Bad Segeberg . In dieser Saison kamen 20.000 Besucher mehr als im Vorjahr. Jan Sosniok übernimmt auch 2017 die Rolle des Winnetou

In der 65. Saison gibt es einen neuen Zuschauerrekord: 366.369 Besucher haben in diesem Jahr bei den Segeberger Karl-May-Spielen „Der Schatz im Silbersee“ gesehen. Damit konnte der bisherige Rekord, aufgestellt im vergangenen Jahr, um rund 20.000 Besucher gesteigert werden. Noch vor einigen Jahren wäre eine solche Besucherzahl nicht für möglich gehalten worden. Damit zählen die Sommerspiele im Segeberger Freilichtheater am Kalkberg zu den kommerziell erfolgreichsten Open-Air-Veranstaltungen in Deutschland. Geschäftsführerin Ute Thienel verkündete am gestrigen Sonntag nach Abschluss der 72. und letzten Aufführung der Saison, dass TV-Star Jan Sosniok auch im nächsten Jahr wieder die Rolle des Apachenhäuptlings Winnetou übernehmen wird. Gespielt wird dann „Old Surehand“.

Tatsächlich hatten die Karl-May-Spiele 2016 spektakulär begonnen. Zum ersten Mal in der Geschichte dieser Indianerspiele musste eine Premiere wegen eines Unwetters vorzeitig beendet werden. Zur Pause wurden die Zuschauer nach Hause geschickt. Geregnet hat es während der Vorstellungen häufiger, aber es musste keine weitere Vorstellung abgebrochen werden.

Geschäftsführerin Ute Thienel und Aufsichtsratsvorsitzender Dieter Schönfeld können sich freuen: Sie haben alles richtig gemacht. Für die Wetterkapriolen konnten sie schließlich nichts. 200.000 Besucher waren nötig, um die Kosten der Inszenierung einzuspielen. Diese Kalkulation ist schon seit Jahren aktuell: Schauspielergagen, Bühnenbild und alles Organisatorische rundherum verschlingen pro Jahr etwa 4,5 Millionen Euro. Für die erste Inszenierung im Jahre 1952 standen 25.000 Mark zur Verfügung. Damit sind die Karl-May-Spiele ein sicheres Geschäft. Das Jahr 1988 markierte die Zeitenwende: Damals wurde mit Pierre Brice als Winnetou erstmals die Grenze von 200.000 Besuchern überschritten. Darunter ist die Besucherzahl seitdem nie wieder gefallen. Achtmal konnte bisher die Grenze von 300.000 Besuchern überschritten werden.

Bis zur Premiere sind schon 100.000 Karten verkauft

Hieß es früher, dass ein bewölkter Himmel die Zuschauer geradezu anlockt, weil sie es vorziehen, die Abenteuer in den Jagdgründen der Indianer zu erleben, als frierend am Ostsee- oder Nordseestrand zu sitzen, so sind diese Vorzeichen heute längst nicht mehr entscheidend. „Beim Buchungsverhalten unserer Gäste gibt es einen deutlichen Trend, sich die Karten mit den gewünschten Sitzplätzen rechtzeitig zu sichern“, sagt Geschäftsführerin Ute Thienel. „Die Wetterlage spielt deshalb bei der Kartenbestellung immer mehr eine nachgeordnete Rolle.“

Der Vorverkauf startet immer Anfang Oktober. Einen erkennbaren Anstieg des Vorverkaufs verzeichnen die Karl-May-Spiele dann jeweils im Mai des folgenden Jahres mit dem Beginn der ersten Konzerte im Freilichttheater. Bis zur Premiere sind schon rund 100.000 Karten verkauft. Die durchschnittliche Besucherzahl liegt bei etwa 4800, zwölf Vorstellungen der laufenden Saison waren ausverkauft.

Seit 2009 profitieren die Karl-May-Spiele von einem Online-Buchungssystem. Hier hatten die Besucher in den ersten Jahren Zugriff auf immer 30 Prozent der freien Plätze. Durch dieses Buchungssystem wurde der Vorverkauf kontinuierlich gesteigert. Seit Oktober 2015 gibt es einen neuen Ticket-Online-Shop. Dort haben die Besucher für die gesamte Saison Zugriff auf alle verfügbaren Plätze im Freilichttheater und können platzgenau buchen. Dadurch ist der Vorverkauf erneut angestiegen. Rund 70 Prozent der Karten wurden per Internet erworben, 20 Prozent telefonisch reserviert und rund zehn Prozent an der Tageskasse gekauft.

Old Shatterhand begrüßte die Zuschauer trocken mit „Moin“

Bei 72 Live-Vorstellungen gibt es auch die eine oder andere Panne. So war Winnetou (Jan Sosniok) beim Kampf gegen Utah-Häuptling Großer Wolf (Nicolas König) die Perücke verrutscht, worauf ihm Old Shatterhand beim Abritt am Ende des Stücks eine goldene Haarbürste überreichte. Am vorletzten Wochenende hatte bei diesem intensiven Kampf der Große Wolf seine Perücke verloren. Die Reaktion von Winnetou („Jetzt zeigst du uns dein wahres Gesicht!“) hat das Publikum ebenfalls mit großem Beifall quittiert. In regnerischen Vorstellungen kurz nach der Premiere hat Winnetous Satz „Nur wenn es regnet, kann über der Prärie ein Regenbogen leuchten“ sehr amüsiert.

Traditionell wurde bei der letzten Vorstellung der eine oder andere Witz gerissen: Old Shatterhand begrüßte die Zuschauer trocken mit „Moin“ und rüffelte den Utah-Häuptling: „Du bis kein großer Geist, sonst hättest du die Postkutsche nicht den ganzen Sommer über an derselben Stelle überfallen.“ Als Dauergäste hatten Ursula und Peter Kalisch aus Tarmstedt bei Bremen ihre Freude an der letzten Vorstellung: Seit Jahren verbringen sie manche Wochenenden in einer Ferienwohnung in Bad Segeberg und kennen die meisten Schauspieler auch privat. „Die Inszenierung in diesem Jahr war wirklich großartig.“