Norderstedt . 295 neue Wohnungen – wie das 60-Millionen-Euro Projekt von Adlershorst ein ganzes Quartier in Norderstedt verändert.
Uwe Wirries steht erhöht auf der Stahltreppe des Adlershorst-Baucontainers am Alten Kirchenweg und blickt über die riesige Baugrube hinweg in Richtung Harksheider Markt. „Bei diesem Bauprojekt geht es nicht einfach nur um Wohnungen. Wir erschaffen ein ganz neues Quartier und geben dem Stadtteil ein neues und frisches Gesicht.“ Der Vorstandsvorsitzende der Adlershorst Baugenossenschaft ist sichtlich begeistert von dem, was auf der derzeit wohl größten Norderstedter Baustelle zu wachsen beginnt – das Quartier „Levenslust“.
Insgesamt 295 neue Wohnungen, darunter ein Seniorenwohnheim mit Demenz-Wohngruppen, aber auch der dringend benötigte günstige Wohnraum und ebenfalls schicke, moderne Penthouse-Wohnungen für Familien. „Levenslust“ erstreckt sich über den Alten Kirchenweg hinweg bis zur Greifswalder Kehre. 223 Wohnungen in alten Wohnblocks von Adlershorst, gebaut in den 60er-Jahren, weichen dem Neubauprojekt mit einem finanziellen Volumen von etwa 60 Millionen Euro. „Wir werden unter dem Strich 70 neue Wohnungen im Quartier schaffen und 6000 Quadratmeter zeitgemäße Wohnfläche“, sagt Wirries.
Ganz frisch ist der Name für das Projekt. Die große Baugrube des ersten Bauabschnittes des Projektes am Harksheider Markt ist nun von einem Bauzaun umgeben, der den Passaten bildreich erklärt, für was „Levenslust“ stehen soll. „Im Kern der Überlegungen standen unsere Mitglieder, die teilweise seit Jahrzehnten im Quartier leben und die jetzt im Alter auch gerne hier leben bleiben wollen“, sagt Wirries. Sie brauchen ihrem Alter angepasste, seniorengerechte Wohnungen zu bezahlbaren Preisen. „Aber wir wollen auch neue Mieter ins Viertel holen, junge Familien etwa.“ Seit letzter Woche hat Adlershorst nun von der Stadt Norderstedt die Baugenehmigung für den ersten Teilabschnitt des Projektes erhalten. Er ist gleichsam auch der markanteste des Projektes „Levenslust“. Denn die Planung für die Ecke Exerzierplatz und Alter Kirchenweg wird die Anmutung des Gebäudeensembles rund um den Harksheider Markt neu prägen.
Das alte Wohn- und Geschäftshaus mit der Sparkasse und einigen schlichten Wohnungen ist längst verschwunden. Nur noch eine sehr widerstandsfähige Mauer ist in der Baugrube stehengeblieben – sie war Teil des ehemaligen Tresorraums der Sparkasse und soll vorübergehend noch den Bereich der Baugrube zum Gehweg hin abstützen. Bis Ende 2019 werden aus der Baugrube 96 Wohnungen wachsen, die den Senioren unter den Adlershorst-Baugenossen vorbehalten sein werden. In einem hellen, bis zu fünfgeschossigen Neubau entsteht eine Seniorenwohnanlage, für die Adlershorst einen Service-Vertrag mit dem Deutschen Roten Kreuz abgeschlossen hat. Betagte können in barrierefreien 84 Wohnungen leben und je nach Pflegestufe versorgt werden. Zwölf Appartements werden für unter Demenz leidende Menschen eingerichtet. 37 Wohnungen und sechs der Appartements sind geförderter Wohnraum und werden kalt nicht mehr als 6,10 Euro pro Quadratmeter an Miete kosten. Die übrigen, frei finanzierten Wohnungen und Appartements werden ab 10 Euro pro Quadratmeter zu haben sein. „Die Stadt fordert bei Neubauten ja eine Förderquote von 30 Prozent. Wir haben hier sogar 44 Prozent erreicht“, sagt Wirries.
Jeder Mieter muss mindestens 50 Euro im Monat für den DRK-Service bezahlen – das ist vorgegeben. „Aber wir bieten hier weitaus mehr als nur den DRK-Service“, sagt Wirries. Im Haus wird es Veranstaltungsräume geben, die von den Bewohnern für Feiern angemietet werden können und natürlich auch für Externe, um Konzerte, Lesungen oder Ähnliches anzubieten. „Es wird auch einen Kiosk geben. Wir wollen einen Treffpunkt für das Quartier schaffen, einen Marktplatz, auf dem sich alle begegnen können.“ Wenn die Bauarbeiten keine Schwierigkeiten machen, dann sollen im November 2019 die erste Mieter in den 20 Millionen Euro teuren Neubau einziehen.
Genosse werden
Nahezu gleichzeitig soll im Rücken des Seniorenwohnheims am Alten Kirchenweg der zweite Wohnblock des Projektes entstehen. 21 geförderte Wohnungen, dazu im Dachgeschoss weitere vier frei finanzierte Penthouse-Wohnungen. Der Bauantrag ist eingereicht, mit einem Baubeginn rechnet Wirries im November, mit der Fertigstellung ein Jahr später – zeitgleich mit der Seniorenwohnanlage.
Das Projekt „Levenslust“ wird danach am Alten Kirchenweg, aber auch am Uhlenkamp und an der Greifswalder Kehre fortgeführt. Etwa 149 Wohnungen werden in diesen Bereichen noch abgerissen und 174 neue Wohnungen entstehen. „Es kann 2023 oder 2024 werden, bis wir mit allem fertig sind“, sagt Wirries. Viele der Mieter in den alten Adlershorst-Wohnungen wollen im „Levenslust“-Quartier einziehen. Etliche wurden nach dem Abriss ihres alten Zuhauses in Ausweichwohnungen in der Stadt untergebracht. Laut Wirries gehe das reibungslos über die Bühne. „Bei dem Thema sind wir Profis“, sagt er. Insgesamt mehr als 400 Mieter habe Adlershorst innerhalb der Baugenossenschaft in der letzten Zeit umgesetzt. „Und daraus resultierte nur ein Prozess eines Mieters gegen uns. Jeder, der sich auf dem Wohnungsmarkt auskennt, weiß, wie gut diese Quote ist“, sagt Wirries.
Das Interesse an „Levenslust“ sei riesengroß. „Das Seniorenwohnheim haben wir fünfmal überzeichnet“, sagt Wirries. Ein Beweis dafür, wie begehrt betreute und bezahlbare Seniorenwohnungen auf dem Markt sind.