Norderstedt. Extreme Trockenheit: Die Stadt Norderstedt ruft die Einwohner dazu auf, die Bäume im Stadtgebiet zu gießen. Was beachtet werden muss.
„Sie haben es nicht geschafft“, sagt Steffen Grabautzki. Vor dem Rechenzentrum der Stadtwerke an der Ulzburger Straße wurden letztes Jahr etliche Jung-Birken gepflanzt. Doch dort, wo vier der Bäumchen standen, ist jetzt nur noch ein Loch im Boden und drumherum stehen die sinnlos gewordenen Stützpfähle. Die extreme Trockenheit fordert ihre Opfer. Grabautzki sorgt dafür, dass es zumindest vor dem Rechenzentrum nicht mehr werden. Der Mitarbeiter der Stadtpark GmbH füllt jeweils 60 Liter Wasser in grüne Beutel, die an den Stämmen der Birken hängen. „Durch kleine Löcher sickert das Wasser nach und nach aus dem Beutel in den Boden.“ Allein zwei Stunden ist Grabautzki nur damit beschäftigt. „Danach geht’s im Stadtpark weiter. Wässern ist jetzt unser Hauptjob als Gärtner.“
Über 30.000 Bäume stehen auf Norderstedter Stadtgebiet. Davon etwa 14.000 an den Straßen. Es sind hauptsächlich Eichen (38 Prozent), Birken (14) oder Ahorn (9). Und sie alle leiden unter der extremen Trockenheit in diesem Hammer-Sommer. Die Lage ist nicht dramatisch. Der Bund für Umwelt- und Naturschutz Schleswig-Holstein (BUND) teilte gerade mit, dass die Grundwasserpegelstände des Landes nach den regenreichen Monaten des letzten Jahres hochstehen. Ältere Bäume, die tiefer wurzeln, kommen noch an ausreichend Wasser heran.
Gefährlich aber ist die Lage für die Jungbäume. Die finden in dem komplett ausgetrockneten oberen Bodenbereichen mit seiner in Norderstedt traditionell dünnen Humusschicht nicht mehr ausreichend Nass. Und die Straßenbäume, eingepfercht zwischen Asphalt und Beton und zusätzlich belastet durch Abgase, haben es doppelt schwer, den widrigen Umständen zu trotzen.
Die Bürger blicken in Norderstedt auf Bäume, deren Äste und Blätter kraftlos herunterhängen, auf Ahornbäume an der Rathausallee, deren Laub sich jetzt schon herbstlich braun färbt und teilweise herunterfällt. Und viele fragen sich, ob die Stadtverwaltung ausreichend bewässert, um die Bäume durch die Trockenperiode zu bekommen. „Das ist absolut der Fall“, sagt Bernd-Olaf Struppek, Sprecher der Stadt Norderstedt. „Das passiert allerdings zu Zeiten, in denen die meisten Bürger noch schlafen.“
Das Betriebsamt ist für die Wässerung der Bäume zuständig. Derzeit sind täglich bis zu 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Einsatz, um Staudenpflanzungen, Gehölzflächen und Einzelbäume zu wässern. Die beste Zeit dafür ist der kühle Morgen. Entsprechend schwärmen die Fahrzeuge des Betriebsamtes immer schon um 3 Uhr morgens ins Stadtgebiet aus – nahezu unbemerkt von der Öffentlichkeit. Im Einsatz sind kleine Fahrzeuge, sogenannte Tremos mit 600-Liter-Wasserfässern, außerdem Lastwagen mit 3000-Liter-Fass und neuerdings sogar drei große Kanalspül-Lastwagen mit einem Fassungsvermögen von jeweils bis zu 12.000 Litern.
Das Gießwasser ist kein kostbares Trinkwasser, sondern wird aus öffentlichen Gewässern, vor allem Regenrückhaltebecken, abgepumpt. Unter dem Bauhof an der Friedrich-Ebert-Straße befindet sich außerdem eine Zisterne mit 20 Kubikmeter Regenwasser, die jetzt angezapft wird. Zusätzliche Unterstützung holt sich die Stadt Norderstedt von einer Privatfirma, die für die Bewässerung von 800 Bäumen beauftragt wurde.
„In dieser sehr heißen Woche haben die Verantwortlichen im Betriebsamt noch mal die Köpfe zusammengesteckt um zu beraten, ob die Maßnahmen ausreichen“, sagt Struppek. Man kam zu dem Schluss, dass die Bäume nun jede Hilfe gebrauchen können: „Wir rufen die Bürger der Stadt auf, uns bei der Bewässerung der Bäume nach Kräften zu unterstützen“, sagt Struppek. Und Martin Sandhof, Leiter des Betriebsamtes, will sich auch noch Hilfe von anderer Seite holen. „Wir werden das Technische Hilfswerk Norderstedt und die Feuerwehr bitten, uns zu unterstützen.“
Jeder Eimer Wasser hilft dabei, die Bäume zu unterstützen, die mit ihrem Schatten und der Verdunstungsfeuchte ein ganz wesentlicher Faktor für das Stadtklima sind.