermieten.

Die Möglichkeit über den neu geschaffenen Internet-Marktplatz unkompliziert und günstig Übernachtungen zu buchen, wurde von Reisenden aus aller Welt rasant angenommen und verbreitete sich über den gesamten Globus.

Heute ist das Unternehmen laut eigenen Angaben mit mehr als fünf Millionen gelisteten Unterkünften in 191 Ländern und rund 81.000 Städten weltweit präsent. In Schleswig-Holstein gibt es rund 6800 Unterkünfte auf Airbnb.

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Auch Kurt Plagemann vom Mieterverein Norderstedt hält es zurzeit nicht für nötig, gegen das Vermieten auf Zeit vorzugehen. Sollte sich das Modell allerdings ähnlich entwickeln wie in der Großstadt und anderen Metropolen, müsse dieser Praxis ein Riegel vorgeschoben werden. Nur so könne verhindert werden, dass dringend benötigter Wohnraum für die Menschen, die hier leben und arbeiten, verloren geht. Plagemann sieht noch ein anders Problem: „Ich weiß von Bekannten aus Langenhorn, dass die Nachbarn unter den Gästen leiden. Die sind oft nur für kurze Zeit da, wollen was erleben und nehmen keine Rücksicht auf die Mitbewohner.“ Wiederholt hatten sich in Hamburg Anwohner über den Lärm ständig wechselnder Gäste beschwert.

Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP) begrüßt das Sharing-Angebot als „ressourcenschonend im Bereich Mobilität und Tourismus. Es bereichert den Städte-Tourismus in Schleswig-Holstein“. Es müsse dabei fair zugehen, die Städte müssten klare Regeln setzen. „Auch Airbnb-Anbieter müssen sich an Vorschriften hinsichtlich Bau, Sicherheit oder Hygiene halten, die Ferienhaus-Anbieter bereits beachten müssen“, sagt der Minister.

Finanzministerin Monika Heinold (Grüne) steht dem Portal kritisch gegenüber. „Es ist zu befürchten, dass durch solche Geschäftsmodelle der öffentlichen Hand Steuereinnahmen verloren gehen.“ Auch verschärfe Airbnb die Lage auf dem Wohnungsmarkt. Monika Heinold: „Als Staat haben wir die Pflicht darauf zu achten, dass bezahlbarer Wohnraum zur Verfügung steht.“