In Norderstedt ist eine Debatte darüber aufgeflammt, wo Schritttempo beginnt und wo es aufhört. Jan Schröter diskutiert mit.
Es gibt anscheinend banale Vorgänge, die lösen heftiges Grübeln aus. So, wie beim Physiker Isaac Newton, der im Sommer 1665 einen Apfel vom Baum fallen sah und aus dieser Beobachtung heraus das Gravitationsgesetz entwickelte.
In der beschaulichen Glashütter Wohnstraße Ob de Hütt gilt verkehrsrechtlich Schrittgeschwindigkeit. Hier ist ein Display installiert, das sich bei allen Tempolimit-Bewahrern grünleuchtend bedankt – die Temposünder werden rot gerügt. Eingestellt war das Display auf einen Grenzwert von 13 km/h. Ob das normaler Schrittgeschwindigkeit entspricht, darüber streiten sich Gerichte in ganz Deutschland seit Jahren. Vielleicht sollte man streng wissenschaftlich vorgehen, á la Newton. Dafür bin ich zweifellos der Richtige, mir sind schon so viele Äpfel und jede Menge härterer Dinge auf den Kopf gefallen. Also: Mein Auto hat Räder und kann überhaupt nicht laufen. Deshalb ist es absurd, von Kraftfahrzeugen Schrittgeschwindigkeit zu verlangen. Der Weltrekordler Usain Bolt sprintet im Wahnsinnstempo von 44,72 km/h. Täte er genau das auf der Straße Ob de Hütt, würde das Warndisplay vom Luftzug umknicken, aber Mister Bolt bekäme nicht einmal einen Punkt in Flensburg. Geparden erreichen 120 km/h, allerdings sieht man sie in Glashütte nicht sehr oft. Außer als Damenmantel. Das ist natürlich immer ein altes Erbstück, weil man heutzutage aus Geparden keine Mäntel mehr schneidert. Selbst, wenn man wollte – man erwischt die Tiere ja nicht. Jedenfalls nicht in Glashütte: Da fegt der Gepard mit 120 Sachen durch Ob de Hütt, der Safari-Jeep mit Jäger in Schrittgeschwindigkeit hinterher. Das kann ja nichts werden.