Kreis Segeberg. Vieles, was wir essen, ist weit gereist. Doch das muss nicht sein. Susanne Nähr stellt vier Erzeuger von regionalen Lebensmitteln vor.

Familie Lorenzen lebt am Rande von Kisdorf. Vor ihrem Haus in der Krambekskoppel steht ein Schild mit der Aufschrift: „Honig aus eigener Imkerei“. Seit 2014 wird diese von Karsten Lorenzen und seiner Frau Meike betrieben. In der Regel sorgen die Älteren dafür, dass Nachwuchs gefördert wird, bei den Lorenzens war es andersherum. Sohn Henning hatte mit seiner Kita-Gruppe einen Imker besucht und war so begeistert, dass er die Eltern davon überzeugte, Imker zu werden.

Heute ist Henning neun Jahre alt und bekommt im Sommer sein eigenes Bienenvolk. Auch Bruder Hauke (7), hat schon eine Imkerkluft. „Bienen zu halten ist kompliziert und macht viel Arbeit,“ gibt Lorenzen zu. Doch für den IT-Fachmann bedeutet die Imkerei mehr als nur einen Ausgleich und ein Hobby, er ist Imker mit Leib und Seele. Inzwischen ist er Mitglied im Züchterring Holsteinische Schweiz, beschäftigt sich auch mit der künstlichen Besamung von Bienenköniginnen.

Auch Maike Lorenzen ist ausgebildete Imkerin und für den Verkauf zuständig. Im Ort, aber auch auf Oster-, Herbst- und Weihnachtsmärkten bietet sie den Kisdorfer Honig an. Seife mit Kisdorfer Honig kann ebenfalls bei ihr erworben werden. 24 Wirtschaftsvölker arbeiten für die Imkerei Lorenzen. Sie leben in den „Segeberger Beuten“, wie diese speziellen Bienenstöcke genannt werden, auf den Streuobstwiesen in Kisdorf und in den Feldern des Landwirtes Mayer in Kisdorfer Wohld.

Pro Jahr gibt es zwei Honigernten: Die Frühjahrstracht, in der Regel Rapshonig, und die Sommerblüte. „2017 war kein gutes Honigjahr“ sagt Lorenzen, die Blüten seien oft zu feucht gewesen und hätten nicht von den Bienen besucht werden können. 500 Kilogramm Honig haben die Lorenzens dennoch erzeugt.

Im „Honigkeller“ ihres Hauses wird der Honig geschleudert und abgefüllt. Die leeren Waben reinigt und schmilzt Karsten Lorenzen. Zu Platten gepresst bilden sie die Grundlage für die Waben des neuen Bienenjahres. Der Kisdorfer möchte gern auch andere für das Imkern begeistern und gründet mit einigen Freunden unter dem Motto „junges Imkern“ gerade den Imkerverein Kisdorf.

Die notwendige Ausbildung wird in Kursen vermittelt. Im Mai des Jahres findet unter Leitung von Lorenzens Imkerkollege Christian Krug ein Kursus in Oersdorf statt.

Info: www.imkerverein-kisdorf.de, E-Mail: schlauBee@imkerverein-Kisdorf.de.

Fleisch und Wurst vom Lande

In der Regel finden Tiere, die für den Verzehr bestimmt sind, ihr Ende in großen Schlachthöfen. Kleine Schlachtereien sind mittlerweile zur Seltenheit geworden, doch es gibt sie noch. So wie die Landschlachterei Busack in Wakendorf II. Bei ihr ist jeden Montag Schlachttag. Sechs bis acht Schweine und ein Rind gehen dann in die Verarbeitung.

Die Rinder kauft Hans-Dieter Busack von kleinen Landwirten in der Umgebung, in der Regel handelt es sich um Rotbunte, denn diese Rasse ist besonders fleischig. Die Schweine bekommt er vom Landwirt Marek Mayer aus Kisdorfer Wohld. „Schlachten hat für mich etwas mit Ethik zu tun,“ sagt Busack. „Auf dem Hof Mayer werden die Schweine gezüchtet und aufgezogen, das Futter wird auf dem Hof produziert. Das kommt gleich nach Bio.“ Der kurze Transport hält außerdem den Stress für die Tiere niedrig, und der geschlossene Kreislauf verhindert die Einschleppung der Afrikanischen Schweinepest. „Das wäre die größte Katastrophe für uns.“

Nicht weit von seiner Schlachterei hält der Schlachtermeister eine eigene Schafherde mit 40 Mutterschafen, Lammfleisch gehört zu den Spezialitäten des Hauses. Wild aus der nahen Umgebung ist ebenfalls im Angebot. Der Verarbeitungsbetrieb ist technisch auf dem neuesten Stand, im kommenden Jahr muss er nach aktuellen EG-Richtlinien mit einer neuen Betäubungsanlage ausgestattet werden. Acht Angestellte hat die Schlachterei.

Im Ladengeschäft gehen Fleisch, Schinken und Würste aus eigener Herstellung über die Theke, gemeinsam mit seiner Ehefrau Susanne ist der Chef auch für den Partyservice zuständig. Für Eilige gibt eine Besonderheit: In der Küche der Landschlachterei kocht der Schlachtermeister Gerichte, die er in Gläser abfüllt: Wildragout, Sauerfleisch und Hühnerfrikassee, um nur einige zu nennen. Diese Aufgabe hat er von seinem 2016 verstorbenen Vater übernommen. „Ich hätte auch einen Koch einstellen können, aber das Kochen macht mir selbst so viel Freude,“ sagt der Unermüdliche. Die Pfandgläser werden natürlich wiederverwendet, eine Maßnahme gegen zu viel Verpackungsmüll. Sorge macht Hans-Dieter Busack die Zukunft seines Geschäfts, denn Nachwuchs zu bekommen ist schwierig. „Und wenn es Busack nicht mehr gibt,“ sagt er mit Bedauern, „dann gibt es keine Einkaufsmöglichkeit mehr in Wakendorf.“

Landschlachterei Busack, Hungertwiete 3, , www.landschlachterei-busack.de.

Genuss direkt von Feld

Obst und Gemüse schmecken am besten, wenn es frisch ist. Und frisch ist Ware, die auf kurzem Weg vom Erzeuger zum Verbraucher gelangt. „Frischer geht’s nicht“ heißt deshalb der Slogan der Familie Holst-Oldenburg in Nahe. Erdbeeren, Spargel, und Kartoffeln, Zwetschgen, Knubberkirschen und Mirabellen aus eigener Ernte kommen direkt in den Verkauf im Hofladen und während der Saison in Verkaufsstände in der Umgebung. Auf den Erdbeerfeldern des Betriebes können Erdbeeren selbst gepflückt werden.

Jan Holst-Oldenburg führt den Hof in der dritten Generation. „Meine Großeltern kamen in den 50er-Jahren von Mecklenburg nach Schleswig-Holstein. Bereits in den 60er-Jahren begannen sie mit dem Anbau von Erdbeeren, damals allerdings nur mit einer einzigen Sorte,“ sagt er. Die Ernte verkauften sie an Marmeladenfabriken; sie waren eine der ersten Erdbeererzeuger, die das Selbstpflücken möglich machten. Inzwischen kann die Kundschaft aus verschiedenen traditionellen und neuen Sorten wählen.

Frauke Holst-Oldenburg, die Mutter des gelernten Obstbauern, führt die Tradition fort und kocht Marmeladen, die im Hofladen das ganze Jahr über zu kaufen sind. 30 Hektar groß ist der Hof. „Seit drei Jahren bauen wir auch Spargel an,“ berichtet Jan Holst-Oldenburg. „Dank unser Foliengewächshäuser ist es möglich, Erdbeeren und Spargel zur gleichen Zeit anzubieten. Wir verfügen außerdem über eine Schälmaschine, dieser Service wird von unseren Kunden sehr gut angenommen.“

Den Hofladen führen Frauke Holst-Oldenburg und Schwiegertochter Wencke. Dort gibt es neben saisonalen Produkten aus eigener Produktion auch Äpfel aus der Haseldorfer Marsch, Eier aus Fahrenkrug, Eingemachtes und Säfte aus Nienwohld. Und Biowein, zwar nicht aus Nahe, aber von der Nahe. Winzer Georg Forster aus Rümmelsheim, begeisterter Schleswig-Holstein-Urlauber, kam auf der Suche nach einer Verkaufsstelle für seinen Wein in den Hofladen. Seitdem wird sein Wein von vielen Nahern im Kreis Segeberg geschätzt. Die Nachfolge ist bereits gesichert, die vierte Generation Holst-Oldenburger Obstbauern wächst schon heran. Sohn Michel (12) ist sich sicher: Er wird den Hof übernehmen.

Hofladen Holst-Oldenburg: Wakendorfer Str.13, Nahe (trotz Straßenausbau erreichbar), Homepage: www.holst-oldenburg.de.

Der Brotspezialist

Andreas Sommers ist Aussteiger, Ernährungsberater und Buchautor. Seine Leidenschaft: Brot. Im Alter von 40 Jahren hat Andreas Sommers sein Leben umgekrempelt, seinen Beruf aufgegeben und Ernährungsberatung studiert. Das ist 15 Jahre her, seitdem beschäftigt er sich mit dem Thema Brot. Nicht nur in der Theorie, sondern ganz praktisch. Auf dem Henstedt-Ulzburger Wochenmarkt bietet er allwöchentlich hausgebackenes Brot wie Dinkeltoast oder Kümmelbrot an.

Der Ernährungsberater lässt dem Brot Zeit. Um am Donnerstag seine Brotspezialitäten verkaufen zu können, beginnt er am Sonntag mit den Vorbereitungen. Das Mehl wird frisch gemahlen. Gern verbackt er alte Getreidesorten, wie Emmer oder Waldstaudenroggen. Als Triebmittel verwendet der Brotfan zumeist Natursauerteig, der muss geführt werden, der Teig muss ruhen. Sommers weiß: „Das Getreide ist eine wehrhafte Pflanze. Damit sie in der Natur nicht gefressen wird, bildet sie Schadstoffe, die im Sauerteig aber abgebaut werden.“ Das fertige Brot braucht ebenfalls einen Tag Ruhe, sonst ist es nicht gut bekömmlich. Dafür hält es sich aber eine Woche frisch.

Mit seinem mobilen Backofen ist der Brotspezialist auch auf Landmärkten vertreten: In Uetersen, Barmstedt und Trittau, am 26. und 27.Mai bei „Trends“ im Stadtpark Norderstedt. Wer selbst nach Sommers Rezepten backen möchte, kann Backmischungen bei ihm kaufen, auch über das Internet. Seine Getreide kommen zumeist direkt von den produzierenden Landwirten. „Leidenschaft Brot“ ist Andreas Sommers Motto.

Zu diesem Thema hat er bereits zwei Bücher veröffentlicht. Dazu sind e-Books über gesunde Ernährung, die Geschichte des Brotes und seine Erfahrungen erschienen, die er beim Kochen mit Kindern in einer offenen Ganztagsschule gesammelt hat.

Er möchte den Menschen das richtige Wissen über Ernährung nahebringen. Dazu hält er Vorträge und bietet Kochkurse an. In seinem Haus gibt er 20- bis 30-mal im Jahr Brotbackseminare. „Ich bin kein Weltverbesserer“, sagt er von sich. „Ich möchte den Leuten helfen, Lebensmittel richtig einzuschätzen und vielleicht alte Gewohnheiten zu durchbrechen.“

Infos unter www.Leidenschaft-Brot.de und unter www.Brot-selberbacken.de.