Henstedt-Ulzburg. Für den Netzbetreiber haben die Planungen für die Erdkabeltrasse unter den Pinnauwiesen in Henstedt-Ulzburg Vorrang.
Die Bebauung eines Teils der Pinnauwiesen ist in den letzten Jahren einer der größten Streitpunkte in Henstedt-Ulzburg gewesen. Nachdem ein Bürgerentscheid 2015 dafür gesorgt hatte, dass die ursprünglichen Pläne des Bauunternehmens Manke deutlich reduziert werden mussten, läuft derzeit das Bauleitverfahren für den modifizierten Bebauungsplan 96.
Jetzt ist allerdings ein erhebliches Problem aufgetaucht, das Verwaltung und Politik momentan nicht lösen können. Es geht um die geplante „Ostküstenleitung“, eines der zentralen Energie-Infrastrukturprojekte im Norden, die im Bereich Henstedt-Ulzburg zum Teil als Erdverkabelung verlaufen soll – ein Pilotprojekt. Die Landesregierung will dieses Vorhaben unbedingt umsetzen, in der betroffenen Großgemeinde ist der Widerstand seit jeher groß, der Trassenverlauf unter den Pinnauwiesen wird kategorisch abgelehnt.
Tennet widerspricht Baumpflanzung
Der Netzbetreiber Tennet hat sich nun zu Wort gemeldet mit einer Stellungnahme zum B-Plan 96, der das gleiche Gebiet betrifft wie die geplante 380-Kilovolt-Stromleitung. Denn für das Baugebiet sollen Ausgleichsmaßnahmen auf den Pinnauwiesen vorgenommen werden – es soll ein Wäldchen gepflanzt werden. „Wir widersprechen der Festsetzung von Flächen für Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und Entwicklung von Boden, Natur und Landschaft im Bereich der geplanten Kabeltrasse“, schreiben die Tennet-Chefplaner Carsten Schmidt und Till Klages an Bürgermeister Stefan Bauer. Grundsätzlich könnten Ausgleichsmaßnahmen erst nach Verlegung der Trasse durchgeführt werden – direkt über der Leitung sei das aber nicht zulässig, da ansonsten eine Erreichbarkeit der Anlage im Havariefall nicht gewährleistet sei.
Die Gemeinde will notfalls klagen
Im Umwelt- und Planungsausschuss zerbrachen sich die Politiker nun den Kopf über diese Zwickmühle. Gibt man dem Einwand des Unternehmens statt, sähe das so aus, als würde man die Trasse akzeptieren – dabei will die Gemeinde eigentlich notfalls sogar gegen Tennet vor Gericht ziehen, um die Leitung zu verhindern, lässt sich hierfür bereits juristisch von der Kieler Rechtsprofessorin Angelika Leppin beraten.
„Das ist eine verzwickte Angelegenheit, und es ist nicht viel klarer geworden“, sagt Horst Ostwald (SPD), der Ausschussvorsitzende. Denn auch Tennet könnte den Rechtsweg beschreiten, wenn das Bauleitverfahren unverändert fortgeführt würde. Das Problem soll im Januar erneut auf die Tagesordnung kommen. Bis dahin hat Bürgermeister Bauer den Auftrag erhalten, mit den Tennet-Verantwortlichen Gespräche zu führen.