Norderstedt. Projekt „Wohnen und Arbeit“, an dem Kreis, die Stadt Norderstedt, die Diakonie und das Jobcenter mitwirken, ist erfolgreich angelaufen.

Zum Beispiel Uwe X. Obdachlos, untergekommen in der Notunterkunft am Langenharmer Weg, starker Trinker. Ein Mensch, den das Leben irgendwie aus der Bahn gehauen hat, von der Alkoholsucht gezeichnet und unfähig, seine Belange zu regeln. Dabei hatte er mal einen Alltag, mit Job und Familie, und er verfügt über eine abgeschlossene Ausbildung und Berufserfahrung. Uwe X. weiß also, wie das geht, integriert zu sein, ein Leben zu haben.

Dass Uwe X. heute nicht mehr am Langenharmer Weg wohnt, sondern irgend­wo ganz regulär in Hamburg, dass er Arbeit hat, ein eigenes Einkommen, wieder einen Alltag und Selbstwertgefühl, dass er abstinent ist und soziale Kontakte wieder pflegt, das ist eine Erfolgs­geschichte, die das Projekt „Wohnen und Arbeit“ des Diakonischen Werkes Hamburg-West/Südholstein mit ihm gemeinsam geschrieben hat.

Der Kreis Segeberg, die Stadt Norderstedt, das Jobcenter Kreis Segeberg und die Diakonie haben das Projekt 2015 gestartet. Der Kreislauf „Keine Arbeit, keine Wohnung, keine Arbeit!“ soll durchbrochen werden. Menschen mit komplexen besonderen sozialen und persönlichen Schwierigkeiten wie Verschuldung, der unbewältigten Erfahrung von Verlust und Trauer, mit psychischen Beeinträchtigungen, sozialen Ängsten und körperlichen Einschränkungen sind die Zielgruppe. Durch intensive Betreuung und einen persönlichen Hilfeplan, durch verpflichtende Arbeit in der Toys Company des Kooperationspartners Dekra und der Unterbringung in zwei angemieteten, privaten Projekthäusern, sollen die Teilnehmer wieder zurück ins bürgerliche Leben finden. 18 Monate darf das pro Person maximal dauern und 625 Euro pro Person und Monat kosten, der Kreis Segeberg und das Jobcenter zahlen zu gleichen Teilen.

Das Projekt ist zunächst bis Ende des Jahres befristet

Bis März wurden seither 15 Klienten in dem Projekt betreut, von einer extra dafür zertifizierten Mitarbeiterin der Diakonie. Laut einer im Sozialausschuss vorgestellten Bilanz haben von diesen Klienten vier das Projekt erfolgreich abgeschlossen, haben also Wohnung und Arbeit. So wie Uwe X., der das Projekt schon nach einem Jahr verlassen konnte. Ein Teilnehmer wurde in eine andere Maßnahme vermittelt, drei Klienten haben einen Arbeitsplatz, aber noch keine Wohnung – das Hauptproblem. Fünf Klienten, bei denen das Projekt gefruchtet hat, müssen jetzt wieder zurück in Notunterkünfte, weil Menschen ohne angemessenes Einkommen und mit negativem Schufa-Eintrag quasi ohne Chance auf dem Wohnungsmarkt sind.

Derzeit werden noch fünf Klienten betreut und vier weitere werden auf die Aufnahme in den Projekthäusern vorbereitet. Befristet ist das Projekt bis Ende 2018. Die Diakonie wirbt derzeit für die weitere finanzielle Unterstützung des aus ihrer Sicht in der Region einzigartigen Projektes. „Der Wegfall der finanziellen Unterstützung würde bedeuten, dass Wohnungslose ohne Job keine individuelle und ganzheitliche Hilfe erfahren. Sie würden chancenlos auf der Straße oder in prekären Unterkünften leben, ihre Gesundheit gefährden und somit de facto die Sozialkassen belasten“, beschreibt die Diakonie in ihrem Fazit an den Sozialausschuss die Situation. Die Probleme bei der Anmietung von Wohnraum würden derzeit von der städtischen Beauftragten für die Wohnungssuche, Katrin Fasel, gelindert. Mit ihr stehe das Projekt im regen Austausch.