Norderstedt. Bei den Straftaten insgesamt sank die Zahl im Jahr 2017 um 375 Fälle. Betrug und Ladendiebstahl nahmen laut Kriminalitätsstatistik zu.
„Das Leben in Norderstedt ist sicher.“ So fasst der örtliche Kripochef Volker Willert die Ergebnisse der Kriminalitätsstatistik zusammen. Die Kriminalität in Norderstedt sei im Vergleich zu anderen Städten und Gemeinden niedrig. Willert und Norderstedts neuer Revierleiter Thomas Weißenberg stellten die Statistik für 2017 den Kommunalpolitikern im Hauptausschuss vor. Hochgerechnet auf 100.000 Einwohner gibt es 6608 Straftaten, für Neumünster und Flensburg mit einer ähnlichen Einwohnerzahl verzeichnet die Statistik 12.238 (Neumünster) und 10.187 (Flensburg) Straftaten. Auch in Elmshorn und Pinneberg sowie in Kaltenkirchen und Bad Segeberg liegen die Zahlen höher.
In Henstedt-Ulzburg ist die Sozialstruktur besonders gut
„Das gute Ergebnis für Norderstedt hat Tradition, verbessert sich aber in der Tendenz weiter“, sagt Kripo-Chef Willert. Er sieht eine Ursache in der relativ guten Sozialstruktur in der Stadt. Die sei noch besser in Henstedt-Ulzburg, in der Gemeinde gebe es relativ wenige Geschosswohnungen und viele Einfamilienhäuser. Mit 4878 Straftaten pro 100.000 Einwohner ist Henstedt-Ulzburg Tabellenführer unter den größeren Städten und Gemeinden im Kreis Segeberg.
Im Vergleich zu 2016 verzeichnet die Norderstedter Polizei 2017 weniger Delikte, die Zahl sank von 5529 auf 5154. „Damit liegen wir im langjährigen Mittel“, sagt Willert. Im Jahr 2013 ermittelten die Beamten wegen 4945 Straftaten, 2014 waren es 5010 und 5040 im Jahr 2015. Am deutlichsten zeigt sich der Rückgang wie auch im gesamten Kreis Segeberg bei den Einbrüchen: 379 waren es 2016 – Rekord. Ende 2017 hatte sich die Zahl auf 181 mehr als halbiert. Den Erfolg führen Willert und der neue Revierleiter Thomas Weißenberg auf die Doppelstrategie zurück: intensive Ermittlung und verstärkte Präsenz. „Die ist aber nur möglich, weil Kriminal- und Schutzpolizei verstärkt zusammenarbeiten“, sagt Weißenberg. Nach dem die Zahl der Einbrüche auf Rekordniveau gestiegen war, gründete die Polizeidirektion Segeberg die „Sonderkommission Wohnung“. Eine wesentliche Maßnahme im Kampf gegen Einbrecher waren und sind die verstärkten Verkehrskontrollen.
Von Oktober bis Februar haben 438 Beamte in Norderstedt an 151 Tagen Fahrzeuge kontrolliert und dafür 3504 Arbeitsstunden aufgewendet. „Und das neben dem normalen Dienst“, sagt der Revierleiter. Allerdings machten manche Hausbesitzer es potenziellen Dieben auch leicht: „Immer wieder kommt es vor, dass Eigentümer im Garten arbeiten, Türen aber offen lassen, sodass sich Diebe unbemerkt ins Haus schleichen können“, sagt Willert.
Einbrecher wurden mit einem Industriestaubsauger gefasst
Wesentlich verbessert hat die Einbruchsbilanz, dass die zwei Täter gefasst wurden, die für den Großteil der Kellereinbrüche verantwortlich waren. „Die haben uns in den ersten zwei Monaten das Leben zur Hölle gemacht“, sagt Willert. Die Kollegen haben in den Osterferien auf Urlaub verzichtet und sich konzentriert auf die Spuren der Kellereinbrecher geheftet. Die wurden gefasst, als sie mit ihrer Beute, einem Industriestaubsauger und einem Gartenzwerg, nachts auf der Ulzburger Straße unterwegs waren.
Die verstärkte Präsenz an den U-Bahnhöfen in Garstedt und Norderstedt-Mitte habe dazu geführt, dass die Zahl der Raddiebstähle gesunken ist, von 414 auf 331. Auch bei den Gewaltverbrechen verzeichnet die Polizei einen Rückgang. Waren es 2016 noch 614 Delikte, mussten die Beamten im Vorjahr in 540 Fällen wegen Körperverletzung ermitteln. Die Zahl der Raubüberfälle ging von 42 auf 32 zurück. Auch hier meldete die Polizei Erfolge, sie fasste die beiden Hotelräuber, die zurzeit vor Gericht stehen. Sechs Raubüberfälle wirft die Staatsanwaltschaft den Männern vor. Gleich dreimal war das Hotel Norderstedter Hof an der Mittelstraße ihr Ziel. Auch einen Überfall auf das Hotel Heuberg an der Niendorfer Straße ordnete die Staatsanwaltschaft beiden zu. Zudem sollen sie ein Hotel in Langenhorn und eine Spielhalle in Hamburg überfallen haben.
Auch bei den Betrugsdelikten hätten sich die verstärkten Kontrollen positiv ausgewirkt. „Wir haben zusammen mit HVV-Mitarbeitern Fahrgäste an den U-Bahnhöfen überprüft und als Beifang Schwarzfahrer erwischt“, sagt Willert. Beförderungserschleichung heißt das im Juristendeutsch und gilt als Betrug. 2016 sei es durch die Vorfälle im Arriba-Bad zu mehr Sexualstraftaten gekommen – verursacht durch Flüchtlinge, die noch nie Frauen in Badeanzug oder Bikini gesehen hätten. Durch gezielte Maßnahmen von Badleitung und Polizei sei dort wieder Normalität eingekehrt.