Ellerau. Zur Kommunalwahl am 6. Mai treten nur drei Parteien und ein Einzelbewerber an. Bürgermeister Eckart Urban kandidiert nicht mehr.
Mehr Kitaplätze schaffen und die Ganztagsbetreuung an der Grundschule ausweiten. Das sind für die CDU und den Bürgerverein Ellerau (BVE) Topthemen im Kampf um die Stimmen bei der Kommunalwahl am 6. Mai. Die SPD beklagt den Mangel an bezahlbarem Wohnraum und will gezielt gegensteuern – nur noch drei Parteien bewerben sich um Sitze in der Gemeindevertretung. Außerdem tritt ein Einzelbewerber an.
Damit wird sich die Zahl der Parteien mehr als halbieren. In der aktuellen Gemeindevertretung haben noch sieben Parteien Sitze (s. Grafik). Der Wählervereinigung Aktives Ellerau, vor zehn Jahren noch bestimmende Kraft in der Ortspolitik, sind die Kandidaten ebenso ausgegangen wie dem Bürger-Forum. Dessen Spitzenpersonal ist zur CDU gewechselt, Peter Groth (72) kandidiert nun für die CDU auf Listenplatz eins.
Eckart Urban ist mit seiner Arbeitsbilanz zufrieden
Und noch ein wesentlicher Einschnitt wird die Zeit nach der Wahl prägen: Bürgermeister Eckart Urban hört auf. 16 Jahre war der SPD-Mann ehrenamtlicher Bürgermeister, mit 78 Jahren ist nun Schluss. „Es war mir ein Vergnügen, mich für die Gemeinde einzusetzen“, sagt der verheiratete Vater von drei Söhnen und Opa von drei Enkeln. Er habe den Abschied lange vorbereitet, mit seiner Frau, die für die SPD Gemeindepolitik macht, abgesprochen. Er sei zufrieden mit seiner Arbeitsbilanz, das Gewerbegebiet sei erweitert, mehr Kita-Plätze geschaffen und die Schwierigkeiten mit der Biogasanlage behoben worden. „Finanziell geht es uns gut, ernsthafte Probleme gibt es nicht“, sagt Urban, der sich nun darauf freut, seine Freizeit frei von vorgegebenen Terminen gestalten zu können, verreisen oder in die Hamburger Kunsthalle gehen zu können, wenn er Lust dazu habe.
„Wir begrüßen, dass die Landespolitik als Fernziel die gebührenfreie Ganztagsbetreuung aller Kinder ausgegeben hat“, sagt Ralf Martens, Spitzenkandidat des BVE. Auch die CDU hält es für unverzichtbar, die Betreuung der Kinder auszubauen und flexibler zu gestalten: „Allen Eltern soll es möglich sein, die Anforderungen aus Beruf und Familie zu meistern“, sagt Spitzenkandidat Peter Groth.
SPD macht sich stark für ehrenamtliche Familienlotsen
Für die SPD hat höchste Priorität, bezahlbaren Wohnraum in der Gemeinde zu schaffen. „Ellerau ist in den vergangenen Jahren stetig gewachsen, unsere Gemeinde ist beliebt. Das hat aber zur Folge, dass Mieten und Grundstückspreise steigen und Wohnungen gerade auch für Geringverdienende fehlen“, sagt Lars Schmidt-von Koss, der die Kandidatenliste der SPD anführt. Seine Partei werde bei Neubauten darauf achten, dass auch günstiger Wohnraum in Ellerau geschaffen wird.
Die SPD spricht sich weiter dafür aus, die Wärme, die die örtliche Biogasanlage erzeugt, stärker zu nutzen. Der gesamte Schulkomplex soll mit Fernwärme aus Biogas versorgt werden. Gleichzeitig könnten Wohngebäude entlang der Dorfstraße angebunden werden, sodass die Bewohner auf Öl und Gas verzichten könnten und die Gemeinde einen weiteren Beitrag zum Klimaschutz leisten würde. Die Sozialdemokraten wollen die Bürger besser unterstützen und dafür eine Koordinierungsstelle im Rathaus einrichten, die die Angebote für Kinder, Jugendliche, Familie und Senioren bündelt. In weiteren Schritten will die SPD ehrenamtliche Familienbetreuer (Familienlotsen) einsetzen, sie seien eine wichtige Ergänzung des sozialen Gefüges. „Alle sollen sich hier wohlfühlen, daher stehen wir für eine verantwortungsvolle Flüchtlingspolitik und gesellschaftliche Vielfalt“, sagt Schmidt-von Koss.
Der BVE will die „anerkannt hohe Lebensqualität in Ellerau“ erhalten oder noch verbessern. Daher solle der Ort nur so maßvoll wachsen, dass der familienfreundliche Charakter und die gesunde Altersstruktur erhalten bleiben. Freibad, Bücherei und Volkshochschule stehen nicht zur Disposition. „Wir werden weiterhin das Ziel verfolgen, in absehbarer Zeit eine größere Sporthalle zu bekommen“, sagt Spitzenkandidat Martens, der sich dafür ausspricht, Straßen und öffentliche Gebäude besser als bisher und vor allem regelmäßig instand zu halten, um teure, grundlegende Sanierungen zu vermeiden. Der BVE stehe für eine „nachhaltige Finanzpolitik, die eine Balance zwischen ausgeglichenem Gemeindehaushalt und zukunftsweisenden Investitionen anstrebt“.
Die CDU plädiert dafür, dass die Gemeinde gezielt Grundstücke kauft und Bauland entwickelt. „Die Wohnraumplanung darf allerdings in der heutigen Zeit nicht an Gemeindegrenzen enden“, sagt Groth. Auch wenn künftig klassische Einfamilienhaus-Wohnformen bevorzugt würden, seien kleine preisgünstige Wohnungen für junge wie für ältere Menschen zu schaffen.
CDU will das Verhältnis zur Stadt Quickborn verbessern
Bei der Kinderbetreuung legt die CDU ihr Augenmerk auf eine gute Qualität mit Aus- und Weiterbildung und besserer Bezahlung der pädagogischen Kräfte. „Das lange angespannte Verhältnis zwischen Quickborn und Ellerau konnte durch die Kontaktaufnahme zwischen den beiden christdemokratischen Ortsverbänden entspannt werden“, sagt der Spitzenkandidat. Nun wollten sich Stadt und Gemeinde gemeinsam dafür einsetzen, dass die Staus vor den AKN-Schranken am Ortseingang reduziert werden, indem für die Bahn ein Tunnel gebaut wird – ein Projekt, das die Ellerauer seit Jahren verfolgen, bisher vergeblich.
Außerdem tritt Dieter Huwald als Einzelbewerber für die Wahl am 6. Mai an. „Ich habe mich schon immer für die Politik in unserer Gemeinde interessiert“, sagt der 70 Jahre alte Rentner, der sich für die Sanierung der Straßen, mehr Barrierefreiheit und die Tunnellösung für Bahn und Autos am Ortseingang einsetzen will.