Kreis Segeberg. Fotografien von Haustieren werden immer beliebter. Oft wird getrickst, um das perfekte Bild zu erschaffen. Muss das sein?

Man weiß, wie sehr manche Menschen an ihren Haustieren hängen. Da man als Homo sapiens den tierischen Begleiter in der Regel überlebt (es sei denn, man hält sich eine pubertierende Galapagos-Schildkröte oder einen adoleszenten Blauwal), ist der Wunsch verständlich, ein fotografisches Andenken an das geliebte Wesen zu bewahren. Und das wird oft ein Fall für Profis.

Die Norderstedterin Marisa Köpf setzt für solche Bilder auftragsgemäß Pferde in Szene, wahlweise auch mit Reiterin oder Reiter. Und berichtet, wie sie Kundenwünsche kreativ umsetzt: Da werden Mensch und Tier kostümiert, Fotos digital mit Licht und Farbe nachbearbeitet. Und zwecks Illusion vollkommener Freiheit auch schon mal Halfter und Halteleinen wegretuschiert. Die Fotografin erwähnt sogar eine „Wieher-App“: Sie lässt ihr Handy wiehern, Pferd spitzt prompt die Ohren und schaut putzig – klick, Foto im Kasten. Ich kenne Kollegen, da würde dasselbe wunderbar mit einer „Plopp-App“ (knalltypischer Offenbarungslaut einer Buegelbuddelbeerpulle) funktionieren. Woher kommt eigentlich unser Bedürfnis zum Selbstbetrug? Glauben wir irgendwann alles selbst, wenn wir es uns lange genug einreden oder – im Falle eines Fotos – ansehen? Oder kommt es uns nur darauf an, bei anderen, die nicht dabei gewesen sind, Neid auf diesen vermeintlich perfekten Moment mit dem perfekten Wesen zu erwecken? Warum akzeptieren wir nicht alle einfach ein bisschen Unvollkommenheit und lieben uns und andere so, wie wir sind?

Nehmen wir an, wir halten uns statt eines Meerschweinchens doch lieber die pubertierende Galapagos-Schildkröte. Die überlebt uns um Jahrzehnte. Und falls sie uns nicht schnöde vergisst, weil sie nie ein Foto von uns in Auftrag gegeben hat, bleibt der Kröte vielleicht die Erinnerung an ein Wesen, das nicht bedrohlich wirkte und bei dem sie sich, im Idealfall, sogar wohl fühlte. Vielleicht sollten wir genau so auf unser Dasein blicken: mit der Gelassenheit einer Schildkröte.