Kreis Segeberg. Falscher Enkel oder Kripo-Beamte am Telefon oder der überraschende Handwerker-Besuch: In diesen Fällen ist Vorsicht geboten.

Die 83 Jahre alte Frau aus Bad Bramstedt hat es richtig gemacht. Sie ging am Telefon zum Schein auf den Anruf eines Enkeltrickbetrügers ein und rief die Polizei. Der junge Mann, der ihr Geld abholen wollte, wurde festgenommen. Der Enkeltrick ist nur eine von vielen Methoden, vor allem alte Leute auszunehmen. Dabei werden die Tricks immer dreister und ausgefeilter. „Aktuell haben wir es im Kreis Segeberg vermehrt mit den Anrufen falscher Polizisten zu tun“, sagt Lars Brockmann, Sprecher der Polizeidirektion Bad Segeberg. Doch auch der sogenannte Enkeltrick erfreue sich großer Beliebtheit – und ebenfalls sei die Betrugsmasche durch angebliche Handwerker derzeit wieder in Mode. Das Abendblatt erklärt, wie die Betrüger vorgehen und woran zu erkennen ist, dass Straftäter am Werk sind.

Der Enkeltrick
„Ich bin’s“ – so beginnt häufig das Gespräch, wenn ein Enkeltrickbetrüger zuschlägt. In der Regel startet der Anrufer dann ein Ratespiel („Rate mal, wer dran ist.“) – und wird dann etwa auf die Gegenfrage „Klaus, bist da das?“ mit Ja antworten. Dann wird der „Klaus“ erzählen, dass er derzeit in Geldschwierigkeiten sei, der Engpass werde jedoch in einigen Tagen behoben sein. Zur Überbrückung benötige er jedoch kurzfristig Geld und werde gleich einen Bekannten vorbeischicken, der den Betrag abholt. „Niemals Geld an fremde Personen übergeben“, rät dazu die Polizei. Wer einen solchen Anruf erhält, sollte sofort eine Vertrauensperson hinzuziehen oder sich selbst vergewissern, dass der Anrufer wirklich ein Verwandter ist. Dies könne passieren, indem der echte Verwandte über die schon vorher bekannten Nummern zurückgerufen wird.


Der falsche Handwerker

Vermeintliche Handwerker weisen Senioren auf angebliche Schäden an ihrem Haus hin. In Kürze würden Monteure jede Wohnung überprüfen. Tatsächlich klingeln wenig später zwei Männer und gehen hinein. Während einer die Bewohner ablenkt, entwendet der andere Geld und Schmuck.

Laut Polizei geben sich die Täter dabei öfter auch als Stadtwerke-Mitarbeiter oder Angestellte von Telefongesellschaften aus. Ihnen geht es allein darum, Eintritt zur Wohnung zu erlangen. Daher sollten angebliche Monteure, die überraschend vor der Tür stehen, niemals Einlass erhalten. Firmen, die Zutritt zu Haus oder Wohnung benötigen, machen in der Regel vorher einen Termin aus. Ihre Mitarbeiter haben zudem Mitarbeiterausweise. Brockmann: „Lassen Sie sich im Zweifel diesen Ausweis zeigen und rufen Sie in dem Unternehmen an, ob es dort einen solchen Mitarbeiter gibt – und zwar bevor diese Person die Räume betritt!“

1985 Betrugsdelikte im Jahr 2017

Die Betrugsdelikte sind ein beherrschender Faktor der Kripo-Statistik. 1985 solcher Fälle weist die aktuellste Erhebung aus dem Jahr 2017 für den Kreis Segeberg aus; im Jahr davor waren es noch 1584 derartiger Delikte.

„Wir können nicht genau aufschlüsseln, um welche Form von Betrugsdelikten es sich handelt. Zahlen, wie oft etwa Enkeltrickbetrüger zugeschlagen haben, haben wir nicht“, sagt Polizeisprecher Lars Brockmann.

Die häufigste Form sei aber der Waren- oder Warenkreditbetrug mit 704 Fällen im Jahr 2017. Von einem Warenkreditbetrug spricht man, wenn Kunden Ware bestellen und bezahlen, diese jedoch nie erhalten – oder wenn Täter unter Vorspiegelung falscher Tatsachen Warensendungen unterschlagen. In der Regel handelt es sich dann um Internetkriminalität.

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Der schlechte Handwerker

Infolge einer Überrumpelungstaktik lassen sich Kunden auf Geschäfte ein, die sich letztlich als Nepp herausstellen. Ist die Auffahrt alt, steht plötzlich eine angebliche Teerkolonne vor der Tür. Weist das Dach altersbedingt Mängel oder Moosbewuchs auf, klingeln überraschend vorgebliche Dachdecker an der Tür, die gerade in der Nachbarschaft beschäftigt sind und zum „Sonderpreis“ noch Kapazitäten frei haben. Dabei gilt: Die ausgeführte Arbeit wird in Rekordtempo erledigt, sie entspricht nie den gemachten Versprechen und ist dann letztlich teuer bezahlt.

Diese Erfahrung machte ein betagtes Ehepaar an der Gottfried-Keller-Straße in Norderstedt. Die Täter hatten das Dach des Hauses bewusst angefeuchtet, um einen Schaden vorzutäuschen. Gleichzeitig boten sie handwerkliche Leistungen im mittleren vierstelligen Euro-Bereich an. Das Paar willigte ein und zahlte die Summe, meldete den Vorfall nachträglich der Polizei. Die Täter waren bereits als Schmuckdiebe aufgefallen und wurden festgenommen.

Der falsche Polizist

Ein Anrufer gibt sich als Beamter der Polizei, der Kriminalpolizei oder der Staatsanwaltschaft aus. Er behauptet, dass es in der Nachbarschaft einen Einbruch gegeben habe. Teilweise wird auch angegeben, dass ein Täter festgenommen worden sei, bei dem die Adresse des Angerufenen gefunden worden sei. Dann fragt der angebliche Polizist, welche Wertgegenstände der Angerufene zu Hause aufbewahre. Ziel ist es, die Opfer so zu verunsichern, dass sie Geld, Schmuck oder andere Wertgegenstände herausgeben – und zwar an einen angeblichen Polizisten, der kurz nach dem Anruf an der Tür klingelt und behauptet, die Sachen sicher in der Polizeidienststelle zu verwahren.

Besonders dreist gingen zwei Männer in Norderstedt bei einem 88-jährigen Mann vor. Sie gaben sich als Polizisten aus und überredeten ihn, Gold zu kaufen. Das Edelmetall holten die „Polizisten“ danach ab. Beim zweiten Versuch nahm die Polizei die Täter fest.

Viele Anrufe wirken häufig dadurch glaubhaft, dass im Display des Telefons die Nummer 110 oder die Nummer der nächsten Polizeiwache auftaucht.

Trickdiebstahl

Trickdiebstähle kommen meist an belebten Orten vor. Während ein Täter das Opfer anspricht und es auf diese Weise ablenkt, greift der andere blitzschnell zu, stiehlt etwa die Handtasche aus dem Einkaufswagen oder aus der offenen Fahrertür des Autos.

Der Wechselgeldtrick

Die Täter sprechen vorwiegend ältere Menschen an und fragen nach Wechselgeld etwa für den Einkaufswagen oder den Parkscheinautomaten. Teilweise greifen die Täter dann mit dem Opfer zusammen in dessen Portemonnaie. Für das Opfer sieht es so aus, als wenn die Diebe im Kleingeldfach nach den richtigen Münzen suchen. Nebenbei greifen sie jedoch die Geldscheine. Dank der Fingerfertigkeit der Täter und ihres geschickten Ablenkungsmanövers bemerken viele Bestohlene den Verlust ihres Geldes erst Stunden später.