Henstedt-Ulzburg. Netzbetreiber Tennet sieht aber anders als Henstedt-Ulzburg keine Chance, die „Ostküstenleitung“ an der künftigen Autobahn 20 zu bauen.

Unter keinen Umständen will die Gemeinde Henstedt-Ulzburg, dass die „Ostküstenleitung“ durch den Ort verläuft. Diese Front bauten Verwaltung und Politik nun ein weiteres Mal im Umwelt- und Planungsausschuss auf, als der Netzbetreiber Tennet die Pläne für die 380.000-Volt-Stromtrasse präsentierte. Wie berichtet, handelt es sich um eines der zentralen Infrastrukturvorhaben in Schleswig-Holstein: Einerseits soll Energie aus den Windkraftanlagen in Ostholstein, andererseits auch Strom aus Skandinavien transportiert und dann in die Nord-Süd-Leitung entlang der Autobahn 7 eingespeist werden.

Das Planfeststellungsverfahren dürfte in wenigen Wochen beginnen. Henstedt-Ulzburg kommt in mehrfacher Hinsicht eine Sonderrolle zu. „Das Pilotprojekt der Teilerdverkabelung ist ein großer Verdienst ihrer Gemeinde“, sagte Tennet-Projektleiter Till Klages den Fraktionen bei seiner Präsentation. In der Tat sollte ursprünglich bloß eine Überlandleitung ersetzt werden – doch der Protest zeigte in der Hinsicht Wirkung, sodass nun im Verlauf der 132 Kilometer langen Trasse drei Erdkabelabschnitte realisiert werden sollen. Bei Sebent (fünf Kilometer), in Kisdorferwohld (drei Kilometer) und eben in Henstedt-Ulzburg auf vier Kilometern unter den Pinnauwiesen hindurch bis zur A 7, wo ein Umspannwerk gebaut werden soll. Klages weiß aber auch, dass die Gemeinde Henstedt-Ulzburg eine ganz andere Route im Sinn hat – und zwar entlang der künftigen Autobahn 20. Der Planer erklärte, warum jedoch aus Sicht der Tennet und letztlich auch der Landes- und Bundesregierung keine A-20-Trasse möglich ist. Die Gründe: eine zu „kurvige“ Streckenführung, der Naturschutz im Segeberger Forst und insbesondere die Tatsache, dass die A 20 im Bereich nördlich von Kaltenkirchen das Genehmigungsverfahren noch nicht durchlaufen hat.

„Wir müssen heute das Vorhaben realisieren, nicht in 20 Jahren“, so Klages. „Wir können nicht warten, wir haben den Auftrag, die Leitung zu planen. Die Energiewende ist beschlossene Sache. Sonst würden wir gegen das Gesetz verstoßen.“ In Henstedt-Ulzburg sieht man das anders. Dietmar Kahle (CDU) kritisierte, dass bei den Argumenten contra der Autobahn 20 das „Schutzgut Mensch“ nicht erwähnt werde. „Das ist bedauerlich.“

Auch der Ausschussvorsitzende Horst Ostwald (SPD) konnte das nicht nachvollziehen. „Es ist erstaunlich, warum dort, wo außer Wiesen nichts ist, die Belastung höher sein soll als hier.“ Zueinander werden die beiden Seiten nicht mehr finden. Die betroffenen Grundeigentümer aus Henstedt-Ulzburg und Kisdorferwohld werden, sobald es formal möglich ist, vor dem Bundesverwaltungsgericht versuchen, eine andere Trassenführung zu erzwingen.