Daldorf. Ein toxikologisches Gutachten hat den Verdacht der Tierschützer nun bestätigt. Jungvögel fraßen Köder mit Insektizid.

„Wir erkennen einen gezielten Anschlag“, sagt Nils Kuhnert-Schumacher von der Naturschutzgemeinschaft Blunkerbach. Die Rotmilane, die Ende Juni nahe Daldorf starben (das Abendblatt berichtete), wurden Opfer einer Vergiftung. Zu diesem Ergebnis ist das Berliner Leibniz-Institut gekommen. Laut des toxikologischen Gutachtens müssen die streng geschützten Greifvögel Futter zu sich genommen haben, das mit dem Insektizid E 605 – oder auch Parathion – durchsetzt war. „Das kann man nur im Ausland bestellen. In Europa ist es seit 2002 nicht mehr zugelassen, und es durfte vorher auch nur mit Personaldaten eingekauft werden“, so Kuhnert-Schumacher. „Parathion ist ein Kontaktgift, man muss sehr fachkundig damit umgehen.“

Er und Lars Lorenzen von der Revierförsterei Daldorf hatten den Fall vor einem Monat publik gemacht. Neben drei Jungvögeln wurde auch ein Elterntier tot aufgefunden, ein vierter Jungvogel kam in den Wildpark Eekholt, wird dort gepflegt und soll am Freitag ausgewildert werden. Weitere Vögel werden vermisst.

Naturschützer sehen hohe kriminelle Energie

Das Drama ereignete sich im Umfeld von zwei Horsten in einem Waldgebiet, das formal zu Hamburg gehört, aber von den Schleswig-Holsteinischen Landesforsten bewirtschaftet wird. Das Areal ist formal als Windkraftvorrangfläche ausgewiesen – und dort, wo Rotmilane brüten, dürfen nur im Abstand von mindestens 1,5 Kilometern Windräder errichtet werden. Die Horst-Standorte wurden an die Landesplanung übermittelt, das ist Vorschrift. Die Naturschützer befürchten, dass die sensiblen Daten in falsche Hände geraten sind, denn die nun bestätigte Vergiftung sei nur wenige Zeit später geschehen.

„Für uns ist unverkennbar, dass hier eine Person – oder Personen – mit krimineller Energie tätig war und eine Vergiftung beabsichtigt“, so Nils Kuhnert-Schumacher. Hinweise nimmt die Polizei Bad Segeberg unter 04551/8840 entgegen. Es ist eine Belohnung von 2500 Euro ausgesetzt.