Kreis Segeberg. Trotzdem wird im Kreis Segeberg eher weniger gebaut: 2017 waren es nur 1189 Neubauwohnungen – 39 Prozent weniger als 2016
Zwar ist das Thema bezahlbarer Wohnraum derzeit in allen politischen Diskussionen unverzichtbar, doch vom Wohnungsmarkt im Kreis Segeberg kommen jetzt Zahlen, die dazu nicht recht passen wollen. 2017 wurde weniger gebaut als im Jahr davor. Die Krise auf dem Wohnungsmarkt spitzt sich also zu – und trotzdem werden im Kreisgebiet eher weniger als mehr Wohnungen gebaut.
Ganz egal ob Single-Apartment oder geräumiger Bungalow: Im Kreis Segeberg sind im vergangenen Jahr 1189 Neubauwohnungen entstanden. 653 davon in Ein- und Zweifamilienhäusern. Verglichen zum Vorjahr 2016 wurden damit 39 Prozent weniger neue Wohnungen gebaut.
Die Zahlen kommen vom Verbändebündnis Wohnen, in dem sich die Industriewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau), der Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB) und die Deutsche Gesellschaft für Mauerwerks- und Wohnungsbau (DGfM) zusammengeschlossen haben. Das Bündnis wiederum beruft sich auf die aktuelle Bau-Bilanz der fertiggestellten Wohngebäude vom Statistischen Bundesamt.
285.000 Wohnungen wurden 2017 in Deutschland neu gebaut
Wenn man Steine und Beton in Euro umrechnet, so haben Bauherren im Kreis Segeberg 2017 in den Neubau von Wohnungen 265,7 Millionen Euro investiert. „Das klingt viel. Tatsächlich müsste es aber mehr sein, wenn der Kreis Segeberg seinen Beitrag zur Wohnraum-Offensive der Bundesregierung leisten will. Denn der Neubau von bezahlbaren Wohnungen ist die einzige effektive Antwort auf steigende Mieten und hohe Immobilienpreise, von denen auch Schleswig-Holstein betroffen ist“, sagt André Grundmann von der IG Bau.
Der Kreis Segeberg bestätigt mit den Zahlen lediglich den Bundestrend. 285.000 Wohnungen seien 2017 in Deutschland neu gebaut worden. Die derzeit kriselnde Regierungskoalition in Berlin habe sich aber das Ziel gesetzt, 1,5 Millionen Neubauwohnungen bundesweit bis 2021 zu schaffen. Demnach müssten laut dem Verbändebündnis Wohnen mindestens 375.000 Wohnungen pro Jahr entstehen. „Das bedeutet, dass der Wohnungsneubau schon in diesem Jahr um satte 32 Prozent zulegen müsste. Danach sieht es allerdings bislang weder in Schleswig-Holstein noch bundesweit aus“, sagt André Grundmann.
Wohneigentum muss wieder effektiv gefördert werden
Bund, das Land Schleswig-Holstein und auch die Kommunen seien aufgefordert, mehr für den Wohnungsbau zu tun. Vor allem für den bezahlbaren Wohnraum. Das Wohneigentum im Kreis Segeberg müsse endlich wieder effektiv gefördert werden, damit sich mehr Menschen die eigenen vier Wände leisten können. „Handwerker, die Wohnungen bauen, sollten auch in der Lage sein, sich eine eigene Wohnung anzuschaffen“, sagt Grundmann. Norderstedt begegnet dem Problem mit dem Bündnis für Wohnen, das Oberbürgermeisterin Roeder gemeinsam mit Vertretern der Wohnungswirtschaft, Baufinanzierern und Mieterverbänden gegründet hat. Die Akteure erarbeiten aufgeteilt in sechs Arbeitsgruppen die konkreten Ziele des Bündnisses. Im Herbst will das Bündnis seine konkreten Ziele definieren. Im Fokus steht die Schaffung von günstigem Wohnraum, aber auch die nachhaltige Stadtentwicklung, die alle gesellschaftlichen Gruppen und ihre Bedürfnisse im Auge behält.