Quickborn. Der erste Tierfriedhof in der Region wurde vor 50 Jahren in Quickborn gegründet – weil die Stadt Hamburg ihn nicht wollte.

Anfangs wehrte sie sich noch dagegen, Friedhofsgärtnerin zu werden, erinnert sich Susan Beddig (71). „Ich fand das übertrieben“, sagt die gebürtige US-Amerikanerin, die in den 70er-Jahren nach Deutschland ausgewandert war. Doch als ihr Mann Gert vor 16 Jahren verstarb, hatte sie sich längst mit dem Hundefriedhof am Quickborner Himmelmoor angefreundet, ist professionelle Seelsorgerin für Hundeliebhaber geworden.

Ihr späterer Mann hatte 1968, damals noch in Hamburg-Eimsbüttel zu Hause, das einen Hektar große Areal am Hochmoor erworben und den ersten Tierfriedhof dieser Art im Hamburger Umland eröffnet. Rund 1000 Hunde, Katzen, Kanarienvögel und andere Haustiere wie Meerschweinchen und sogar Mäuse haben dort im Laufe der Jahrzehnte ihre letzte Ruhe gefunden.

Manche Tierfreunde bestatten hier ihren Haustier-Zoo

Die Gräber werden teils über viele Jahre liebevoll gepflegt
Die Gräber werden teils über viele Jahre liebevoll gepflegt © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

So hat ein Security-Mitarbeiter erst seinen Wachhund – „meinen treuesten Freund Gaunar“ – hier bestattet, um ihm später den Vogel Fritzlein folgen zu lassen. Ein anderer Tierliebhaber, der offenbar einen kleinen Zoo zu Hause hielt, verewigte auf dem Grabstein den Spruch: „Elly, Mucky, Pecky und alle, die vor und nach ihnen kamen.“ Das Betreiberpaar hat vier Schäferhunde hier liegen.

Susan Beddig, die 1976 ihren Mann mit seiner Leidenschaft kennen- und lieben lernte, erlebte gleich am Anfang ihre Feuerprobe. Ihr Mann war auf Geschäftsreise, als plötzlich jemand anrief und ihr seinen Kummer klagte, dass sein allerliebster Vierbeiner verstorben sei. „Ich bin dann mit dem Taxi zu ihm hin und habe das Tier abgeholt, das nur in ein Bettlaken eingewickelt war“, sagt Beddig. Dann lag es zwei Tage auf ihrem Balkon in Eimsbüttel, bevor sie es auf dem Friedhof bestatten konnte.

„Viele Leute haben Angst vor der Leiche ihres Hundes, können das tote Tier nicht ertragen“, sagt Susan Beddig. „Dies ist eine echte Dienstleistung für Tierfreunde. Die Leute sind so erleichtert, dass sie ihre Lieblinge nicht in die Tierverwertung geben müssen.“

Tierfriedhof Nord hat 700 Einzelgräber

Den Tierfriedhof Nord in Norderstedt gibt es seit 1978. Das rund 12.000 Quadratmeter große Gelände liegt am Rand der Stadt, in einer parkähnlichen Anlage am Tangstedter Forst.

Rund 700 Einzelgräber pflegen Betreiber Jürgen Becker und seine drei Mitarbeiter. Daneben gibt es auf dem Friedhof am Wilstedter Weg 133, auf dem auch Katzen und Kleintiere ihre letzte Ruhe gefunden haben, auch Gemeinschaftsgräber.

Bestattungen kosten zwischen 50 und 340 Euro, je nach Gewicht des Tieres. Die Pacht für ein Einzelgrab beträgt 90 Euro pro Jahr. Infos unter 0171/643 20 26 und online unter www.tierfriedhof-nord.de.

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Jede Geschichte sei anders. „Es gibt die herzergreifendsten Erlebnisse, wenn die Menschen ihr geliebtes Haustier verlieren“, sagt sie. Sie trauern wie um einen geliebten Menschen, den sie für immer verloren haben. Sie suchen sich einen aufwendig gefertigten Grabstein aus, pflegen das Grab liebevoll über die Jahre, bis sie selbst alt geworden sind. Sogar kleine Spielsachen, die ihrem Vierbeiner immer so gefallen haben, sollen als Grabschmuck beigelegt werden. Ein Hundehalter bestand darauf, dass sein Hund unbedingt unter einer Eibe vergraben wird, weil er auch zu Lebzeiten gern unter so einem Baum lag. Jetzt überwuchert der Baum das Grab. „Aber ich darf ihn nicht zurückschneiden“, sagt Susan Beddig. Sie zeigt sehr viel Verständnis und Einfühlungsvermögen für ihre Trauergemeinde, anders geht es auch nicht.

Das Foto ist kaum noch zu erkennen, einst gepflanzte Bäume sind groß
Das Foto ist kaum noch zu erkennen, einst gepflanzte Bäume sind groß © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Ihr Mann Gert Beddig musste allerdings die Verwaltungen von seiner Idee überzeugen. Die Hamburger Behörden blockten damals ab. Auch der Kreis Stormarn wollte ihm kein Land zur Verfügung stellen. Schließlich wurde Beddig mit dem Kreis Pinneberg handelseinig. Nur unter der Bedingung, dass die Tiere einen Meter unter der Erde vergraben werden. Weil das Grundwasser im Moor relativ hoch steht, musste er 1968 seine Moorwiese mit Tausend Kubikmeter Erde auffüllen, bevor er loslegen konnte.

Susan Beddig, die als Meeresbiologin arbeitete, hat verfolgt, wie sich die Gewohnheiten über Jahrzehnte geändert haben. Dackeln und Pudeln, die Blacky oder Susi hießen, folgten größere Hunde. Das Haustier von heute ist wieder kleiner und trägt Namen wie Momo oder Mirah. Die ältesten noch vorhandenen Gräber von 1972 zieren die Namen Cherry und Igor. Inzwischen würden die meisten Tiere anonym beerdigt. Sie kämen in der Regel nur mit einem Baumwolltuch unter die Erde.

250 Euro kostet die Bestattung eines Hundes in Quickborn pauschal. Weitere 250 Euro kommen für das Grabfeld für fünf Jahre hinzu. Ausgaben, die Tierfreunde nicht abschreckten, das Grab über Jahrzehnte zu halten, sagt Beddig. Durchschnittlich zwei Tiere im Monat werden bestattet.

Ihr Hobby sei mit viel gärtnerischer Arbeit verbunden, sagt Susan Beddig. Ihr Lebensgefährte helfe ihr dabei. „Er war früher Tierarzt“, sagt sie. „Jetzt hat auch er zum Friedhofsgärtner umgeschult.“