Henstedt-Ulzburg. Die Mitarbeiter des Krankenhauses in Henstedt-Ulzburg reagieren erleichtert auf den Verkauf an Beteiligungsholding Porterhouse.

Die Paracelsus-Klinik in Henstedt-Ulzburg und die anderen Krankenhäuser des gleichnamigen Konzern bekommen einen neuen Besitzer. Die Schweizer Beteiligungsholding Porterhouse übernimmt die Krankenhaus-Gruppe, die am 21. Dezember Insolvenz angemeldet hatte. Porterhouse hat seinen Sitz in Luzern und befindet sich unter Kontrolle des Schweizer Felix Happel. Ihren Namen werden die Krankenhäuser voraussichtlich behalten, eine Entscheidung darüber steht allerdings noch aus.

Nach Abendblatt-Informationen haben die Beschäftigten in den Kliniken in Henstedt-Ulzburg und an den anderen Standorten erleichtert reagiert, dass Porterhouse in voraussichtlich zwei Monaten die Gruppe von Eigentümer Manfred Georg Krukemeyer übernehmen wird, der immer wieder durch unberechenbare Entscheidungen aufgefallen war. Die Gewerkschaft Ver.di sprach von Missmanagement.

Die schweizerische Holding hat den Ruf, nicht an kurzfristigen Gewinnen, sondern an einer langfristigen Entwicklung interessiert zu sein. „Auch die Tariftreue sei ein Faktor“, schreibt „Spiegel online“.

Viele Mitarbeiter und die Gewerkschaft Ver.di hatten die Übernahme durch den Asklepios-Konzern befürchtet. Weitere Interessenten waren laut „Spiegel“ die Klinik-Gruppe Helios sowie die Kapitalgesellschaften Carlyle (USA) und Cinven (Großbritannien), die sich auf den An- und Verkauf von Unternehmensanteilen spezialisiert haben.

Porterhouse hatte am Donnerstag vom Gläubigerausschuss der Paracelsus-Unternehmensgruppe den Zuschlag erhalten. Die Beteiligungsholding beabsichtige, den privaten Krankenhausbetreiber nach rechtlicher Übernahme wieder zurück auf Erfolgskurs zu bringen, sagte Paracelsus-Sprecherin Simone Hoffmann. Bis zum Abschluss der rechtlichen Übernahme durch Porterhouse wird das bisherige Team der Eigenverwaltung das Unternehmen weiterhin leiten. Die Entscheidung zugunsten der Schweizer sei auch an den Interessen der Mitarbeiter orientiert gewesen, teilte das Unternehmen mit.

Die Nachricht von der Insolvenz hatte die Mitarbeiter drei Tage vor Weihnachten wie ein Schock getroffen. Zwar stünden der Standort Henstedt-Ulzburg und andere nicht zur Disposition, hieß es, doch der Konzern habe erhebliche Verluste erwirtschaftet und müsse saniert werden. In der Klinik in Henstedt-Ulzburg arbeiten 441 Menschen, die jährlich 10.000 Patienten stationär behandeln. Konzernweit sind 5200 Männer und Frauen an 23 Standorten beschäftigt.

Wie sich die Sanierung im Detail auf die Klinik auswirken wird, ist noch offen. Bereits im Februar hatten die Insolvenzverwalter mitgeteilt, dass 60 der 290 Vollzeitstellen in Henstedt-Ulzburg gestrichen werden. Der Abbau sei in erster Linie in der Verwaltung geplant, werde aber alle Abteilungen betreffen. „Wir müssen die Kosten senken. Die Paracelsus-Gruppe hat im Vergleich zu anderen großen Krankenhausbetreibern zu viele Beschäftigte“, sagte der Generalbevollmächtigte damals. Befürchtungen, die Gynäkologie und die Geburtshilfe würden geschlossen, betätigten sich nicht. Auch alle anderen Abteilungen sollen erhalten bleiben.

Die Übernahme durch Porterhouse muss noch vom Bundeskartellamt genehmigt werden. „Über die finanziellen Aspekte der Übernahme wurde Vertraulichkeit vereinbart“, teilte das Unternehmen mit. Die Porterhouse Group AG finanziere die Übernahme komplett aus eigenen Mitteln. Die Holding wurde 2016 gegründet, macht einen jährlichen Umsatz von 500 Millionen Euro und beschäftigt 1500 Mitarbeiter in sieben Ländern.

Neuer Chef der Klinikgruppe soll Michael Philippi werden. Er hat bis 2016 die Sana-Klinken geleitet und gilt als Fachmann im Gesundheitswesen. „Unter seiner achtjährigen Leitung vervielfachte die Sana Kliniken AG ihren Umsatz und wuchs zu einem der führenden Klinikbetreiber in Deutschland heran“, teilt Porterhouse mit.

„Paracelsus wieder zu einer der führenden Marken im deutschen Klinikmarkt zu machen, die für erstklassiges Know-how, Qualität und Service steht, ist eine Aufgabe, die ich im Team mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und den neuen Eigentümern gerne annehme“, sagte Philippi. Die neue Eigentümerstruktur stehe für langfristiges Denken und Engagement.