Norderstedt. Die Genossenschaftswohnungen am Röntgengang sollen schon 2019 bezugsfertig sein. Altbau soll abgerissen werden.
Mehr als ein simpler Rundumblick ist gar nicht nötig, um zu erkennen, wie sehr der Druck, neue Wohnungen zu schaffen, modern und zugleich bezahlbar, Quartiere in der Stadt verwandelt. Während die Neue Lübecker am Röntgengang das Richtfest feierte für 20 neue Genossenschaftswohnungen („Starterhaus“), blickten direkt nebenan Nachbarn von den Balkonen ihrer frisch sanierten Wohnungen auf die Szenerie. Und auf der anderen Straßenseite? Dort befindet sich ein mehr als 50 Jahre alter Block, der im nächsten Jahr verschwinden wird, um Platz zu schaffen für ein neues Projekt mit größerer Kapazität.
Weitere 135 Wohnungen sollen bis 2022 entstehen
Uwe Heimbürge, Vorstand der Neuen Lübecker, die allein in das Starterhaus vier Millionen Euro investiert, ist zufrieden mit dem Zwischenstand. „Die Modernisierung in drei Abschnitten ist weitestgehend abgeschlossen.“ Man habe im Vorwege viele Gespräche mit den Genossenschaftsmitgliedern geführt und ihnen die neuen Wohnungen angeboten. „Wenn alle umgezogen sind, beginnen wir im kommenden Jahr mit dem Abriss der alten Häuser. Hier entstehen dann bis 2022 insgesamt 135 neue Wohnungen.“
Es ist kompliziert, Mieterinteressen mit der eigenen Strategie in Einklang zu bringen. „Das Vorgehen stieß nicht nur auf positive Resonanz. Es gibt am Friedrichsgaber Weg eine Mieterinitiative. Wir sind im ständigen Austausch in Bezug auf unsere Planungen. Es ist sinnvoll, miteinander zu diskutieren. Wir haben für jeden Lösungen gefunden.“ Die Kooperation sei in dem Quartier bis heute gut gelungen, so Heimbürge.
Karl-Helmut Lechner, ein Mitglied der besagten Initiative, ist zum Richtfest gekommen. Auf das Starterhaus hätten er und viele Nachbarn gern verzichtet. „Unsere Kritik bezog sich darauf, dass dort, wo jetzt das Haus ist, eine Wiese war, die jetzt zubetoniert ist. Wir haben einerseits verloren, machen aber auch weiter – dort, wo es Probleme gibt.“
Quartier bestand aus Jungheinrich-Wohnungen
Der Hauptkonflikt sei aber mit der Stadt Norderstedt gewesen. Die Anwohner hatten vorgeschlagen, den künftigen Neubau aufzustocken. Lechner erinnert sich an die Antwort der Stadt: „Wir sind ja nicht in Manhattan.“ Grundsätzlich sei er aber keinesfalls gegen Modernisierung und Sanierung. Vielmehr sind die Lechners vor drei Wochen selbst in eine sanierte 73-Quadratmeter-Wohnung umgezogen. „600 Euro Warmmiete, zweieinhalb Zimmer, es ist gut geworden“.
Der pensionierte Schlosser steht stellvertretend für die Historie des Quartiers, das einst aus Jungheinrich-Werkswohnungen bestand. Gerade ausländische Arbeiter – Türken, Griechen, Italiener, Jugoslawen – lebten hier früher. „Wir selbst sind 1982 in eine Werkswohnung gezogen“, so Lechner, „Jungheinrich gab einen Zuschuss, damit wir die Kaution haben.“ Die Debatte um den Neubau auf der grünen Wiese war vor der Amtszeit von Oberbürgermeisterin Elke Christina Roeder (SPD). „Im Vergleich zu vorher finde ich, dass das Quartier sehr schön geworden ist. Der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum ist riesengroß. Das ist eine Schlüsselaufgabe der kommenden Jahre, wenn nicht des Jahrzehnts“, sagte sie – und verwies auf das von ihr gegründete lokale Bündnis für Wohnen. „Dieses hat sich zum Ziel gesetzt, verschiedene Akteure zusammenzuführen, um mehr Wohnungen zu bauen, den Bestand zu erhalten und um moderne Formen zu ergänzen.“
Thema „Wohnen“ Schlüsselfrage der Zukunft
Für Andreas Breitner, Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen, ist die Stadt ein typisches Beispiel. „In Norderstedt hat sich auf dem Wohnungsmarkt ein Flaschenhals gebildet. Die Nachfrage nach Wohnraum wächst schnell. Die bei uns organisierten Unternehmen sind ein wichtiger Partner der Politik, wenn es darum geht, bezahlbaren Wohnraum zu errichten.“